Studie der Hilfsorganisation Oxfam enthüllt Ungleichgewicht hilft Populisten
Pünktlich zum Start des Davoser Weltwirtschaftsforums hat die Entwicklungsorganisation Oxfam eine Studie veröffentlicht, die auf drastische Weise die wachsende Ungleichverteilung auf der Welt belegt. Danach besitzen die acht reichsten Menschen der Welt mehr Vermögen als die ärmere Hälfte der Menschheit. Dieser Zustand verstärke soziale Spannungen und treibe den Populisten neue Anhänger zu.
Laut Oxfam besaßen die acht reichsten Personen der Welt 2016 zusammen 426 Mrd. US-Dollar. Die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung - sie umfasst rund 3,6 Mrd. Menschen - brachte es dagegen nur auf 409 Mrd. US-Dollar. Als die Organisation im vergangenen Jahr die gleiche Untersuchung durchgeführt hatte, bestand noch ein "Gleichgewicht" zwischen TOP-Milliardären und Armen. Starke Ungleichverteilung ist dabei auch in entwickelten Industrieländern zu finden. In Deutschland besitzen zum Beispiel 36 Milliardäre mit 297 Mrd. US-Dollar Vermögen genauso viel wie die ärmeren 50 Prozent der Bevölkerung.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Abgehängte flüchten zu Populisten
Die Studien-Autoren sehen als eine wichtige Ursache für dieses weiter wachsende Auseinanderklaffen von Arm und Reich die Politik vieler Regierungen, die die Reichen begünstige. Diese betrieben, ebenso wie viele internationale Konzerne, eine aggressive Steuervermeidung, verlagerten Vermögen und Gewinne gezielt in Steuerparadiese und beförderten einen Wettbewerb unter den Staaten um die niedrigsten Steuersätze. Der großen Mehrheit der Weltbevölkerung stehen solche Möglichkeiten nicht zur Verfügung.
Immer mehr Menschen fühlten sich daher laut Oxfam-Studie von der Entwicklung abgehängt und würden dadurch in das Lager der Populisten getrieben. Überraschende und extreme politische Ausschläge wie die Brexit-Entscheidung oder die Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten seien die Folge. Vor diesem Hintergrund fordert Oxfam von den Teilnehmern des Davos-Forums wirksamere Maßnahmen gegen die Ungleichverteilung. Mindeststeuersätze für Konzerne, das Ende für Steueroasen und -schlupflöcher, mehr Transparenz bei Gewinnen und Steuerzahlungen sowie eine konsequenten Besteuerung großer Vermögen und Einkommen stehen auf der Wunschliste.
Mögen die Erkenntnisse und Forderungen von Oxfam auch plakativ sein, sie weisen dennoch auf den bestehenden Handlungsbedarf hin."
Nötig: wirksame Maßnahmen gegen Ungleichverteilung
Unumstritten ist die Oxfam-Studie nicht. Kritisiert wird u.a. die Methodik, dabei geht es zum Beispiel darum, was genau unter Vermögen zu verstehen ist. Andere Untersuchungen kommen durchaus zu abweichenden Ergebnissen. Allerdings bestätigen auch sie den Trend zur wachsenden Ungleichverteilung auf der Welt. So stellt auch die Bank Credit Suisse fest, dass 0,7 Prozent der Menschheit 45,2 Prozent des weltweiten Vermögens gehören, während 71 Prozent der Menschheit nur drei Prozent des Weltvermögens besitzen.
Mögen die Erkenntnisse und Forderungen von Oxfam auch plakativ sein, sie weisen dennoch auf den bestehenden Handlungsbedarf hin. Derzeit deutet allerdings wenig darauf hin, dass es bald zu einer politischen Wende in die "richtige Richtung" kommt. Dazu müssten die politischen Parteien sich der zugrundeliegenden sozialen Probleme zuwenden und ökonomische, ökologische und soziale Ungleichgewichte durch gezielte Politik ausgleichen.
"Finanzplanung ist Lebensplanung - Geben Sie beidem nachhaltig Sinn!"