Warren Buffett verschätzt sich erneut bei Kraft Heinz 3,7 Milliarden Dollar weg
Was die erneute Abschreibung über Buffetts Investmentstil verrät – und warum selbst Legenden nicht unfehlbar sind.
Warren Buffett gilt als einer der erfolgreichsten Investoren aller Zeiten – mit einem Instinkt für unterbewertete Unternehmen, langfristige Strategien und das große Ganze. Doch auch er liegt nicht immer richtig. Die erneute Abschreibung von rund 3,7 Milliarden US-Dollar auf die Beteiligung von Berkshire Hathaway am Lebensmittelkonzern Kraft Heinz zeigt das in schmerzlicher Deutlichkeit. Schon 2019 musste das Unternehmen eine Wertberichtigung in ähnlicher Größenordnung vornehmen.
Was als vielversprechender Deal zwischen zwei ikonischen Marken begann, hat sich in den vergangenen Jahren zu einer problembehafteten Liaison entwickelt, in der sich operative Schwächen, Marktveränderungen und strategische Fehleinschätzungen überlagern.
Der Ursprung des Deals – und die große Wette auf Konsumgüter
Warren Buffett bleibt auch mit Fehlgriffen wie Kraft Heinz eine Referenz für langfristig orientierte Investoren. Doch sein Beispiel zeigt: Selbst die besten Strategien bieten keine Garantien. Marktveränderungen, Managementfehler und strukturelle Trends können jedes Investment herausfordern – auch wenn es noch so gut gemeint und durchgerechnet ist."
2015 fusionierten Kraft Foods und Heinz unter der Führung von Berkshire Hathaway und dem brasilianischen Finanzinvestor 3G Capital. Die Idee: zwei Traditionsmarken unter einem Dach, rationalisiert, skalierbar, markenstark – ein ideales Spielfeld für Buffett, der bewährte Produkte mit stabilem Cashflow bevorzugt.
Doch diese Logik funktionierte nicht wie geplant. Der Wandel im Konsumentenverhalten, hin zu frischen, gesünderen und nachhaltigeren Lebensmitteln, traf Kraft Heinz hart. Während Start-ups und agile Wettbewerber neue Segmente besetzten, blieb das Unternehmen zu lange statisch, sparte sich durch die Bilanz – und verlor Marktanteile.
Schwache Zahlen, schwaches Wachstum, schwaches Vertrauen
Der aktuelle Auslöser für die Abschreibung ist das schlechte Quartalsergebnis von Kraft Heinz: enttäuschender Umsatz, schrumpfende Margen, wenig Perspektive auf rasche Erholung. Das Management korrigierte die Prognosen nach unten – und die Bewertung der Beteiligung in Buffetts Büchern folgte.
Die 3,7 Milliarden Dollar, die Berkshire Hathaway nun zusätzlich abschreibt, sind nicht nur ein buchhalterischer Vorgang, sondern ein symbolisches Eingeständnis: Der Wert der Beteiligung liegt dauerhaft unter dem Preis, den man einst dafür zahlte.
Damit summieren sich die Wertberichtigungen auf über 6 Milliarden Dollar – ein schwerer Schlag, selbst für ein Konglomerat von der Größe Berkshires.
Was steckt dahinter – und was lässt sich daraus lernen?
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Warren Buffett hat nie behauptet, unfehlbar zu sein.
Doch die Causa Kraft Heinz zeigt exemplarisch, wie sich auch erfahrene Investoren irren können – nicht nur im Timing, sondern im Prinzip.
Mehrere Lehren lassen sich aus dem Fall ableiten:
- Starke Marken verlieren an Wert, wenn sie nicht mit der Zeit gehen.
- Kostenreduktion ersetzt keine Innovation – eine Erkenntnis, die 3G Capital schmerzlich zu spüren bekam.
- Konsumtrends wandeln sich schneller als klassische Modelle es vorsehen.
- Langfristiges Halten ist nicht immer die Lösung – wenn die strategische Ausgangsbasis bröckelt.
Buffett selbst hat in der Vergangenheit eingeräumt, dass der Preis zu hoch war, der Einfluss von 3G auf die operative Ausrichtung zu groß – und dass man den Strukturwandel im Lebensmittelmarkt unterschätzt habe.
Trotz Verlusten: Keine Panik im Berkshire-Universum
Trotz der Milliardenverluste bleibt Kraft Heinz eine bedeutende Beteiligung im Berkshire-Portfolio. Buffett steht weiter zum Unternehmen, zum Management – und offenbar auch zur Hoffnung, dass sich die Lage mittelfristig stabilisiert. Doch die Aktie hat seit der Fusion deutlich an Wert verloren, und das Ansehen des Investments ist beschädigt.
Im Kontext des gesamten Portfolios bleibt der Schaden verkraftbar – aber es ist eine Mahnung, dass selbst disziplinierte Value-Investoren blinde Flecken haben.
Fazit: Ein Denkmal wankt – aber nicht das Prinzip
Warren Buffett bleibt auch mit Fehlgriffen wie Kraft Heinz eine Referenz für langfristig orientierte Investoren. Doch sein Beispiel zeigt: Selbst die besten Strategien bieten keine Garantien. Marktveränderungen, Managementfehler und strukturelle Trends können jedes Investment herausfordern – auch wenn es noch so gut gemeint und durchgerechnet ist.
Die Kraft-Heinz-Beteiligung ist kein Totalschaden – aber ein Lehrstück. Für Anleger wie Beobachter gleichermaßen. Und sie erinnert daran, dass Investieren stets eine Mischung aus Analyse, Überzeugung – und Demut ist.
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