Aktive ETFs verbinden die Handelsstruktur eines klassischen ETFs

Renaissance des aktiven Managements im ETF-Gewand Boom aktiver ETFs hält an

Der Markt für börsengehandelte Fonds entwickelt sich mit hoher Dynamik. Was einst als Domäne passiver Indexnachbildung begann, hat sich inzwischen zu einem vielseitigen und zunehmend differenzierten Segment entwickelt.

Besonders auffällig ist dabei der anhaltende Boom aktiver ETFs, also solcher Fonds, die zwar an der Börse gehandelt werden wie klassische ETFs, aber eine aktive Managementkomponente aufweisen. Das Segment wächst rasant, neue Produkte kommen nahezu wöchentlich auf den Markt, und das verwaltete Vermögen hat jüngst neue Höchststände erreicht. Anleger zeigen sich offen für das hybride Konzept – und Anbieter weltweit reagieren mit Innovationsdrang.

Aktive ETFs – das Beste aus zwei Welten?

Aktive ETFs verbinden die Handelsstruktur eines klassischen ETFs – tägliche Liquidität, Transparenz, niedrige Einstiegshürden – mit der flexiblen Steuerung durch ein Fondsmanagement.

Anders als passive ETFs, die starr einem Index folgen, haben aktive ETFs die Möglichkeit, selektiv zu agieren: Sie können Titel über- oder untergewichten, bei Bedarf aus dem Index abweichen oder gezielt auf Marktveränderungen reagieren.

Damit ähneln sie inhaltlich klassischen Investmentfonds – sind aber in ihrer Form als ETF effizienter, günstiger und einfacher handelbar.

Die Idee ist nicht neu, aber der Durchbruch kam erst in den letzten Jahren. Gründe dafür sind unter anderem:

  • Technologische Fortschritte, die es ermöglichen, auch aktiv gemanagte Portfolios börsentäglich transparent darzustellen.
  • Regulatorische Klarstellungen, insbesondere in den USA, die die Einführung aktiver ETFs erleichtert haben.
  • Wandelnde Anlegerpräferenzen, die vermehrt nach Strategien jenseits starrer Benchmark-Abbildung suchen.

Anleger erhalten so Zugang zu einem dynamisch gemanagten Portfolio, ohne auf die strukturellen Vorteile eines ETFs verzichten zu müssen.

Wachstum auf Rekordniveau

Das Volumen aktiver ETFs befindet sich weltweit auf Rekordniveau. Insbesondere in den USA hat das Segment in den letzten zwölf Monaten deutlich zugelegt. Große Asset Manager wie Fidelity, J.P. Morgan oder T. Rowe Price haben ihre Produktlinien massiv ausgebaut, während auch europäische Anbieter wie Amundi, DWS oder Franklin Templeton neue Strategien in ETF-Form lancieren.

Insgesamt lassen sich drei zentrale Wachstumstreiber identifizieren:

  1. Kostendruck im aktiven Fondsmarkt: Viele Anleger wollen aktive Steuerung, aber nicht die Gebühren eines klassischen Mutual Funds zahlen.
  2. Zunehmende Akzeptanz der ETF-Hülle: Der ETF als Vehikel hat sich als vertrauenswürdig, transparent und effizient etabliert.
  3. Thematische und faktorbasierte Strategien: Gerade in Segmenten wie ESG, Innovation, Gesundheitswesen oder Dividendenstrategien gewinnen aktive Konzepte an Attraktivität.

Auch in Europa nimmt das Interesse stetig zu, auch wenn die regulatorischen Rahmenbedingungen hier bislang etwas restriktiver waren. Neue Produktkategorien wie „semi-transparente ETFs“ (insbesondere in den USA) ermöglichen inzwischen sogar das Management komplexer Strategien bei gleichzeitiger Wahrung der Fondsgeheimnisse.

Unterschied zum traditionellen ETF bleibt entscheidend

Der Kapitalmarkt bewegt sich weg von der reinen Gegenüberstellung „aktiv oder passiv“ – hin zu einem hybriden Verständnis, das Effizienz mit Steuerung kombiniert. Aktive ETFs sind Ausdruck dieses Paradigmenwechsels. Sie nutzen die bewährte Struktur des ETFs, erweitern sie aber um die Möglichkeit, auf Märkte aktiv Einfluss zu nehmen."

Trotz der Namensähnlichkeit handelt es sich bei aktiven ETFs nicht einfach um „moderne ETFs“ – sie stellen eine eigene Kategorie dar. Entscheidend ist nicht nur die Frage, ob ein Fonds börsengehandelt wird, sondern wie die Anlageentscheidungen getroffen werden. Während passive ETFs Indexvorgaben folgen, verlässt sich der aktive ETF auf die Kompetenz und das Urteil des Portfoliomanagements.

Diese Unterscheidung ist für Anleger zentral, denn sie beeinflusst:

  • Das Risikoprofil,
  • die potenzielle Abweichung von der Benchmark (Active Share),
  • die Gebührenstruktur (die meist höher ist als bei passiven ETFs, aber niedriger als bei klassischen Fonds),
  • und die Erwartungshaltung hinsichtlich der Outperformance.

Wer in aktive ETFs investiert, entscheidet sich bewusst für einen Ansatz, der Markteinschätzungen einbezieht. Damit ist auch das Vertrauen in das Management-Team ein wesentlicher Bestandteil der Investmententscheidung.

Kritik und Chancen – ein Markt in Bewegung

Kritiker sehen in aktiven ETFs eine gewisse Verwässerung der ursprünglichen ETF-Idee, die auf Transparenz, Einfachheit und Kosteneffizienz beruhte. Sie warnen vor der Gefahr, dass Anleger die Unterschiede zwischen aktiv und passiv nicht hinreichend verstehen – insbesondere dann, wenn aktive Strategien die Performanceerwartungen nicht erfüllen.

Gleichzeitig zeigt die zunehmende Akzeptanz, dass viele Anleger einen differenzierteren Blick auf ETFs entwickeln. Sie wollen Flexibilität, thematische Tiefe und individuelle Steuerung – ohne auf die Vorteile der ETF-Struktur zu verzichten. Gerade in volatilen oder nicht effizient durch Indizes abgebildeten Märkten kann aktives Management Mehrwert schaffen, sei es durch Risikosteuerung, selektive Titelauswahl oder taktische Umschichtungen.

Die Anbieter reagieren darauf mit immer feineren Segmentierungen: Es gibt inzwischen aktive ETFs auf Unternehmensanleihen mit ESG-Overlay, auf Qualitätsaktien mit Value-Faktor oder auf Multi-Asset-Strategien mit dynamischer Allokation. Die Produktlandschaft wird dadurch vielfältiger – aber auch komplexer.

Fazit

Der Boom aktiver ETFs zeigt: Der Kapitalmarkt bewegt sich weg von der reinen Gegenüberstellung „aktiv oder passiv“ – hin zu einem hybriden Verständnis, das Effizienz mit Steuerung kombiniert. Aktive ETFs sind Ausdruck dieses Paradigmenwechsels. Sie nutzen die bewährte Struktur des ETFs, erweitern sie aber um die Möglichkeit, auf Märkte aktiv Einfluss zu nehmen.

Für Anleger ergeben sich daraus neue Möglichkeiten – aber auch neue Fragen: Wer entscheidet über die Allokation? Welche Transparenz ist gegeben? Wie hoch sind die Kosten, und wie konsistent ist die Strategie? Wer diese Aspekte im Blick behält, kann aktive ETFs gezielt als Baustein im Portfolio nutzen – nicht als Ersatz für passive Strategien, sondern als deren Ergänzung.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.