Stagnation bei gleichzeitiger Inflation Stagflation, der neue Trend?
Immer häufiger reden Wirtschaftsexperten von Stagflation. Ihre Befürchtung: Die britische Wirtschaft könnte nach dem Brexit ins Taumeln geraten und die gesamte Welt mitreißen. Was können Anleger angesichts des Schreckensszenarios tun?
Seit sich die Briten gegen einen Verbleib in der Europäischen Union ausgesprochen haben, sehen die Prognosen für die britische Wirtschaft düster aus. Aufträge wurden storniert, Projekte auf Eis gelegt und das Neugeschäft ist ins Stocken geraten. Ökonomen gehen davon aus, dass die Zeiten des britischen Wirtschaftswachstums vorläufig zu Ende sind. Für das dritte Quartal prognostizieren sie bereits einen Rückgang um 0,4 %. Gleichzeitig gerät das Britische Pfund unter Druck. Was die Touristen freut, ist ein Alptraum für die britischen Verbraucher. Mit den steigenden Kosten für Importgüter und Lebenshaltung wird gleichzeitig die Inflation angeheizt - das klassische Bild der Stagflation.
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Negative Auswirkungen auf die Außenhandelsbeziehungen
Während Befürworter des Brexit noch verhalten jubeln, rechnen Fachleute wie Joshua McCallum von der UBS bereits kühl nach. Der Fixed-Income-Experte meint mit Hilfe der Spieltheorie nachweisen zu können, dass die Briten bei Verhandlungen mit anderen Staaten im Alleingang deutlich schlechtere Karten haben. Der Zugang zu anderen Märkten könnte schwieriger werden. Schwächelt der Außenhandel, trägt das ebenfalls zur Stagflation bei.
Weltweite Stagflation - ein mögliches Szenario?
Leidet die britische Wirtschaft, ist es unter den Bedingungen der Globalisierung unwahrscheinlich, dass die Auswirkungen nicht auch außerhalb der Insel zu spüren sein werden. Daniel Saurenz, ehemaliger Redakteur der Financial Times Deutschland, befürchtet, dass in den nächsten drei bis fünf Jahren überall das Risiko einer stagflationären Entwicklung besteht. Wird der Dollar stärker, leiden nicht nur die Vereinigten Staaten von Amerika, sondern auch die meisten Schwellenländer. Eine Abwertung des Chinesischen Yuan hätte globale Auswirkungen, die sich niemand wünscht. Pimco befürchtet, dass die Zentralbanken versucht wären, die lockere Geldpolitik fortzusetzen, um der stagnierenden Wirtschaft auf die Sprünge zu helfen. Auswirkungen auf die Preisstabilität wären die Folge.
Mit den steigenden Kosten für Importgüter wird die Inflation angeheizt."
Diversifikation lautet das Gebot der Stunde für Anleger
Trotzdem sollten sich Anleger von Stagflation und anderen Szenarien nicht aus der Ruhe bringen lassen und in Aktien investieren, meint Dr. Georg Graf von Wallwitz, Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH. Diese Entwicklungen seien politisch bedingt und wären kein Ausdruck einer wirtschaftlichen Krise. Viele Analysten kommen nach Auswertung der Fundamentaldaten zu dem Schluss, dass es momentan viele interessante Aktien gibt, die deutlich unterbewertet sind. Anleger, die beim Stock Picking unsicher sind, sollten sich für breit gestreute Multi-Asset-Fonds entscheiden oder sich von einem unabhängigen Berater bei der Auswahl geeigneter Investments unterstützen lassen.