Finanzlexikon Absolute Return: Anspruch und Wirklichkeit
Zwischen Theorie und Marktpraxis eines ambitionierten Anlageziels.
Der Begriff „Absolute Return“ verspricht viel – nämlich Rendite, unabhängig von der Marktentwicklung. In Zeiten volatiler Börsen, unsicherer Zinsen und geopolitischer Störungen klingt das Konzept wie eine Art Versicherung: ein Produkt, das immer Ertrag liefert, ganz gleich, ob die Aktienmärkte steigen oder fallen. Doch was steckt wirklich hinter diesem Anspruch? Und wie gut gelingt es Fonds in der Praxis, dem eigenen Anspruch gerecht zu werden?
Das Konzept: Ertrag ohne Bezug zu einer Benchmark
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Anders als traditionelle Fonds, die sich an einem Index orientieren (beispielsweise dem DAX oder dem MSCI World), versuchen Absolute-Return-Fonds, in jeder Marktphase eine positive Wertentwicklung zu erzielen.
Das bedeutet: Sie haben keinen relativen, sondern einen absoluten Ertragsanspruch – oft formuliert als Ziel, jährlich beispielsweise +2 bis +5 Prozent zu erzielen, unabhängig von der Börsenlage.
Um dieses Ziel zu erreichen, nutzen Fondsmanager ein breites Instrumentarium: Long-Short-Strategien, Derivate zur Absicherung, marktneutrale Ansätze, arbitrageartige Positionen oder auch taktische Allokationswechsel.
Das Management darf also deutlich flexibler agieren als bei klassischen Fonds.
Anspruchsvolles Management – mit begrenzter Vorhersagbarkeit
In der Theorie klingt das nach einem ausgefeilten Konzept. In der Praxis jedoch zeigt sich: Die Performance solcher Strategien ist stark abhängig von der Qualität des Managements – und von der Fähigkeit, Marktphasen treffsicher zu analysieren und darauf zu reagieren.
Gerade in Stressphasen oder bei unerwarteten Ereignissen – wie plötzlichen Zinsumschwüngen, geopolitischen Schocks oder Korrelationseinbrüchen – stößt das Konzept häufig an seine Grenzen. Absolute-Return-Fonds schützen zwar häufig besser vor Verlusten als breit gestreute Aktienfonds, erzielen aber selten dauerhaft positive Ergebnisse unabhängig vom Umfeld.
Die Realität der letzten Jahre
Die empirische Bilanz der vergangenen Jahre ist gemischt. Während einige wenige Produkte langfristig ihren Zielkorridor erreichen konnten, verfehlte ein großer Teil der Fonds regelmäßig das formulierte Renditeziel. Viele Produkte waren in Seitwärtsphasen der Märkte schlicht zu vorsichtig positioniert, andere wiederum konnten sich in Krisenzeiten nicht ausreichend gegen Rückschläge absichern.
Zudem wirken sich steigende Zinsen und Marktunsicherheiten auch auf diese Strategien aus: So führte die Niedrigzinsphase lange Zeit zu einem Mangel an Ertragsquellen, während die jüngsten Zinsanstiege das Umfeld für Absicherungen und Rentenpositionen fundamental verändert haben.
Was Anleger wissen sollten
Absolute Return ist ein lohnendes Konzept – in der Theorie. In der Praxis bleibt es jedoch ein anspruchsvolles Terrain, in dem Erfolg von Können, Disziplin und Marktumfeld gleichermaßen abhängt. Für Anleger bedeutet das: wachsam bleiben, realistische Erwartungen formulieren und stets prüfen, ob der Fonds seinem eigenen Anspruch gerecht wird."
Absolute-Return-Produkte sind keine Garantielösungen. Vielmehr handelt es sich um aktiv gemanagte Strategien mit speziellem Fokus – aber auch mit entsprechenden Risiken. Wer sich dafür interessiert, sollte genau hinschauen:
- Wie wird das Renditeziel definiert – nominal oder real, vor oder nach Kosten?
- Wie wurde das Ziel in der Vergangenheit erreicht – und in welchen Marktphasen nicht?
- Welche Methoden setzt das Management ein – und wie transparent ist die Kommunikation darüber?
Auch die Kostenstruktur verdient Beachtung. Viele Absolute-Return-Fonds weisen hohe laufende Gebühren auf, teilweise ergänzt durch erfolgsabhängige Vergütungen. Diese belasten das Nettoergebnis und setzen die Latte für eine sinnvolle Rendite noch höher.
Zwischen Risikomanagement und Opportunismus
Einige Fonds setzen primär auf Kapitalschutz und agieren sehr defensiv, andere nehmen bewusst Risiken in Kauf, um das Renditeziel zu erreichen. Die Bandbreite innerhalb des Segments ist enorm. Die genaue Lektüre der Anlagestrategie ist daher unverzichtbar, um Überraschungen zu vermeiden.
Zugleich wird deutlich: Absolute-Return-Fonds sind kein Ersatz für eine strategische Asset-Allokation. Sie können ein Portfoliobaustein sein – insbesondere im Sinne der Glättung von Schwankungen oder als Ergänzung in seitwärts gerichteten Märkten –, aber nicht das alleinige Fundament einer Anlagestrategie.
Fazit: Anspruchsvoll, aber nicht automatisch überlegen
Absolute Return ist ein lohnendes Konzept – in der Theorie. In der Praxis bleibt es jedoch ein anspruchsvolles Terrain, in dem Erfolg von Können, Disziplin und Marktumfeld gleichermaßen abhängt. Für Anleger bedeutet das: wachsam bleiben, realistische Erwartungen formulieren und stets prüfen, ob der Fonds seinem eigenen Anspruch gerecht wird.

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