Jahrelang kaum merkbar Bedrohung durch Inflation
Aktuelle Zahlen deuten auf eine steigende Inflation in Europa hin. Die Akteure am Markt scheinen dieses Risiko jedoch bisher auszublenden. Diese Diskrepanz bietet Anlegern die günstige Gelegenheit, sich jetzt abzusichern.
Als im Januar 2021 der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HVPI) veröffentlicht wurde, sorgte das für eine gewisse Unruhe. Der Anstieg des Wertes fachte eine Diskussion über das Risiko einer stärkeren Inflation an. Befeuert wurden die Sorgen durch die gewaltigen Konjunkturprogramme vieler Staaten und die Geldpolitik. Experten der Investmentgesellschaft PIMCO gehen jedoch davon aus, dass die Inflationsrate zunächst niedrig bleibt und im kommenden Jahr nur leicht ansteigen wird.
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Was Anleger über den HVPI wissen sollten
- Der HVPI wurde von der Europäischen Union entwickelt. Ziel ist es, Preisänderungen im internationalen Maßstab zu vergleichen und eine Inflationsrate für die Europäische Währungsunion berechnen zu können.
- Weiterhin werden auch Verbraucherpreisindizes (VPI) für alle EU-Mitgliedstaaten, die Schweiz, Norwegen und Island berechnet.
- Der HVPI ist für die Europäische Zentralbank (EZB) der zentrale Indikator zur gesamtwirtschaftlichen Beurteilung der Stabilität wichtiger Preise innerhalb der Eurozone.
- Erklärtes Ziel der EZB ist eine jährliche Inflationsrate von etwa 2 Prozent. Dieser Wert wird als Preisstabilität angesehen.
Müssen sich Anleger jetzt gegen das Inflationsrisiko absichern?
Lorenzo Pagani und Yi Qiao von der Investmentgesellschaft PIMCO gehen davon aus, dass der überraschende Anstieg des HVPI auf Sondereffekte, wie die Mehrwertsteuersenkung und die coronabedingte Anpassung der Indexgewichtung zurückzuführen sei. Die beiden Fachleute erwarten, dass die Erholung der Wirtschaft viel Zeit benötigt. Sie gehen davon aus, dass es bis 2022 dauern dürfte, bis das BIP in Europa wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen wird. Der Markt scheint dieses voraussichtlich langsame Wachstum bereits eingepreist zu haben.
Ziel der EZB ist eine jährliche Inflationsrate von etwa 2 Prozent. Dieser Wert wird als Preisstabilität angesehen."
Günstige Bedingungen, um sich jetzt gegen Inflationsrisiken abzusichern
Für vorsichtige Anleger bietet sich jetzt die Chance, sich zu günstigen Konditionen beispielsweise durch den Kauf von Inflation-linked Bonds (ILB) gegen Risiken durch steigende Inflation abzusichern.
Diese sogenannten 'Linker' sind Wertpapiere, die an den Verbraucherpreisindex gekoppelt sind. Das Angebot an ILBs ist relativ klein und es ist nicht ausgeschlossen, dass die Regierungen die Emission solcher Wertpapiere noch weiter herunterfahren.
Sollten sich die Anzeichen für ein Anziehen der Inflation mehren, dürfte es deutlich schwieriger werden, sich gegen Inflationsrisiken abzusichern.
Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de