Altersvorsorge-Strategie Vorzüge der Versorgungswerke
Die Altersvorsorge in Deutschland ist für viele Menschen an die gesetzliche Rentenversicherung gekoppelt.
Für Angehörige bestimmter freier Berufe besteht eine Ausnahme: Sie sind in sogenannten berufsständischen Versorgungswerken abgesichert. Diese Einrichtungen bieten eine interessante Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung und sind speziell auf die Bedürfnisse der freien Berufe zugeschnitten.
Was sind berufsständische Versorgungswerke?
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Berufsständische Versorgungswerke sind eigenständige Versorgungseinrichtungen, die speziell für Mitglieder freier Berufe eingerichtet wurden. Dazu zählen unter anderem Ärzte, Apotheker, Psychotherapeuten, Anwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer, Notare, Architekten und einige Ingenieure. Diese Berufsgruppen sind von der Pflicht zur Einzahlung in die gesetzliche Rentenversicherung befreit und sichern ihre Altersvorsorge stattdessen über die Versorgungswerke ab.
In Deutschland existieren derzeit etwa 90 Versorgungswerke mit rund einer Million Versicherten. Diese Organisationen verwalten nicht nur die Beiträge ihrer Mitglieder, sondern auch die Auszahlung von Renten, Berufsunfähigkeitsleistungen und Hinterbliebenenversorgung.
Wie funktionieren die Versorgungswerke?
Die Versorgungswerke basieren auf einem Umlageverfahren, ähnlich wie die gesetzliche Rentenversicherung, kombinieren dieses aber häufig mit Kapitaldeckungselementen. Das bedeutet, dass die Beiträge der Versicherten teilweise direkt zur Finanzierung der aktuellen Renten verwendet werden, während ein anderer Teil kapitalgedeckt angelegt wird, um zukünftige Ansprüche zu sichern.
Mitgliedschaft
- Die Mitgliedschaft in einem Versorgungswerk ist für Angehörige bestimmter freier Berufe verpflichtend. Voraussetzung ist in der Regel die Zulassung zur jeweiligen Berufskammer (z. B. Ärztekammer oder Rechtsanwaltskammer).
- Angestellte und Selbstständige aus den genannten Berufsgruppen zahlen gleichermaßen in das Versorgungswerk ein.
Beiträge
- Die Beitragshöhe orientiert sich in der Regel an den Einkünften des Versicherten, ähnlich wie in der gesetzlichen Rentenversicherung.
- Es gibt jedoch mehr Flexibilität, da die Versorgungswerke oft die Möglichkeit bieten, zusätzliche Beiträge zu leisten oder die Höhe der Beiträge anzupassen.
Vorteile der Versorgungswerke
Die Mitgliedschaft in einem Versorgungswerk bietet einige attraktive Vorteile gegenüber der gesetzlichen Rentenversicherung:
1. Höhere Rentenleistungen
Viele Versorgungswerke bieten im Vergleich zur gesetzlichen Rentenversicherung höhere Leistungen. Dies liegt unter anderem daran, dass sie auf die spezifischen Bedürfnisse ihrer Mitglieder zugeschnitten sind und keine versicherungsfremden Leistungen (z. B. Mütterrente oder Rehabilitation) finanzieren müssen.
2. Kapitaldeckungsanteil
Durch die Kombination von Umlage- und Kapitaldeckungsverfahren profitieren die Mitglieder von einer solideren finanziellen Grundlage. Die Versorgungswerke legen ihre Kapitalreserven langfristig an, oft in breit diversifizierten Portfolios, was langfristig stabile Renditen ermöglicht.
3. Berufsunfähigkeitsabsicherung
Neben der Altersrente bieten viele Versorgungswerke eine integrierte Berufsunfähigkeitsabsicherung. Diese ist für freie Berufe besonders wichtig, da eine längere Erkrankung schnell zu einem vollständigen Einkommensverlust führen kann.
4. Steuerliche Vorteile
Beiträge zu Versorgungswerken sind steuerlich begünstigt. Ähnlich wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung können die Einzahlungen als Sonderausgaben geltend gemacht werden.
5. Individuelle Gestaltungsmöglichkeiten
Die Versorgungswerke bieten mehr Flexibilität bei der Gestaltung der Altersvorsorge. Insbesondere Selbstständige profitieren davon, da sie ihre Beiträge je nach Einkommen anpassen können.
Herausforderungen und Kritikpunkte
Für Mitglieder freier Berufe bleibt die Einbindung in ein Versorgungswerk eine wertvolle Grundlage für ihre Altersvorsorge – ergänzt durch private Vorsorgemaßnahmen, um den Lebensstandard im Ruhestand zu sichern."
Trotz ihrer Vorteile stehen auch die Versorgungswerke vor Herausforderungen:
1. Demografischer Wandel
Wie bei der gesetzlichen Rentenversicherung belastet der demografische Wandel auch die Versorgungswerke. Eine alternde Mitgliedschaft und sinkende Geburtenraten könnten langfristig den Umlageanteil unter Druck setzen.
2. Kapitalmarktrisiken
Die Kapitaldeckungsanteile der Versorgungswerke sind anfällig für Schwankungen an den Finanzmärkten. In Zeiten niedriger Zinsen oder wirtschaftlicher Unsicherheiten können die Renditen leiden.
3. Abhängigkeit vom Beruf
Die Mitgliedschaft in einem Versorgungswerk ist an die Ausübung eines freien Berufs gekoppelt. Scheidet ein Mitglied aus dem Beruf aus, beispielsweise durch Berufswechsel, endet in der Regel auch die Zugehörigkeit zum Versorgungswerk.
4. Keine freie Wahl
Die Mitgliedschaft in einem Versorgungswerk ist verpflichtend. Anders als bei privaten Altersvorsorgeprodukten haben die Mitglieder keine Möglichkeit, alternative Anbieter zu wählen.
Fazit
Berufsständische Versorgungswerke bieten für Angehörige freier Berufe eine attraktive Alternative zur gesetzlichen Rentenversicherung. Sie punkten mit höheren Renten, integriertem Berufsunfähigkeitsschutz und einer flexibleren Gestaltung. Dennoch stehen sie wie alle Altersvorsorgesysteme vor langfristigen Herausforderungen, insbesondere durch den demografischen Wandel und wirtschaftliche Unsicherheiten.
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