Worauf Anleger bei der Auswahl achten müssen Private Equity, genau prüfen
Private Equity gilt als Königsdisziplin der alternativen Investments.
Der Reiz liegt auf der Hand: hohe Renditechancen, Zugang zu nicht börsennotierten Unternehmen, Beteiligung an Wachstumsstorys, die dem breiten Markt oft verborgen bleiben. Doch das Potenzial geht einher mit besonderen Anforderungen – sowohl an das Kapital als auch an die Geduld der Anleger.
Thomas Frey, Partner bei HRK Lunis, bringt es auf den Punkt: „Die Auswahl eines Private-Equity-Fonds ist ein bisschen wie die Entscheidung für eine Ehe – man sollte sehr genau prüfen, mit wem man sich langfristig bindet.“ Und in der Tat: Wer sein Kapital in diese illiquide und langfristige Anlageklasse steckt, muss sich über viele Aspekte im Klaren sein – nicht nur über die versprochene Rendite.
Was ist Private Equity – und was macht es besonders?
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Private Equity bezeichnet Beteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen.
Die Investmentfonds, die in diesem Bereich aktiv sind, sammeln Kapital von institutionellen oder vermögenden privaten Anlegern und investieren dieses in Unternehmen mit hohem Wachstumspotenzial – sei es in Form von Start-ups, Familienunternehmen, Restrukturierungsfällen oder etablierten Mittelständlern.
Charakteristisch für diese Anlageform ist:
- Langfristiger Anlagehorizont, oft zwischen 7 und 12 Jahren
- Illiquidität, da eine Rückgabe vor Laufzeitende in der Regel nicht möglich ist
- Starke Abhängigkeit vom Fondsmanager, da dieser über Auswahl, Management und Exit entscheidet
- Intransparenz, verglichen mit börsennotierten Anlagen
Gerade Letzteres macht eine fundierte Auswahlentscheidung so entscheidend – denn wer einmal investiert ist, kann kaum noch eingreifen.
Die Auswahl eines Fonds: Eine Frage des Vertrauens und der Analyse
Bei der Bewertung eines Private-Equity-Fonds geht es nicht nur um vergangene Renditen oder ein attraktives Pitch Deck. Es ist eine ganzheitliche Prüfung erforderlich – so, wie man sich auch bei einem zukünftigen Partner nicht nur auf schöne Worte verlassen sollte. Thomas Frey rät Anlegern, die Auswahl mit klarem Blick und gründlicher Vorbereitung anzugehen.
Wichtige Faktoren, die zu beachten sind:
- Track Record des Managementteams: Wie erfolgreich waren vergangene Fonds? Welche Erfahrungen bringen die Verantwortlichen mit?
- Transparenz und Kommunikation: Gibt es regelmäßige Berichte, offene Kommunikation, nachvollziehbare Strategien?
- Investmentfokus: In welche Regionen, Branchen oder Unternehmensgrößen wird investiert? Passen diese zur Risikoneigung des Anlegers?
- Gebührenstruktur: Wie hoch sind Management Fees und Performance Fees? Wie fair ist die Verteilung der Rendite zwischen Fondsmanager und Investor?
- Co-Investment des Managers: Investiert der Fondsmanager selbst signifikant mit? Das erhöht die Glaubwürdigkeit und die Interessengleichheit.
Wer diese Fragen sorgfältig prüft, reduziert das Risiko, in einen Fonds mit überzogenen Versprechungen oder mangelndem Können zu geraten.
Renditeversprechen kritisch hinterfragen
Thomas Frey bringt es treffend auf den Punkt: „Wer einen Private-Equity-Fonds auswählt, sollte nicht nur auf das Schöne achten, sondern vor allem auf das Substanzielle.“ Wer sorgfältig prüft, die richtigen Fragen stellt und sich nicht blenden lässt, kann von Private Equity langfristig profitieren – mit realistischen Erwartungen, einem passenden Zeithorizont und einem verlässlichen Partner an der Seite."
Viele Private-Equity-Fonds werben mit zweistelligen Renditen – und tatsächlich konnten führende Häuser in der Vergangenheit beeindruckende Ergebnisse vorweisen. Doch diese Zahlen dürfen nicht unreflektiert übernommen werden.
Zum einen handelt es sich häufig um interne Renditen (IRR), die durch frühe Exits künstlich aufgebläht sein können. Zum anderen können wirtschaftliche Rahmenbedingungen, regulatorische Eingriffe oder schlichtweg Fehleinschätzungen zu deutlichen Abweichungen führen.
Ein gesundes Maß an Skepsis ist daher angebracht. Anleger sollten prüfen:
- Sind die Renditeziele realistisch oder hochglanzpoliert?
- Welche Annahmen stecken hinter den Zahlen?
- Wie wurden Risiken im Modell berücksichtigt?
Besonders in einem Umfeld steigender Zinsen, unsicherer Konjunktur und geopolitischer Spannungen sind konservative Planungen oft glaubwürdiger als aggressive Wachstumsfantasien.
Vertragliche Rahmenbedingungen: Der Teufel steckt im Detail
Private-Equity-Investments sind nicht standardisiert. Das bedeutet: Jeder Fonds hat seine eigenen Bedingungen, die im sogenannten Limited Partnership Agreement oder Beteiligungsvertrag festgelegt werden.
Hier lohnt sich der kritische Blick – oder besser noch: die Beratung durch erfahrene Fachleute. Denn Details wie Kapitalabrufe, Exit-Strategien, Laufzeitverlängerungen, Reinvestitionsoptionen oder Rückgaberechte können erheblichen Einfluss auf die Liquiditätsplanung und das Risikoprofil haben.
Auch steuerliche Aspekte dürfen nicht übersehen werden. Je nach Fondsstruktur, Sitz des Fonds, Art der Einkünfte und Anlegerstatus können sich erhebliche Unterschiede bei der steuerlichen Behandlung ergeben.
Der Faktor Geduld – Private Equity ist nichts für Ungeduldige
Ein weiterer Aspekt, den Thomas Frey betont: Wer in Private Equity investiert, braucht vor allem Geduld und Disziplin. Die Kapitalbindung ist langfristig, Rückflüsse kommen oft erst nach mehreren Jahren. Zwischenzeitliche Wertentwicklungen lassen sich nicht täglich auf dem Depot sehen – der Erfolg zeigt sich oft erst am Ende des Investitionszyklus.
Daher ist es wichtig, dass Private Equity nur einen Teil des Gesamtvermögens ausmacht und gut in ein breit gestreutes Portfolio eingebettet ist. Idealerweise steht das investierte Kapital langfristig zur Verfügung, ohne dass es für andere Zwecke benötigt wird.
Fazit: Vertrauen ist gut – fundierte Prüfung ist besser
Private Equity kann eine wertvolle Ergänzung in einem langfristig ausgerichteten Vermögensportfolio sein. Die Renditechancen sind attraktiv, und der Zugang zu unternehmerischem Wachstum abseits der Börse eröffnet spannende Möglichkeiten.
Doch der Einstieg will gut überlegt sein. Der Vergleich mit einer Ehe ist mehr als nur ein Bild: Wer sich bindet, muss sich vorher sicher sein.
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