Die deutsche Wirtschaft befindet sich im fünften Aufschwungjahr

Institut für Weltwirtschaft (IfW) Gefahr des zu starken Aufschwungs

Die deutsche Wirtschaft befindet sich im fünften Aufschwungjahr, das Beschäftigungsniveau ist so hoch wie seit vielen Jahren nicht und die Exportindustrie verzeichnet immer neue Rekorde. Das sollte eigentlich kein Grund sein, sich Sorgen zu machen. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) sieht es anders. Es warnt vor einer drohenden Überhitzung der deutschen Konjunktur.

Das mag angesichts der Tatsache überraschen, dass das Wirtschaftswachstum in Deutschland zwar seit Längerem anhält, aber mit prognostizierten 1,7 Prozent in diesem Jahr auch nicht gerade überwältigend ist. Selbst wenn man den Effekt durch die 2017 überdurchschnittlich häufig auf Werktage entfallenden Feiertage berücksichtigt und dann auf 2 Prozent Wachstum kommt, bleibt das Plus überschaubar. Warum also dann Gefahr einer Überhitzung?

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Kapazitätsauslastung und das Risiko von Fehlinvestitionen 

Die Kieler Experten machen das Risiko des "Heißlaufens" an einem anderen Umstand fest: der Kapazitätsauslastung. Einzelne Branchen wie die Bauwirtschaft arbeiteten bereits am oberen Ende ihrer Kapazitäten und auch in anderen Branchen nähere man sich zusehends der Überauslastung. Auch das ist für sich genommen noch nicht bedenklich. Wenn Kapazitäten voll ausgeschöpft sind, müssen eben Investitionen vorgenommen werden, um mehr Spielräume zu schaffen. Diese würden für einen neuen Wachstumsschub sorgen, der die Konjunktur weiter am Laufen hält. 

Dies ist richtig, aber nach Ansicht des IfW nur dann positiv zu bewerten, wenn die Kapazitätserweiterungen auch auf Dauer voll genutzt werden können. Ist das nicht der Fall, kommt es nach der Hochkonjunktur zu einem empfindlichen Rückschlag, weil dann Überkapazitäten wieder abgebaut werden. Eine Rezession wäre die Folge, die umso tiefer ausfallen würde, je stärker zuvor in Kapazitätserweiterungen investiert worden wäre, für die kein nachhaltiger Bedarf besteht. Die Kieler Forscher sehen diese Gefahr vor allem mit Blick auf langlebige Wirtschaftsgüter, die einmal angeschafft und danach nicht so schnell wieder erneuert werden. 

Nach einer Hochkonjunktur kommt es oft zu einem empfindlichen Rückschlag, weil dann Überkapazitäten wieder abgebaut werden müssen."

Nicht noch zusätzliche Konjunkturimpulse setzen 

In diesem Sinne warnt das IfW davor, der ohnehin schon gut laufenden Konjunktur noch weitere Wachstumsimpulse seitens der Politik zu geben. Steuerentlastungen für die Bürger oder Ausgabensteigerungen, zum Beispiel für Infrastrukturinvestitionen, werden vor diesem Hintergrund eher skeptisch gesehen. Es sei dafür der falsche Zeitpunkt. Wenn Investitionen in den Infrastrukturausbau erfolgten, dann müsse die Nachfrage in anderen Bereichen gedämpft werden, wenn die drohende Überhitzung nicht noch beschleunigt werden solle - zum Beispiel durch Einschränkungen beim Konsum.

Im laufenden Bundestagswahlkampf stehen die Chancen nicht besonders gut, dass diese Warnungen Gehör finden. Welcher Politiker wird sich schon für eine Dämpfung der Konjunktur einsetzen, die für die Bürger unter Umständen Verzicht bedeuten würde?

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