Der Einstieg von Allianz GI in den Markt für aktive ETFs ist mehr als eine Randnotiz

Wie ein Fondsriese neue Wege geht Allianz GI nun mit aktiven ETFs

Die Allianz Global Investors (Allianz GI), traditionsreiche Fondsgesellschaft und Tochter des Versicherungskonzerns Allianz, schlägt ein neues Kapitel in ihrer Produktstrategie auf: Der Einstieg in das Segment der aktiven ETFs. Damit reiht sich das Haus in eine wachsende Zahl etablierter Anbieter ein, die sich nicht länger allein auf klassische Investmentfonds oder passive Indexprodukte verlassen, sondern auf einen Hybridansatz setzen – die Symbiose von aktiver Steuerung und ETF-Struktur.

Für den Markt bedeutet dieser Schritt ein Signal. Denn wenn ein Akteur mit dem Volumen, der Historie und der Vertriebskraft von Allianz GI die Bühne betritt, ist das mehr als ein Testballon. Es ist ein Ausdruck dessen, dass aktive ETFs ihren Platz gefunden haben – und die Zukunft des Asset Managements pluraler wird.


Was sind aktive ETFs – und warum jetzt?

Exchange-Traded Funds (ETFs) sind gemeinhin mit passiven Strategien verbunden: breite Marktindizes wie der MSCI World oder der S&P 500 werden zu minimalen Kosten abgebildet, ganz ohne menschliches Eingreifen.

Doch seit einigen Jahren etablieren sich aktive ETFs als eigenständige Kategorie – mit wachsender Akzeptanz bei institutionellen wie privaten Investoren.

Aktive ETFs kombinieren zwei Prinzipien:

  • die Börsenhandelbarkeit und Kostentransparenz klassischer ETFs
  • mit der aktiven Steuerung eines Fondsmanagements, das versucht, den Markt zu schlagen

Damit sprechen sie eine Anlegergruppe an, die sich zwischen passivem Buy-and-Hold und traditionellem aktivem Fondsmanagement bewegt.

Die Gründe für das wachsende Interesse liegen auf der Hand: Märkte werden volatiler, Bewertungsniveaus strecken sich, und viele Investoren suchen nach Lösungen, die sowohl Flexibilität als auch Expertise vereinen.


Allianz GI: Ein Signal aus dem Zentrum des Marktes

Dass nun ausgerechnet Allianz GI – ein Anbieter mit starker Verankerung im institutionellen Geschäft – auf aktive ETFs setzt, ist bemerkenswert. Über Jahre hinweg galt das Unternehmen als Verfechter klassischer Fondsmodelle, insbesondere mit Fokus auf langfristige Mandate, aktives Stock-Picking und marktorientierte Mischstrategien.

Mit dem neuen Vorstoß bringt Allianz GI nun Produkte auf den Markt, die sich an eine neue Generation von Anlegern richten: technologisch versiert, preissensibel, selbstbestimmt. Gleichzeitig bleibt das zentrale Leistungsversprechen bestehen: aktives Management durch erfahrene Portfoliomanager, aber eben im liquiden und transparenten ETF-Mantel.


Produktstrategie: Fokus auf Themen und Megatrends

Laut ersten Ankündigungen will Allianz GI nicht einfach bestehende Strategien in ETF-Form pressen, sondern gezielt thematische, fokussierte und regelbasierte Konzepte entwickeln, die sich für die ETF-Struktur besonders gut eignen. Erwartet werden zunächst Strategien aus den Bereichen:

  • Nachhaltigkeit und ESG
  • Technologische Innovation
  • Qualität und Substanzwerte
  • Multi-Asset-Konzepte mit klarer Risikosteuerung

Der Fokus liegt also auf differenzierbaren, transparenten und wiederholbaren Anlagemethoden, die auch in der täglichen Veröffentlichungspflicht eines ETFs bestehen können. Denn: Aktive ETFs müssen – je nach regulatorischem Rahmen – ihre Portfoliostruktur häufig offenlegen, was bei klassischen aktiven Fonds nicht der Fall ist. Nur Strategien mit klarem Regelwerk und geringem Front-Running-Risiko sind daher für diese Struktur geeignet.


Vertrieblich ein Brückenschlag – nicht nur ein Produktlaunch

Der Einstieg von Allianz GI in den Markt für aktive ETFs ist mehr als eine Randnotiz. Er zeigt, dass selbst traditionsreiche Fondshäuser sich dem Wandel der Anlegererwartungen nicht entziehen können – und darin eine Chance sehen."

Mit dem Einstieg in den ETF-Markt verändert sich auch die Vertriebslogik von Allianz GI. Während klassische Fonds stark über Banken, Berater und institutionelle Kanäle verkauft werden, sind ETFs in der Regel selbstentscheidenden Anlegern zugänglich, etwa über Direktbanken, Online-Broker und digitale Plattformen.

Allianz GI betritt hier also nicht nur einen neuen Produkttyp, sondern auch einen neuen Marktzugang. Es ist eine Öffnung hin zu einem breiteren, jüngeren und digitaleren Publikum – ohne das bestehende Geschäft aufzugeben. Strategisch betrachtet handelt es sich um einen Brückenschlag zwischen der klassischen Fondswelt und der ETF-Eigenverantwortungskultur, wie sie etwa in den USA längst zum Mainstream gehört.


Chancen und Risiken des Einstiegs

Mit dem Einstieg in den aktiven ETF-Markt betritt Allianz GI ein Wachstumsfeld, das stark von Skalierung und Sichtbarkeit geprägt ist. Die Chancen liegen dabei vor allem in folgenden Punkten:

  • Innovationskraft stärken: Aktive ETFs zwingen Anbieter zu klarer Strategiekommunikation und Regeltransparenz.
  • Kostenkompetenz zeigen: Im ETF-Vergleich zählen niedrige Gesamtkosten – auch für aktive Anbieter.
  • Zielgruppen erweitern: Jüngere Anleger mit digitalem Zugang bevorzugen ETF-Strukturen.

Doch auch Risiken bleiben: Die Konkurrenz ist groß, insbesondere von US-Anbietern, die den Markt für aktive ETFs bereits systematisch entwickeln. Zudem besteht die Gefahr, dass zu viel Etikett und zu wenig Substanz das Vertrauen der Anleger untergräbt – gerade wenn „aktiv“ nur formal, aber nicht tatsächlich gelebt wird.


Fazit: Ein überfälliger Schritt – mit Signalwirkung

Der Einstieg von Allianz GI in den Markt für aktive ETFs ist mehr als eine Randnotiz. Er zeigt, dass selbst traditionsreiche Fondshäuser sich dem Wandel der Anlegererwartungen nicht entziehen können – und darin eine Chance sehen.

Die aktive ETF-Welt verspricht nicht nur neue Produkte, sondern auch neue Denkweisen: mehr Transparenz, mehr Klarheit, mehr Direktzugang. Wer hier erfolgreich sein will, braucht nicht nur gute Strategien, sondern auch ein klares Verständnis für die Dynamik dieses Marktes.

Für Anleger ist das eine gute Nachricht: Denn je größer der Wettbewerb, desto stärker wird das Angebot – und desto mehr rückt der Fokus wieder auf das, was zählt: nachvollziehbare Qualität, echte Strategie und konsequente Umsetzung.

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