Wer sein Geld nicht auf ein Pferd setzt, senkt das Risiko

Diversifikation im Zeitalter thematischer Fonds Wirklich breit gestreut?

Warum Streuung mehr ist als viele Titel – und worauf Anleger bei der Portfolio-Zusammenstellung achten sollten.

Die Grundidee ist simpel und altbewährt: Wer sein Geld nicht auf ein Pferd setzt, senkt das Risiko. Statt Einzelwetten zu platzieren, wird auf Streuung gesetzt – über viele Titel, Branchen, Länder oder Anlageklassen hinweg.

Doch gerade im Zeitalter thematischer Fonds und spezialisierter ETFs stellt sich die Frage neu:
Was bedeutet „breit gestreut“ eigentlich noch – und wann täuscht die Vielfalt?

Denn viele Portfolios wirken auf den ersten Blick diversifiziert, sind es aber strukturell nicht. Die moderne Fondslandschaft ist voller Klumpen, Überschneidungen und Scheinstreuungen.


Mehr Titel heißt nicht automatisch mehr Schutz

Ein ETF mit 200 oder 500 Titeln vermittelt das Gefühl von Sicherheit. Doch Zahlen allein reichen nicht. Entscheidend ist, wie unterschiedlich diese Titel wirklich sind.

Wenn 70 % der Firmen aus dem gleichen Sektor stammen, im gleichen Währungsraum agieren oder von denselben Makrofaktoren abhängig sind, dann ist die Streuung rein kosmetisch.

Typische Beispiele:

  • Viele Technologie-ETFs beinhalten stark überlappende Unternehmen.
  • „Nachhaltigkeitsfonds“ konzentrieren sich oft auf dieselben Branchen (z. B. Energie, Digitalisierung, Konsum).
  • Regionale ETFs wie MSCI Europe oder Asia Pacific beinhalten oft globale Konzerne – und ähneln sich mehr als gedacht.

Thematische Fonds: Fokus statt Streuung

Themen-ETFs setzen bewusst auf Konzentration. Das ist legitim – aber es ist das Gegenteil von Diversifikation.

Wer etwa in einen ETF zu Wasserstoff, KI oder Blockchain investiert, muss sich bewusst sein:

  • Es handelt sich um Spezialwetten, nicht um Basisbausteine.
  • Viele dieser Märkte sind jung, volatil und regulatorisch unsicher.
  • Die Titelzahl mag hoch sein, aber die wirtschaftliche Korrelation ist enorm.

Ein Portfolio aus fünf Themenfonds zu Megatrends kann dynamisch wirken – ist in der Realität aber oft einseitig und anfällig für Moden.


Was echte Diversifikation ausmacht

Diversifikation ist kein Selbstzweck – und kein Verkaufsargument, dem man blind vertrauen sollte. Im Zeitalter thematischer Fonds, smarter Indizes und strategischer ETF-Konstruktionen wird es für Anleger umso wichtiger, hinter die Kulissen zu schauen."

Wirklich breit gestreute Portfolios folgen keinem Trend, sondern einer systematischen Aufteilung nach Kriterien wie:

  • Regionen (z. B. USA, Europa, Schwellenländer)
  • Branchen (z. B. Industrie, Gesundheit, Finanzen)
  • Anlageklassen (z. B. Aktien, Anleihen, Rohstoffe, Immobilien)
  • Währungsräume
  • Stilfaktoren (z. B. Value vs. Growth, Large Caps vs. Small Caps)

Ziel ist, nicht nur viele Titel zu halten, sondern solche, die möglichst wenig miteinander schwanken. Nur so entsteht echter Risikoausgleich.


Der psychologische Trugschluss: Viel ≠ sicher

In der Praxis neigen viele Anleger dazu, scheinbar „breite“ Lösungen zu bevorzugen, weil sie damit Unabhängigkeit vom Timing glauben. Doch gerade in Stressphasen zeigt sich: Wenn die Märkte fallen, fallen auch viele scheinbar unverbundene Titel gleichzeitig.

Das liegt daran, dass Diversifikation nicht gegen Panik schützt, sondern gegen systematische Abhängigkeiten. Wer etwa in viele Tech-ETFs investiert, hat keine echte Streuung – sondern einen Klumpen mit vielen Logos.


Fazit: Streuung braucht Struktur, nicht nur Masse

Diversifikation ist kein Selbstzweck – und kein Verkaufsargument, dem man blind vertrauen sollte. Im Zeitalter thematischer Fonds, smarter Indizes und strategischer ETF-Konstruktionen wird es für Anleger umso wichtiger, hinter die Kulissen zu schauen.

Denn was als „breit gestreut“ daherkommt, ist oft nur optisch vielfältig, aber strukturell einseitig. Wer echtes Risikomanagement will, braucht mehr als bloße Titelvielfalt. Er braucht ein klares Verständnis davon, wie unterschiedlich seine Anlagen wirklich sind – und wie sie sich im Ernstfall zueinander verhalten.

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