Die dunkle Seite der Indexfonds Passive Investments als Gefahr
Die stark steigende Nachfrage beschert den verschiedenen Exchange Trades Funds (ETFs) nicht nur Zuwächse, sondern auch Kritik: Passive Investments könnten sich zur Kommandowirtschaft entwickeln, Unternehmen außerhalb der Indizes könnten pleitegehen.
Kritische Stimmen warnen schon seit längerer Zeit vor Indexfonds oder ETFs. Darunter sind passive Investments, deren Management sich auf die Nachbildung der jeweiligen Indizes beschränkt, zu verstehen. Die so relativ niedrig gehaltenen Kosten machen aus Anlegersicht nur einen der zahlreichen Vorteile aus, kaum ein aktiv gemanagter Fonds hat es in der Vergangenheit überhaupt geschafft, seine Benchmark zu schlagen. Warum sollen derartige passive Investments nun eine Gefahr für das kapitalistische System sein?
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Von Leibeigenschaft und Marxismus - passive Investments in der Kritik
Mit Inigo Fraser-Jenkins formuliert der Chefstratege der Investmentbank Bernstein das Ergebnis einer hauseigenen Studie in deutlichen Worten: Er sieht im Siegeszug der ETFs eine größere Gefahr als im Marxismus, das gesamte kapitalistische System würde ruiniert. Würden nämlich alle Unternehmen an den Märkten gleich behandelt, wie er es für passive Investments unterstellt, könnte die Finanzierungsfunktion nicht mehr erfüllt werden: Gut wirtschaftende Firmen erhalten normalerweise günstig Geld, bei schlechteren Geschäftsverläufen werden sie an den Märkten bestraft.
Insbesondere die aktiven Fondsmanager, die für ihre Investments durchaus außerhalb der Indizes interessante Unternehmen suchen, aber eben auch Wackelkandidaten abstrafen, geraten aktuell deutlich unter Druck: Allein in den USA wanderten im Jahr 2015 108 Milliarden US-Dollar aus aktiv gemanagten Aktienfonds und weitere fast 26 Milliarden US-Dollar aus Bonds in Richtung ETFs. Passive Investments in Aktien legten im Gegenzug um 257 Milliarden US-Dollar und ähnliche Produkte auf Anleihebasis um fast 94 Milliarden US-Dollar zu.
Bei einer Konzentration auf die Indizes besteht die Gefahr der Gleichmacherei."
Warnende Stimmen werden lauter - allgemeine Stimmung auf der Kippe
Zunächst mag es folgerichtig erscheinen, dass insbesondere das aktive Management von Investmentfonds eine Gefahr in den deutlich schlankeren ETFs sieht: Für Anleger ist es schwer nachvollziehbar, warum die Ergebnisse der hoch dotierten Fondsmanager regelmäßig hinter den Benchmarks zurückbleiben. Trotzdem dürfen die angemeldeten und per Studie belegten Bedenken, die bereits in der Vergangenheit regelmäßig geäußert wurden und nun an Vehemenz gewinnen, nicht einfach von der Hand gewischt werden. Aktives Management heißt nämlich auch, dass der Markt selektiert wird und kleinere Unternehmen mit großem Potenzial ebenfalls die Chance auf Kapital erhalten.
Bei einer Konzentration auf die Indizes besteht nicht nur die Gefahr der Gleichmacherei, vorherrschende Entwicklungen nicht konsequent zu hinterfragen und diesen weiter blind zu folgen, kann auch eine drastische Entfernung vom Markt verursachen. Derzeit steckt rund ein Drittel des globalen Kapitals in ETFs - die Diskussionen darum müssen sachlich geführt werden.