Niedrigzinsen vernichten ein Geschäftsmodell Bausparkassen leiden massiv
Das Bausparen gehört zu den klassischen Bausteinen einer Baufinanzierung. Und jahrzehntelang konnten die Bausparkassen gut davon leben. Doch in Zeiten anhaltender Niedrigzinsen wird das bewährte Geschäftsmodell zunehmend in Frage gestellt. Erstmals kommen die Kassen ernsthaft unter Druck.
Eigentlich ist das Bausparen ein attraktives Modell, das vor allem eines bietet: Sicherheit. Der Bausparer bildet mit regelmäßigen Sparbeiträgen Kapital und erwirbt gleichzeitig das Anrecht auf einen Kredit - und das alles zu im Vorhinein festgelegten Konditionen. Die Verbindung aus Eigenkapitalbildung und langfristiger Kreditfinanzierung trägt erheblich dazu bei, das Finanzierungsrisiko zu reduzieren. Ob sich ein Bausparvertrag im Vergleich zum selbstständigen Sparen und der Kreditaufnahme am Markt rentiert, lässt sich bei Vertragsabschluss allerdings nur schwer beurteilen. Das hängt immer von der Zinsentwicklung während der Vertragslaufzeit ab, die - in normalen Zeiten - schwer zu prognostizieren ist.
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Warum die Bausparkassen leiden
Seit die EZB allerdings eine aggressive Niedrigzinspolitik verfolgt, haben sich die Rahmenbedingungen fürs Bausparen spürbar verändert. Viele Bausparer freuen sich zwar noch über die höhere Verzinsung ihrer Sparverträge aus früheren Jahren, doch den Bausparkredit wollen viele nicht mehr haben, seit es am Markt dank EZB "normale" Baufinanzierungen zu günstigeren Bedingungen gibt. Die Bausparkassen geraten dadurch in eine schwierige Lage. Sie leiden unter den höheren Zinszusagen für Sparkapital aus der Vergangenheit und haben gleichzeitig Probleme, noch ausreichend Erträge zu erzielen, um ihren Verpflichtungen nachzukommen. Ihre Bausparkredite sind nicht gefragt und bei der Anlage liquider Mittel am Kapitalmarkt müssen sie mittlerweile fast froh sein, keine negativen Renditen zu erzielen. Dass ihre Gewinne durch die künstlich niedrigen Zinsen verfallen, überrascht daher nicht.
Den Bausparkredit wollen viele nicht mehr haben, seit es am Markt normale Baufinanzierungen zu günstigeren Bedingungen gibt."
Sparpogramme und neue Poduktvarianten
Einstweilen reagiert man mit Sparprogrammen. Wenn auf der Ertragsseite düstere Aussichten herrschen, muss an der Kostenschraube gedreht werden. Personalabbau und Prozessverschlankungen stehen daher im Fokus der Bausparkassen - eine Strategie, die man aber nicht unbegrenzt anwenden kann. Ein anderer Ansatz ist der Versuch, teure "Altlasten" los zu werden. Manche Bausparkasse hat ihren Bausparern inzwischen hochverzinste Verträge aus früheren Jahren gekündigt - die Vorgehensweise ist allerdings rechtlich nicht unumstritten und nur bei einem kleinen Teil der Verträge anwendbar.
Auch auf der Produktseite reagiert man, um von dem aktuellen Immobilienboom zu profitieren. Sofortkredite, bei denen Kreditfinanzierung und Bausparen zeitlich parallel laufen, und variablere Tarife sollen zusätzliches Geschäft generieren, das sich auch aus Bausparkassen-Sicht rentiert. Aus einem Dilemma entkommt man dabei allerdings nicht: bei allen Produktvarianten bleibt die Tatsache bestehen, dass Bausparkassen im Prinzip nur ein Produkt anbieten können - eben den Bausparvertrag. Mit ihm steht und fällt ihr Geschäft.
