Trotz 30 Mio. bestehender Verträge Bausparvertrag eher ein Auslaufmodell
Lange galten Bausparverträge als unverzichtbarer Bestandteil jeder Baufinanzierung. Für die Bausparkassen war das ein lukratives Geschäft - quasi mit Erfolgsgarantie. Doch die Zeiten haben sich geändert. Bausparen droht zum Auslaufmodell zu werden.
Noch gibt es in Deutschland fast 30 Millionen Bausparverträge. Aber bereits seit Jahren sinkt der Vertragsbestand. Dieser Prozess hat bereits vor der Finanzkrise begonnen und hält bis heute an. Innerhalb einer Dekade ist die Zahl der Bausparverträge um rund zehn Prozent zurückgegangen. Und die Bausparkassen stöhnen über verfallende Erträge.
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Warum das Konzept Bausparvertrag nicht mehr funktioniert
Eigentlich klingt das Bauspar-Konzept überzeugend. Der Sparer vereinbart mit der Bausparkasse einen Betrag - die Bausparsumme -, die er für die Finanzierung eines Vorhabens verwenden möchte. Einen Teil davon spart er mit regelmäßigen Beiträgen an und bildet so Eigenkapital. Für den Rest kann er später ein Immobiliendarlehen erhalten, wenn der Vertrag zuteilungsreif ist. Mit der Kombi aus Eigenkapital und Kreditfinanzierung wird das Immobilienprojekt auf ein solides Fundament gestellt. Die Verzinsung der Bausparguthaben ist zwar nicht üppig, dafür sind die Konditionen des Immobiliendarlehens günstig, stehen von vornherein fest und sind daher kalkulationssicher.
Was lange bestens funktionierte, wird in Zeiten niedrigster Zinsen zu einem Problem. Denn um an ein günstiges Baudarlehen zu kommen, braucht man inzwischen keinen Bausparvertrag mehr. Die Zinssätze für "normale" Hypothekendarlehen mit fünf- oder zehnjähriger Zinsbindung bewegen sich aktuell in einem Band von ein bis zwei Prozent. Das sind historisch niedrige Werte und erklärt, warum immer mehr Bausparer auf ihr Bauspardarlehen verzichten. Als der Bausparvertrag abgeschlossen wurde, waren die Zinsen vielfach noch deutlich höher. Das Bauspardarlehen wäre zu den damals vereinbarten Konditionen teurer als ein Hypothekendarlehen am Markt.
Bausparen wird erst dann wieder attraktiver werden, wenn mit deutlich steigenden Zinsen für Hypothekenkredite zu rechnen ist."
Umschwung durch Zinswende?
Bausparverträge nur als Sparform, aber nicht zur Baufinanzierung - damit geht das Geschäftsmodell der Bausparkassen aber nicht mehr auf. Denn die Bauspardarlehen bilden die Hauptertragsquelle der Institute. Wenn sie nicht mehr abgerufen werden, bricht die Ertragsbasis weg.
Freie Mittel am Kapitalmarkt anzulegen, ist angesichts der mageren Renditeaussichten auch keine lohnende Alternative. Dafür drücken die Zinsverpflichtungen aus den Sparverträgen - vor allem für den noch relativ gut verzinsten "Alt-Bestand". Viele Bausparkassen versuchen inzwischen, diese Altlasten durch einseitige Vertragskündigungen loszuwerden - zum Teil erfolgreich.
Bausparen wird erst dann wieder attraktiver werden, wenn mit deutlich steigenden Zinsen für Hypothekenkredite zu rechnen ist. In diesem Fall kann es sich lohnen, mit einem Bausparvertrag das noch geltende niedrigere Zinsniveau für die Zukunft zu sichern und es macht dann Sinn, Bauspardarlehen zu nutzen. Doch eine solche Zinswende ist einstweilen nicht in Sicht.
Erst der Mensch, dann das Geschäft