Bei Neuverträgen liegt der Zinssatz derzeit bei 1,25 Prozent

Einfluss der aktuellen EZB-Politik Altersvorsorge in Gefahr?

Obwohl schon länger umstritten, setzen die Deutschen bei der Altersvorsorge immer noch auf die klassische Lebensversicherung. Über 90 Millionen Verträge gibt es derzeit im Bestand, mehr als das Land Einwohner hat.

Doch die Freude an dieser Form der Alterssicherung nimmt spürbar ab. Aufgrund der andauernden Niedrigzinsphase erhalten immer mehr Versicherte am Schluss deutlich weniger Kapital ausgezahlt, als ursprünglich in Aussicht gestellt wurde. Es gibt sogar Experten, die die Sicherheit des Produktes generell in Frage stellen. 

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Ein Garantieversprechen mit Haken

Gut haben es Versicherungsnehmer, die noch über Verträge aus Zeiten verfügen, als deutlich höhere Garantiezinssätze galten. Wer seine Lebensversicherung im Jahr 2000 abgeschlossen hat, bekam damals mindestens vier Prozent Verzinsung zugesagt. Wenn der Vertrag noch läuft, gilt diese Zusage auch heute. Das ist derzeit mit keiner anderen verzinslichen Anlage zu erreichen. Seither wurde der Garantiezins kontinuierlich abgesenkt. Derzeit liegt er noch bei 1,25 Prozent; dieser Zinssatz kommt bei Neuverträgen zur Anwendung. Aber auch das ist vielen Lebensversicherern zu viel. Immer mehr Unternehmen verabschieden sich daher von der Lebensversicherung alten Stils und bieten innovative Altersvorsorge-Produkte ohne Garantieverzinsung an

Dabei hat auch das bisherige Garantieversprechen Haken. Die Garantieverzinsung bezieht sich nämlich nur auf das effektiv gebildete Kapital. Ein erheblicher Teil der Beiträge wurde und wird bei der Lebensversicherung aber nicht angespart, sondern geht für Provisionen, den Verwaltungsaufwand und die Absicherung des Todesfallrisikos "verloren". Dieses "Defizit" wurde früher durch die Überschussbeteiligung ausgeglichen. Versicherte profitierten dabei von über die Garantieverzinsung hinaus erzielten Erträgen. Doch aufgrund der Zinsentwicklung sind Überschussbeteiligungen de facto zur Illusion geworden. 

Obwohl umstritten, setzen die Deutschen bei der Altersvorsorge erstaunlicherweise immer noch auf die klassische Lebensversicherung."

Lebensversicherer unter Druck 

Die wirtschaftliche Lage vieler Gesellschaften hat sich spürbar verschlechtert. Mit dem Anfang 2015 in Kraft getretenen Lebensversicherungsreformgesetz hat der Gesetzgeber versucht, Entlastung zu verschaffen. Ob das reicht, ist zumindest unsicher. Denn an der Niedrigzinssituation und den durch sie verursachten Problemen wird sich bis auf weiteres nichts ändern. EZB-Chef Mario Draghi hat erst kürzlich deutlich gemacht, dass er seine Politik des billigen Geldes fortsetzen wird - ein Kurs, den Vertreter der Lebensversicherungs-Branche heftig kritisieren. 

Müssen deutsche Versicherungskunden jetzt um ihre Altersvorsorge fürchten? Derzeit besteht keine akute Gefahr, kein Versicherungsunternehmen ist aktuell insolvenzgefährdet. Und die BaFin achtet darauf, dass das möglichst auch so bleibt. Trotzdem können Schwierigkeiten bei fortgesetzten Niedrigzinsen nicht ausgeschlossen werden. Dann würde allerdings zunächst der Sicherungsfonds der Lebensversicherer einspringen, im Zweifel wohl auch der Staat. Dennoch - die Lebensversicherung sollte bei der Altersvorsorge nicht die erste Wahl sein. Eine kompetente und unabhängige Beratung kann Ihnen bessere Alternativen aufzeigen.

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