Lange Zeit wurden Schwellenländer von Investoren überwiegend als hochvolatile Satellitenmärkte wahrgenommen

Bei Aktien und Anleihen Schwellenländer: Chancen

Nach Jahren durchwachsener Performance, geopolitischer Unsicherheit und struktureller Kapitalabflüsse rücken die Schwellenländer – oder Emerging Markets – wieder stärker in den Fokus professioneller Investoren.

Insbesondere Vertreter von Swisscanto, der Fondsgesellschaft der Zürcher Kantonalbank, sehen im aktuellen Marktumfeld attraktive Einstiegschancen bei Aktien wie auch bei Anleihen aus den aufstrebenden Volkswirtschaften. Gestützt wird diese optimistische Einschätzung durch eine Kombination aus Bewertungsniveaus, makroökonomischen Trends und relativer Ruhe an den Devisenmärkten.

Differenzierte Märkte mit wachsender Eigenständigkeit

Lange Zeit wurden Schwellenländer von Investoren überwiegend als hochvolatile Satellitenmärkte wahrgenommen, stark abhängig von der US-Zinspolitik, den Rohstoffpreisen oder geopolitischer Großwetterlage. Doch diese Perspektive beginnt sich zu wandeln. Immer mehr Volkswirtschaften im globalen Süden – von Indien über Indonesien bis Mexiko – verfügen heute über stabilere Binnenmärkte, professionelle Notenbanken, sowie einen wachsenden lokalen Investorenkreis, der die Märkte robuster gegenüber externen Schocks macht.

Für Swisscanto ist klar: Schwellenländer sollten nicht mehr pauschal als homogene Risikoklasse gesehen werden, sondern als vielschichtige, zunehmend differenzierte Investmentwelt. Diese reicht von strukturell wachsenden Konsumgesellschaften bis hin zu rohstoffbasierten Volkswirtschaften mit fiskalischem Spielraum und hoher Zinsdifferenz gegenüber Industrieländern.

Aktien: Fundamentaldaten überzeugen, Bewertungen attraktiv

Besonders deutlich äußert sich das Swisscanto-Team zur Bewertungssituation bei Schwellenländeraktien.

Viele dieser Märkte seien nach Jahren der Underperformance im Verhältnis zu den Industriestaaten unterbewertet, sowohl gemessen am Kurs-Gewinn-Verhältnis als auch an der relativen Marktkapitalisierung.

Gleichzeitig wachse die Profitabilität vieler Unternehmen, unterstützt durch Digitalisierungsdynamik, demografische Entwicklung und regionale Konsumnachfrage.

Chancen sieht man insbesondere:

  • In asiatischen Technologie- und Konsumwerten mit starker Binnenmarktorientierung,
  • in ausgewählten Finanzwerten mit solider Kapitalausstattung,
  • in Unternehmen, die von staatlichen Infrastrukturprogrammen profitieren.

Zudem profitierten viele börsennotierte Firmen in Schwellenländern von einer relativen Zinspause oder gar Lockerung der Geldpolitik, was im Gegensatz zu den restriktiveren Zyklen der Industrieländer stehe.

Anleihen: Hohe Renditen, stabile Fundamentaldaten

Die Kapitalmärkte der Schwellenländer bieten aus Sicht der Zürcher Kantonalbank und Swisscanto aktuell eine ungewöhnlich attraktive Mischung aus Bewertungs- und Ertragspotenzial – sowohl im Aktien- als auch im Anleihesegment. Unterstützt durch günstige volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen, eine differenziertere Marktstruktur und geldpolitische Entspannung in vielen Ländern, könnten Emerging Markets im laufenden Jahr zu einem der dynamischeren Bausteine in globalen Portfolios werden."

Auch auf der Rentenseite sieht Swisscanto aktuell Potenzial. Besonders lokal denominierte Staatsanleihen bieten aus Sicht der Analysten attraktive Realrenditen, ohne dass gleichzeitig ein signifikantes Währungsrisiko bestünde – zumindest bei gezielter Länder- und Laufzeitwahl. Viele Schwellenländer haben nach der Pandemie ihre Haushalte konsolidiert, Währungsreserven aufgebaut und externe Abhängigkeiten reduziert.

Zudem verweist die Zürcher Kantonalbank auf den Umstand, dass zahlreiche Notenbanken in den Emerging Markets früher und entschlossener gegen die Inflation vorgegangen seien als ihre Pendants in Europa oder Nordamerika – mit dem Ergebnis, dass die Zinsspitze vielerorts bereits erreicht oder sogar überschritten wurde. Dies ermögliche potenzielle Kursgewinne bei künftig sinkenden Renditen.

Insbesondere genannt werden:

Risiken bleiben – aber sind eingepreist

Trotz der optimistischen Haltung verschließen die Experten nicht die Augen vor den strukturellen Risiken der Region. Dazu zählen etwa politische Instabilität, Unsicherheiten im Verhältnis zu China, sowie die nach wie vor bestehende Abhängigkeit vieler Länder von Rohstoffpreisen oder globalen Kapitalströmen.

Allerdings, so betonen die Fondsmanager, seien viele dieser Risiken am Markt bereits eingepreist. Die Bewertungsabschläge gegenüber entwickelten Märkten seien hoch, während die Fundamentaldaten vieler Länder sich verbessert hätten. Wer breit diversifiziere und länderspezifisch selektiere, könne diese Risiken gezielt managen.

Wichtig sei auch die Wahl des richtigen Zugangs: Aktives Management, flexible Allokation und integriertes Währungsrisikomanagement seien entscheidend, um nicht nur auf Indexebene, sondern auf Basis tatsächlicher Einzeltitelselektion von der Schwellenländerstory zu profitieren.

Fazit

Die Kapitalmärkte der Schwellenländer bieten aus Sicht der Zürcher Kantonalbank und Swisscanto aktuell eine ungewöhnlich attraktive Mischung aus Bewertungs- und Ertragspotenzial – sowohl im Aktien- als auch im Anleihesegment. Unterstützt durch günstige volkswirtschaftliche Rahmenbedingungen, eine differenziertere Marktstruktur und geldpolitische Entspannung in vielen Ländern, könnten Emerging Markets im laufenden Jahr zu einem der dynamischeren Bausteine in globalen Portfolios werden.

Voraussetzung ist allerdings ein bewusst differenzierender Blick: Nicht jeder Markt ist gleich, nicht jeder Titel trägt gleichermaßen. Doch wer selektiv investiert, Geduld mitbringt und Risiken steuern kann, dem bieten sich in den Schwellenländern derzeit realistische Chancen – jenseits der klassischen Risikozuschreibung.

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