Rückbesinnung auf das Früher Produkte mit Tradition sind in
Die Rückbesinnung auf traditionelle Produkte gehört zu den Trends, die Marketingexperten immer wieder beobachten. Oft sind es kleine Familienbetriebe, die sich den Herausforderungen einer plötzlich ansteigenden Nachfrage stellen müssen.
Manchmal ist es einem kleinen Zufall zu verdanken, dass ein Produkt, das es bereits seit vielen Jahrzehnten gibt, sich plötzlich so gut verkauft, dass die Nachfrage kaum zu befriedigen ist. Als Exempel kann der Füllhalter Kaweco Sport Classic dienen. Das graue, relativ unscheinbare Modell mit einem Kunststoffgehäuse wird zum Verkaufspreis von knapp 18 Euro in gut sortierten Schreibwarengeschäften angeboten. Hergestellt wird der Füller mit viel Handarbeit in einer kleinem Familienbetrieb in Nürnberg. Die Wurzeln der Federhalter-Firma reichen bis 1883 zurück.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Kleine Ursache, große Wirkung
Um so erstaunlicher ist es, dass sich plötzlich sehr viele Menschen aus dem In- und Ausland für einen Füller begeistern, dessen Design seit 1935 kaum verändert wurde. In diesem konkreten Fall fanden die Firmenbesitzer den Auslöser für den Hype: In einer New Yorker Zeitung hatte ein renommierter Autor in einem Interview von seinem Füller geschwärmt und den Kaweco Sport als einen preisgünstigen Mercedes bezeichnet. Die Resonanz war gewaltig. Innerhalb kürzester Zeit stiegen die Absatzahlen in den Vereinigten Staaten - und später auch in anderen Ländern - sprunghaft an.
Der Konsument ein irrationales Wesen?
Was rein zufällig anmutet, entspricht einem Muster, das im Marketing immer wieder eine Rolle spielt. Auf den ersten Blick erscheint es völlig absurd, dass im Zeitalter moderner Kommunikationstechniken, in einer Zeit, in der kaum noch handschriftlich Briefe verfasst werden, plötzlich ein schlichter Füllfederhalter zum Kultobjekt avanciert. Solche Trends tauchen immer wieder auf, weil sich Menschen offenbar gerade in Zeiten heftiger Umbrüche nach Vertrautem sehnen. Dann besinnen sie sich auf traditionelle Werte und das Interesse an traditionellen Produkten steigt.
Die Rückbesinnung auf traditionelle Produkte gehört zu den Trends, die Marketingexperten immer wieder beobachten."
Chance und Risiko für kleine Unternehmen
Meist sind es Nischenprodukte, die seit Jahrzehnten relativ unverändert in kleinen Familienunternehmen hergestellt werden. Nicht selten sind Traditionsfirmen von der explodierenden Nachfrage völlig überfordert. Die bestehenden Kapazitäten sind zu eng begrenzt, um die Produktionszahlen innerhalb kürzester Zeit so hochzufahren, dass keine Lieferengpässe entstehen. Trotzdem raten Experten, der Versuchung des großen Geschäfts zu widerstehen.
Firmeninhaber, die in einer solchen Situation Neubauten mit modernen Anlagen errichten, riskieren den Verlust des Markenkerns. Als bessere Strategie erweist es sich, am Bewährten festzuhalten und die Produktion nicht stark auszuweiten. Die Befürchtung, dass sich die Kunden bei längeren Lieferzeiten abwenden könnten, erweist sich in der Praxis als unbegründet. Im Gegenteil - die Knappheit reizt die Kauflust noch weiter an.
Freiräume schaffen für ein gutes Leben.
