Protektionismus im Vormarsch Wertschätzung für den Freihandel nimmt ab
Lange schien nichts die Globalisierung aufhalten zu können. Die zunehmende Vernetzung der Märkte über Grenzen hinweg, der Abbau von Zollschranken und Handelshemmnissen, der Aufstieg von Schwellenländern zu bedeutenden Wirtschaftsmächten und einige Faktoren mehr beförderten den Prozess.
Damit einher ging ein immer weiterer Ausbau des Freihandels. Doch jetzt scheint sich dieser Trend umzukehren. Nirgends wird dies plastischer deutlich als im Kurs des neuen US-Präsidenten Donald Trump. Sein wirtschaftspolitisches Credo ist die Abschottung. Unter dem Slogan "Make America great again" setzt er auf ausgeprägten Protektionismus. Neue Zollschranken und die Kündigung von Freihandelsabkommen sollen die US-Wirtschaft schützen und verloren gegangene Arbeitsplätze zurückbringen. Einstweilen handelt es sich mehr um Ankündigungen als um Taten. Doch die Marschrichtung scheint klar.
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Es ist nicht nur Donald Trump
Man muss aber nicht alleine auf Donald Trump schauen, um festzustellen, dass der Protektionismus weltweit auf dem Vormarsch ist. Der breite Widerstand gegen Freihandelsabkommen wie TTIP oder CETA zeigt auch bei uns, dass Freihandel unpopulär ist und mancher sich nach mehr Protektionismus sehnt. Anders ist nicht zu erklären, dass Abkommen, die früher nur Experten beschäftigten, Hunderttausende auf die Straße treiben. Freihandel wird als Bedrohung des eigenen Wohlstands empfunden. Doch stimmt das wirklich?
Schaut man sich die Entwicklung der globalisierten Welt in den letzten Jahrzehnten an, wird man das kaum bestätigen können. Denn trotz aller Krisen, Umbrüche und Rückschläge, viele Länder haben deutliche ökonomische Fortschritte gemacht und der Abstand zu den Industrieländern ist vielfach geringer geworden.
Der Aufstieg Chinas zu einer Wirtschafts-Supermacht, aber auch die Erfolge Indiens, Mexikos oder anderer Schwellenländer machen dies deutlich. Dies ist nicht zuletzt dem Freihandel zu verdanken, ohne den der internationale Warenaustausch nicht funktionieren würde.
Die Wohlstandsunterschiede zwischen den Ländern sind im Zuge von Globalisierung und mehr Freihandel geringer geworden."
Ungleichverteilung führt zu Ablehnung
Die Wohlstandsunterschiede zwischen den Ländern sind im Zuge von Globalisierung und mehr Freihandel geringer geworden - ein Umstand, der Konfliktursachen verringert und daher positiv auf Frieden in der Welt gewirkt hat. Ein Garant für mehr Frieden ist Freihandel natürlich nicht. Allerdings hat der "unbegrenzte" Handel zweifelsohne zu mehr Ungleichheit innerhalb der einzelnen Volkswirtschaften beigetragen. Relativ wenige haben überproportional profitiert und sind im Zuge der Globalisierung reich geworden. Erhebliche Teile der Bevölkerung haben freien Handel dagegen mehr als Stillstand oder sogar Bedrohung ihrer eigenen Wohlstandsentwicklung erlebt. Das erklärt den breiten Widerstand und die Akzeptanz von Protektionismus.
Ob Abschottung dauerhaft mehr Wohlstand bringt, darf allerdings bezweifelt werden. Erfahrungsgemäß sind die positiven Effekte eher kurzfristig und vorübergehend. Langfristig schadet eine protektionistische Volkswirtschaft nicht nur sich selbst, sondern auch den übrigen Handelspartnern.
"Finanzplanung ist Lebensplanung - Geben Sie beidem nachhaltig Sinn!"