Warum Raststätten trotz hoher Preise florieren Tank und Last
Monopolartige Strukturen, menschliche Gewohnheiten und ein unterschätztes Geschäftsmodell.
Wer mit dem Auto durch Deutschland reist und an einer Autobahnraststätte tankt, weiß, was ihn erwartet: Preise deutlich über dem Durchschnitt. Ob für Kraftstoff, Kaffee oder belegte Brötchen – kaum ein Ort verlangt für dieselben Produkte mehr. Und doch floriert das Geschäft.
Warum also nehmen Reisende diese hohen Kosten in Kauf? Und wieso scheint es, als gäbe es an deutschen Raststätten keine wirkliche Auswahl?
Ein Markt – ein Anbieter
Ein Großteil der rund 400 Autobahnraststätten in Deutschland wird von einem einzigen Betreiber dominiert: Tank & Rast. Seit der Privatisierung in den 1990er-Jahren hat das Unternehmen nahezu ein Monopol auf die Bewirtschaftung von Autobahnraststätten.
Verpachtet werden Tankstellen, Restaurants, Sanitäreinrichtungen – teils an Unteranbieter wie Aral, Shell oder Burger King –, aber immer unter zentraler Regie. Die daraus resultierende Marktmacht zeigt sich nicht nur in den Preisen, sondern auch in der Uniformität des Angebots.
Bequemlichkeit schlägt Preisbewusstsein
box
Trotz hoher Kosten wird das Angebot angenommen – und das aus nachvollziehbaren Gründen:
- Zeitdruck: Auf langen Fahrten wollen viele nicht abfahren, nur um günstiger zu tanken.
- Sicherheit: Eine bekannte Kette vermittelt Vertrauen – gerade bei Familien oder älteren Reisenden.
- Bequemlichkeit: Alles an einem Ort – Tankstelle, Toilette, Essen, Spielplatz.
Der Preis tritt in den Hintergrund, wenn es komfortabel, schnell und einfach geht.
Dieses Verhalten ist tief verankert – und genau darauf setzt das Geschäftsmodell.
Das Preisparadoxon der deutschen Autobahnen
Viele Autofahrer wissen: Ein paar Kilometer abseits der Autobahn liegen Spritpreise oft bis zu 20 Cent pro Liter niedriger. Auch Snacks und Getränke kosten dort meist die Hälfte. Doch dieses Wissen bleibt oft theoretisch – denn Spontanität schlägt Strategie, gerade im Stau oder bei Müdigkeit.
Hinzu kommt: Der Preisvergleich ist unterwegs schwierig. Die Transparenz von Vergleichsportalen greift hier nicht – und digitale Navigationshilfen leiten selten zur günstigeren Alternativtankstelle.
Ein Geschäftsmodell mit psychologischem Hebel
Solange die Mehrheit der Autofahrer bereit ist, für Bequemlichkeit, Sicherheit und Zeitersparnis zu zahlen, wird sich an dieser Struktur wenig ändern. Und Tank & Rast bleibt, was es seit Jahrzehnten ist: Ein fast unsichtbarer, aber hochprofitabler Gatekeeper der deutschen Reiselogistik."
Tank & Rast hat über die Jahre ein System etabliert, das nicht auf Preiskampf, sondern auf Situationsdominanz beruht. Die hohe Frequenz, die verlässliche Infrastruktur und der Standortvorteil ermöglichen Preise, die im freien Wettbewerb kaum durchsetzbar wären.
Und genau darin liegt die Besonderheit: Die Raststätte ist kein normaler Markt, sondern ein Ort, an dem Kunden nicht primär wählen – sondern reagieren. Das macht sie resistent gegen Preisbewusstsein.
Fazit: Raststätten sind keine Preis-, sondern Bequemlichkeitsorte
Der hohe Preis an Autobahnraststätten ist nicht Folge von Abzocke, sondern Ergebnis einer Marktstruktur, in der Zugang, Timing und psychologische Faktoren dominieren.
Solange die Mehrheit der Autofahrer bereit ist, für Bequemlichkeit, Sicherheit und Zeitersparnis zu zahlen, wird sich an dieser Struktur wenig ändern. Und Tank & Rast bleibt, was es seit Jahrzehnten ist: Ein fast unsichtbarer, aber hochprofitabler Gatekeeper der deutschen Reiselogistik.

Ich glaube, dass die Zusammenarbeit mit motivierten Menschen auf beiden Seiten zusätzliche Energie freisetzt