Der Weltbank zufolge leben 3,4 Milliarden Menschen unterhalb der Armutsgrenze

Nobelpreis für Wirtschaft Armutsforschung wird geehrt

Mit dem diesjährigen Wirtschaftsnobelpreis werden nicht nur drei exzellente Forscher geehrt. Die Preisverleihung ist auch Anerkennung für die Armutsforschung, bisher eher ein Randbereich in den Wirtschaftswissenschaften. Dabei betrifft Armut einen großen Teil der Menschheit.

Der Weltbank zufolge leben 3,4 Milliarden Menschen unterhalb der Armutsgrenze. 700 Millionen leiden unter extremer Armut. Die Erkenntnisse der diesjährigen Preisträger leisten einen wichtigen Beitrag zur Armutsbekämpfung. Der gebürtige Inder Abhijit Banerjee und seine Frau, die Französin Esther Duflo, arbeiten zusammen am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Der Dritte im Bunde, der US-Amerikaner Michael Kremer, ist Harvard-Professor.

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Experimenteller Ansatz statt mathematischer Modelle

Mit Armutsforschung befassen sich vergleichsweise wenige Wirtschaftswissenschaftler. Das von Duflo mitbegründete Poverty Action Lab hat ein Forschungsnetzwerk zu neuen Methoden der Armutsbekämpfung etabliert. Darüber sind die Armutsforscher weltweit miteinander verbunden. Man kennt einander und bildet fast so etwas wie eine Community. Auch wissenschaftlich beschreitet die Armutsforschung eigene Wege. Während sonst in den Wirtschaftswissenschaften eine stark abstrahierte Betrachtung mit mathematischen Modellen typisch ist, geht die Armutsforschung mehr experimentell vor.

Der Ansatz soll dazu beitragen, Armutsbekämpfung mit empirischen Erkenntnissen zu untermauern. Tatsächlich handelt es sich bei Armut um ein vielschichtiges Phänomen. Es gibt keinen einfachen Zusammenhang zwischen Geld und Wohlstand. Mit sogenannten randomisierten kontrollierten Feldexperimenten versuchen die Forscher, die tatsächlichen Kausalitäten zu ergründen. Nur so sind wirksame Maßnahmen gegen Armut möglich.

Beispiel Bildung und Armut

Ein Beispiel sind Bildungsdefizite in armen Ländern. Mangelnde Bildung ist ein wichtiger Grund für Armut. Doch die Ursachen, warum Kinder nicht zur Schule gehen, sind vielfältig. Manchmal fehlt es an Schulen, Lehrern oder Lehrmitteln. Nicht selten behindert die unsichere politische Lage den Schulbesuch. Viele Kinder müssen zu Hause, in Fabriken oder auf dem Feld mitarbeiten. Bei extremer Armut macht schlicht und einfach der Hunger den Schulbesuch unmöglich. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Es gibt keinen einfachen Zusammenhang zwischen Geld und Wohlstand."

Kennzeichnend für die Arbeit von Duflo, Banerjee und Kremer ist, dass konkrete, oft regional begrenzte Fälle untersucht werden. Es handelt sich - im übertragenen Sinne - um "Mikroökonomie", nicht um eine "Makro-Sicht".

Nur aus solchen "Case Studies" lassen sich Antworten für größere Zusammenhänge finden. Man könnte es auch mit einem Puzzle vergleichen, dessen Einzelteile erst richtig zusammengesetzt das Gesamtbild ergeben.

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