Der statistische Basiseffekt sorgt dafür Rückkehr der Inflation
Im Augenblick scheint die Gefahr von Inflation weit weg. Im Gegenteil, Mario Draghi und seine Mitstreiter treibt eher die Angst vor Deflation um. Und auch die amtlichen Zahlen zur Preisentwicklung deuten nicht auf eine Trendwende hin. Dennoch gibt es Gründe, warum der Preisindex demnächst wieder anziehen könnte - nicht zuletzt aufgrund eines technischen Effekts.
Nach der aktuellen Schätzung des Statistischen Bundesamtes haben sich die Preise hierzulande im Juli gegenüber dem Vormonat praktisch nicht verändert. Im Vergleich zum Vorjahr lag die Preiszunahme mal gerade bei 0,4 Prozent. Nicht viel anders sieht es in anderen europäischen Ländern aus. Die EZB hält Preisstabilität noch bis zu einer Inflationsrate von zwei Prozent für gegeben - erst bei Werten darüber herrscht danach "echte" Inflation. Doch von dieser Marke sind wir derzeit ein gutes Stück entfernt.
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Ölpreisentwicklung sorgt rechnerisch für Inflation
Dennoch gehen selbst Experten, die sonst mit Inflationsprognosen eher zurückhaltend sind, davon aus, dass die Inflation demnächst wieder steigen wird. Schuld daran ist ein statistischer Effekt, der mit der Ölpreis-Entwicklung zusammenhängt. Im vergangenen Jahr erreichte der Ölpreis Tiefststände, hat sich aber - trotz immer wieder auftretender Schwankungen - mittlerweile davon erholt. Ein erneutes dramatisches Abrutschen ist derzeit nicht absehbar. Bei Preisvergleichen zum Vorjahr wird der Ölpreis daher bis auf Weiteres mit hoher Wahrscheinlichkeit Steigerungen aufweisen. Das ist selbst dann der Fall, wenn der Preis nicht weiter anzieht, sondern annähernd gleich bleibt. Da die Ausgaben für Heizöl und Benzin einen wichtigen Bestandteil im Lebenshaltungskostenindex ausmachen, schlägt sich das auch in der Inflationsrate insgesamt nieder.
Kerninflation weniger eindeutig
Wenn man die Ölpreise aus der Inflation herausrechnet und sich nur auf die sogenannte "Kerninflation" beschränkt, ist die Entwicklung dagegen weniger eindeutig. Hier ist eher mittelfristig von einem möglichen Anstieg auszugehen. Dies wäre zum Beispiel zu erwarten, wenn es in der Eurozone zu einem nachhaltigeren Wirtschaftsaufschwung kommen sollte. Steigende Löhne könnten dann zu einem Nachfragedruck führen, der auch den Preisen Auftrieb verleihen würde.
Die EZB hält Preisstabilität noch bis zu einer Inflationsrate von zwei Prozent für gegeben."
Auch von einer anderen Seite könnten Impulse in Richtung Preisanstieg ausgehen. In manchen Staaten wird wieder stärker darüber nachgedacht, die Konjunktur mit schuldenfinanzierten staatlichen Investitionsprogrammen anzukurbeln. Die dadurch generierte zusätzliche Nachfrage könnte ebenfalls Preissteigerungen bewirken. Ob es dazu kommt, steht einstweilen in den Sternen. Viel hängt von der weiteren wirtschaftlichen und politischen Entwicklung ab.
Wenn die Inflation anzieht, würden wahrscheinlich über kurz oder lang auch die Zinsen wieder steigen. Für Besitzer von Anleihen wäre das fatal, denn gerade bei den niedrigverzinslichen Titeln wäre dann mit drastischen Kursverlusten zu rechnen.