Ein Hütchenspiel? Bausparen

Auf den ersten Blick erscheint ein Vergleich des von kriminellen Banden betriebenen Hütchenspiels gewagt. Doch es gibt mehr Parallelen als man denkt – aber der Reihe nach: Der Hütchenspieler verwendet drei Hütchen, z.B. kleine Becher, Nussschalen, o.ä. und platziert zu Beginn des Spiels demonstrativ ein kleines Objekt unter einem der Hütchen, etwa ein Schaumstoffkügelchen. Beim Bausparen heißt das Schaumstoffkügelchen „günstig Zinsen sichern“. Der Hütchenspieler verschiebt die drei Hütchen in einem Tempo, das dem Mitspieler scheinbar die Möglichkeit lässt, die Verschiebung zu verfolgen. Ähnliches kennen wir auch vom Bausparvertrieb, der mit leicht nachvollziehbaren Argumenten dem Kunden einen Bausparvertrag als Mittel gegen steigende Zinsen anpreist.

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Schöne Prospekte

Das Ziel des Hütchenspielers besteht darin, Passanten dazu zu bringen, eine Geldwette darauf einzugehen, dass sie das Objekt am Ende orten können und ihren Wetteinsatz mit Gewinn zurückerhalten. Dabei spielen Komplizen, die neutrale Passanten mimen und andere Mitspieler zum Geldeinsatz motivieren, eine wichtige Rolle. Im Falle des Bausparens ist es das seriöse Umfeld, welches mit schönen Prospekten und anschaulichen Modellrechnungen den potenziellen Vorteil des Bausparmodells vorgaukelt. Das Hütchenspiel endet für den Wettenden meist mit dem abrupten Verlust seines Wetteinsatzes.

In diesem Punkt unterscheidet sich das Hütchenspiel vom Bausparen, denn die Nachteile beim Bausparen zeigen sich nicht abrupt, sondern werden erst durch einen längeren Betrachtungszeitraum offenkundig. Am einfachsten sind die Abschlusskosten eines Bausparvertrags zu durchschauen, die prozentual auf die gesamte Bausparsumme fällig sind.

Die Nachteile beim Bausparen zeigen sich nicht abrupt, sondern werden erst durch einen längeren Betrachtungszeitraum offenkundig."

Praktisch keine Verzinsung

Darüber hinaus gibt es während der Ansparphase für den Bausparkunden praktisch keine Verzinsung auf das angesparte Bausparguthaben. Bei anderen Sparformen kann im Laufe der Zeit mit teils deutlich höheren Erträgen gerechnet werden.

Nachteil eines Bausparvertrages

Erst ein Blick ins Bausparkassengesetz offenbart den wohl größten Nachteil eines Bausparvertrages. Aus dem Gesetz geht nämlich hervor, dass der Zuteilungszeitpunkt für Bauspardarlehen nicht garantiert ist. Auf den voraussichtlichen Zuteilungszeitpunkt zielen jedoch viele Baufinanzierungsvorhaben ab. Sie können jedoch problemlos von den Bausparkassen aus den Angeln gehoben werden, indem der Zuteilungszeitpunkt verschoben wird. Von den Bausparvertretern wird dieses Argument gerne damit abgetan, dass es mit Zuteilungen in der Vergangenheit keine nennenswerten Probleme gegeben habe. Dabei wird verkannt, dass in den letzten Dekaden wenig echte Bauspardarlehen ausgereicht wurden, weil es meist günstiger war, Baufinanzierungen durch ein klassisches Bankdarlehen abzudecken. Alternativ wurden alte Bausparverträge als Geldanlage betrachtet, weil es auf Bausparguthaben teilweise bessere Zinsen gab als bei der Bank.

Also aufgepasst: Sollten die Zinsen steigen, müssen Bausparkunden, die jetzt auf günstige Bauspardarlehen spekulieren, damit rechnen, dass die Bausparkassen nach Gründen suchen werden, Bausparverträge mit niedrigen Darlehenszinsen entweder zu kündigen oder schlicht den Zuteilungszeitpunkt zu verschieben. Hier gleichen sich Hütchenspiel und Bausparen. Sowohl beim Hütchenspiel als auch beim Bausparen wird die Aufmerksamkeit geschickt abgelenkt und wie aus dem Nichts treten die Nachteile hervor. Schließlich haben die Bausparkassen in den letzten 15 Jahren ihre Kreativität bei der massenhaften Kündigung von Bausparverträgen mit hohen Guthabenzinsen bereits gezeigt.

Nicht umsonst weist die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) die Verbraucher schon seit vielen Jahren darauf hin, dass es sich bei Bausparfinanzierungen um komplexe Produkte handelt. Sehr diplomatisch verweist die BaFin darauf, dass es mitunter sinnvoll sein kann, Rat bei unabhängigen Fachkundigen einzuholen.