Porsche wollte mehr als 75% der Volkswagen-Anteile übernehmen

Serie Geschichte: Übernahmeschlacht 2008 Porsche: Versuch VW zu schlucken

Es ist ein Freispruch ohne Fehl und Tadel - vor wenigen Tagen gingen der frühere Porsche-Chef Wiedeking und sein damaliger Finanzvorstand Härter als uneingeschränkte Sieger aus einem Strafverfahren hervor, in dem sie wegen unzulässiger Marktmanipulationen angeklagt waren. Der Prozess vor dem Stuttgarter Landgericht drehte sich nochmal um die Übernahmeschlacht 2008 bei VW.

Für die beiden Angeklagten stand einiges auf dem Spiel. Hätte die Staatsanwaltschaft Erfolg gehabt, drohten Wiedeking und Härter Gefängnisstrafen von jeweils mehr als zwei Jahren. Die Ankläger sahen keinen Anlass für eine Bewährung. Doch die Ankläger erlitten eine herbe Niederlage und mussten sich vom Vorsitzenden Richter sogar mangelnde Substanz nachsagen lassen. An ihren Vorwürfen sei "... nichts dran - nichts, weder vorne, noch hinten, noch in der Mitte", so der Richter - eine ungewöhnlich harsche Kritik.

Volkswagen - kurzzeitig teuerste Aktie der Welt 

Worum ging es in dem Prozess? In dem Verfahren wurde nochmals die Übernahmeschlacht aus dem Jahre 2008 juristisch aufgearbeitet. Damals wollte Porsche mehr als 75 Prozent der Volkswagen-Anteile übernehmen - ein Vorhaben, das wenig später an Finanzierungsschwierigkeiten scheitern sollte. Doch die Vorbereitungen dazu waren weit gediehen. Zuvor hatten Wiedeking und Härter monatelang Übernahmegerüchte öffentlich dementiert. Dann platzte am 26. Oktober 2008 die Bombe, als die Übernahmeabsicht bekanntgegeben wurde. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich Porsche durch Aktienkäufe und Optionen bereits 74 Prozent der VW-Anteile gesichert. 

Als unmittelbare Folge der Ankündigung verfünffachte sich der Kurs der VW-Aktie damals fast. Er schoss von 210 Euro auf über 1000 Euro pro Aktie und wurde damit kurzzeitig zum teuersten Börsentitel der Welt.

Allerdings beruhigte sich der Kurs danach sehr schnell und kehrte bereits Anfang 2009 wieder auf sein altes Niveau zurück. Dennoch bedeutete das kurzfristige Kurshoch für manche Hedgefonds drastische Verluste, die auf sinkende Aktienpreise gesetzt hatten. 

Vorwürfe ohne Belege 

An diesem zeitlichen Ablauf hing sich die Anklage auf. Der Vorwurf lautete, Wiedeking und Härter hätten durch ihre monatelangen Dementis und die dann folgende plötzliche Übernahme-Ankündigung bewusst versucht, den VW-Aktienkurs zu ihren Gunsten zu manipulieren. Als Motiv unterstellten die Staatsanwälte den Wunsch, bereits aufgelaufene und noch drohende Verluste aus den Optionsgeschäften zu vermeiden, indem man den VW-Aktienkurs durch gezielte Informations- und Desinformationspolitik künstlich in die Höhe trieb.

Allerdings konnte die Staatsanwaltschaft für diese Behauptung keine Beweise vorlegen. Weder fanden sich entsprechende Belege, noch gaben Zeugenaussagen Hinweise auf eine Manipulationsabsicht. Auch die seinerzeitigen Verlustrisiken für Porsche wurden offenbar viel zu hoch angesetzt. Bei einer eventuellen Revision vor dem BGH wird die Staatsanwaltschaft ihre Vorwürfe besser begründen müssen.

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