Die Bafin will stärker als bisher die tatsächliche Eignung und den Nutzen von Finanzprodukten für Endkunden in den Blick nehmen

Fokus auf Kundennutzen Bafin benennt strategische Ziele

Klarere Aufsicht, konsequenter Verbraucherschutz, stärkere Marktstabilität.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat neue strategische Schwerpunkte für ihre Aufsichtstätigkeit in den kommenden Jahren formuliert. Im Zentrum stehen laut Bafin-Präsident Mark Branson eine fokussierte, wirksame Kontrolle der Finanzmärkte, eine konsequente Orientierung am Kundennutzen sowie eine stärkere Verzahnung von technologischem Wandel und aufsichtsrechtlicher Praxis. Die Reformbemühungen sind Teil einer übergeordneten Neuverortung der Behörde, die nach den Erfahrungen aus Wirecard und Cum-Ex deutlich proaktiver auftreten will.

Fokus auf Kundennutzen bei Finanzprodukten

Ein zentrales strategisches Ziel betrifft die Weiterentwicklung des Produktaufsichtsansatzes. Die Bafin will stärker als bisher die tatsächliche Eignung und den Nutzen von Finanzprodukten für Endkunden in den Blick nehmen.

Dabei geht es nicht nur um formale Transparenz, sondern um den realen Mehrwert für private Anleger. Besonders im Visier: Produkte mit hohen Kosten, intransparenten Strukturen oder übermäßigen Risiken.

Branson betonte, dass die Bafin künftig bei der Produktaufsicht nicht nur auf Regelkonformität, sondern auch auf das Verhältnis von Preis und Leistung achten werde.

Der Trend geht also weg von einem rein formalen Prüfrahmen hin zu einer substantiellen Kontrolle von Fairness und Angemessenheit.

Für Finanzvermittler und Produktanbieter bedeutet dies:

  • Stärkerer Druck auf hohe Gebührenmodelle
  • Wachsender Fokus auf verständliche, einfache Strukturen
  • Nachweispflicht eines nachvollziehbaren Kundennutzens

Digitalisierung der Aufsicht

Ein weiterer strategischer Pfeiler ist die Digitalisierung innerhalb der Behörde selbst. Die Bafin will datengestützte Aufsichtsverfahren ausbauen, moderne Analysetools einsetzen und KI-gestützte Frühwarnsysteme stärker etablieren. Ziel ist es, Risiken in Geschäftsmodellen, Bilanzen oder Marktverhalten schneller zu erkennen – und systematisch zu überwachen.

Zudem wird geprüft, wie sich neue digitale Geschäftsmodelle – etwa Plattformlösungen, Robo-Advisor oder Blockchain-Anwendungen – regulatorisch abbilden und wirksam kontrollieren lassen. Die Bafin versteht sich dabei als „lernende Aufsicht“, die mit der Innovationsgeschwindigkeit der Märkte Schritt halten will.

Proaktive Marktstabilisierung

Die strategischen Leitlinien markieren eine Phase der Selbstvergewisserung und des aktiven Auftritts. Für Marktteilnehmer, insbesondere für Finanzvermittler und Produktanbieter, steigt der Anspruch: Produkte sollen nicht nur regelkonform, sondern auch gerecht und verständlich sein. Vermittler müssen sich künftig häufiger die Frage gefallen lassen, ob das empfohlene Produkt tatsächlich dem Kundeninteresse dient – und das zu einem angemessenen Preis."

Neben dem Verbraucherschutz betont die Bafin auch ihre Verantwortung für die Stabilität der Finanzmärkte. Der Fokus liegt dabei auf systemischen Risiken, etwa durch Verschuldung im Unternehmenssektor, überbordende Kreditvergabe im Immobilienmarkt oder die Abhängigkeit von kurzfristiger Liquidität.

Die Bafin kündigt an, verstärkt mit anderen nationalen und europäischen Behörden zusammenzuarbeiten, um Märkte vorausschauend zu stabilisieren und nicht nur auf Krisen zu reagieren. Dafür sollen sektorübergreifende Analysen, Stresstests und Frühwarnindikatoren ausgebaut werden.

Bransons Handschrift: Klar, transparent, öffentlich

Seit seinem Amtsantritt verfolgt Bafin-Chef Mark Branson einen deutlich offeneren, transparenteren Kurs. Die strategische Neuausrichtung ist Teil dieses Kulturwandels. Während früher regulatorische Positionen oft in technischen Zirkeln verharrten, sucht die Bafin nun sichtbare Präsenz im öffentlichen Diskurs – sei es zum Schutz von Kleinanlegern oder zur Einordnung neuer Marktphänomene wie Kryptowährungen oder ESG-Fonds.

Branson betont, dass die Glaubwürdigkeit der Aufsicht auch vom Vertrauen der breiten Öffentlichkeit abhängt – und dieses müsse durch nachvollziehbare Entscheidungen, klare Kommunikation und konsequente Durchsetzung gestärkt werden.

Fazit: Die Bafin zeigt mehr Zähne

Die strategischen Leitlinien markieren eine Phase der Selbstvergewisserung und des aktiven Auftritts. Für Marktteilnehmer, insbesondere für Finanzvermittler und Produktanbieter, steigt der Anspruch: Produkte sollen nicht nur regelkonform, sondern auch gerecht und verständlich sein. Vermittler müssen sich künftig häufiger die Frage gefallen lassen, ob das empfohlene Produkt tatsächlich dem Kundeninteresse dient – und das zu einem angemessenen Preis.

Die Bafin wird anspruchsvoller – aber auch transparenter. Das birgt Risiken für Anbieter, aber Chancen für Anleger und Marktstabilität.

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