Afrika bleibt trotz Potenzial ein schwieriger Investitionsfall

DWS zieht sich zurück Aus für Afrika-Fonds

Die Entscheidung der DWS, einen ihrer Afrika-Fonds abzuwickeln, markiert einen stillen, aber symbolisch bedeutsamen Moment im internationalen Fondsmarkt. Während Schwellenländer-Investments bereits seit Jahren unter zunehmendem Druck stehen, scheint sich das Schicksal des afrikanischen Aktienmarkts als besonders schwierig herauszustellen.

Der Rückzug des Fondsriesen aus einem der letzten explizit auf Afrika spezialisierten Aktienfonds zeigt: Afrika bleibt trotz Potenzial ein schwieriger Investitionsfall. Diese Entwicklung wirft Fragen auf – nicht nur zur Rolle Afrikas im globalen Kapitalmarkt, sondern auch zur Bereitschaft großer Asset Manager, langfristige Chancen gegen kurzfristige Trends abzuwägen.


Ein Nischenprodukt mit ambitioniertem Anspruch

Der betroffene Fonds galt als einer der wenigen breit gestreuten Publikumsfonds mit Fokus auf Afrika südlich der Sahara. Ziel war es, Anlegern einen Zugang zu jenen Märkten zu ermöglichen, die abseits von China, Indien oder Brasilien liegen – etwa Nigeria, Kenia, Ägypten oder Südafrika.

Die Argumente für ein Engagement in Afrika klangen überzeugend:

Doch in der Realität blieben viele dieser Chancen unerschlossen oder schwer investierbar. Politische Instabilität, mangelnde Marktliquidität, hohe Währungsrisiken und die oft geringe Verlässlichkeit von Daten erschwerten einen nachhaltigen Anlageerfolg.


Schwellenländer in der Krise – Afrika besonders betroffen

Die Schwellenländer insgesamt haben in den vergangenen Jahren massiv an Attraktivität verloren. Anleger zogen Kapital aus diesen Märkten ab, die teils unter hoher Inflation, wachsender Staatsverschuldung und geopolitischen Unsicherheiten leiden. Insbesondere Afrika leidet jedoch zusätzlich unter spezifischen Herausforderungen:

  • Geringe Handelsvolumina an lokalen Börsen.
  • Kapitalverkehrskontrollen und illiquide Währungen.
  • Instabile politische Systeme, etwa durch Militärputsche in mehreren Ländern.
  • Schwache Unternehmensberichterstattung und geringe Corporate Governance.

All das erschwert es Fondsmanagern, ausreichend große und stabile Portfolios zu bauen – vor allem bei liquiden Titeln, die gleichzeitig ESG-Kriterien erfüllen. Für institutionelle Investoren sind diese Märkte damit kaum skalierbar.


DWS zieht die Reißleine – ein rationaler Schritt?

Die Entscheidung der DWS, ihren Afrika-Fonds zu schließen, ist kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines größeren Trends: Das Kapital fließt dorthin, wo kurzfristige Planbarkeit und mittelbare Renditechancen locken. Afrika hingegen bleibt ein Markt der Hoffnung, nicht der Gewissheit."

Die Abwicklung des Fonds durch die DWS erscheint daher als konsequente unternehmerische Entscheidung. Fonds, die dauerhaft unter einer bestimmten Volumenschwelle bleiben und hohe Transaktionskosten verursachen, sind für große Anbieter schwer zu rechtfertigen – sowohl betriebswirtschaftlich als auch aus aufsichtsrechtlicher Sicht.

Gleichzeitig ist der Rückzug aber auch ein Eingeständnis, dass selbst erfahrene Häuser wie die DWS nicht in der Lage sind, dem afrikanischen Kapitalmarkt ein stabiles, breit nachgefragtes Investmentvehikel zu entlocken. Das dürfte auch für andere Anbieter ein Warnsignal sein, die vergleichbare Produkte in der Nische platzieren wollen.


Was bedeutet das für Anleger und die Region?

Für Anleger bedeutet die Fondsabwicklung vor allem eins: Sie müssen ihr Kapital neu allokieren – entweder in breitere Schwellenländerfonds mit geringen Afrika-Anteilen oder in Spezialstrategien, etwa Private-Equity-Produkte, die sich auf Infrastrukturprojekte konzentrieren.

Für die Region selbst ist der Schritt der DWS jedoch ein herber Rückschlag. Die Aufmerksamkeit internationaler Kapitalmärkte ist eine zentrale Voraussetzung für wirtschaftliche Entwicklung, finanzielle Inklusion und Investitionen in Zukunftsthemen wie grüne Energie, urbane Mobilität oder digitale Bildung.

Wenn sich große Anbieter zurückziehen, sinkt auch der Druck auf lokale Märkte, sich internationalen Standards anzupassen – ein Teufelskreis aus geringer Liquidität, geringer Transparenz und geringem Vertrauen.


Fazit: Afrika bleibt eine Wette auf die sehr lange Frist

Die Entscheidung der DWS, ihren Afrika-Fonds zu schließen, ist kein Einzelfall, sondern Ausdruck eines größeren Trends: Das Kapital fließt dorthin, wo kurzfristige Planbarkeit und mittelbare Renditechancen locken. Afrika hingegen bleibt ein Markt der Hoffnung, nicht der Gewissheit.

Doch Hoffnung allein reicht nicht, um Portfolios zu füllen. Der Rückzug des Fonds bedeutet für viele Anleger den Abschied von einem mutigen Investment – und für Afrika den Verlust eines weiteren Kanals, über den Kapital aus dem globalen Norden in die realwirtschaftliche Entwicklung fließen könnte.

Trotzdem bleibt die Region langfristig hochrelevant, sowohl geopolitisch als auch wirtschaftlich. Es ist gut möglich, dass Afrika eines Tages in den Fokus zurückkehrt. Doch bis dahin gilt: Geduld, Risikobereitschaft – und die Bereitschaft, neue Wege zu gehen – sind unverzichtbar.

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