Der Immobilienboom ging 2020 nahezu ungebremst weiter

Boom bei Baufinanzierungen

Die Corona-Pandemie hat in vielen Branchen negative Spuren hinterlassen - nicht so im Immobilienbereich. Der Immobilienboom ging 2020 nahezu ungebremst weiter. Das zeigte sich auch bei Baufinanzierungen. Sie erreichten neue Rekordwerte.

Einer Untersuchung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PWC zufolge wurden vergangenes Jahr 273 Milliarden Euro neue Immobilienkredite vergeben. Das bedeutet einen Zuwachs um zehn Milliarden Euro bzw. um 3,8 Prozent gegenüber 2019. Dabei ist ein Trend zu längeren Laufzeiten festzustellen. Erstmals übersprang die durchschnittliche Laufzeit im Neugeschäft die Schwelle von 11 Jahren.

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Bauherren und Eigentümer nutzen historisch günstige Konditionen

Die hohe Nachfrage nach Baufinanzierungen und längere Zinsbindungen sind sicher den historisch niedrigen Zinsen geschuldet. Sie sind eine Folge der EZB-Politik, die 2020 ihre Geldschleusen nochmals weiter geöffnet hat, um in der Krise zu unterstützen. Vor allem in der zweiten Jahreshälfte erreichten die Bauzinsen ein historisches Tief. Kaum mehr als ein Prozent für 15jährige Zinsbindungen, ein Dreiviertel Prozent für 10jährige Festlegung - das gab es noch nie. Kein Wunder, dass viele Bauherren und Eigentümer günstige Kredite suchten und sich die Niedrigzinsen möglichst lange sichern wollten.

Banken und Sparkassen bescherten diese vorteilhaften Rahmenbedingungen ein hervorragendes (Immobilien-)Kreditgeschäft. Der Kreditbestand bei Baufinanzierungen nahm von 1,3 Billionen Euro auf 1,4 Billionen Euro zu. Relativ gesehen stieg der Bestand um 6,6 Prozent. Das ist der höchste Zuwachs in einem Kreditsegment seit 2004. Auch die Ertragsseite kann sich sehen lassen. Die Nettozinserträge (Zinserträge nach Abzug von Refinanzierungskosten) beliefen sich 2020 auf beinahe 15 Milliarden Euro, ein Zuwachs um 50 Prozent in einem Fünf-Jahres-Zeitraum. Baufinanzierungen bilden mit 18 Prozent Anteil bei den Nettozinserträgen eine wichtige Ertragssäule der Kreditinstitute.

Der Marktanteil der Sparkassen ging im Zeitraum 2015 bis 2020 zurück. Sie bleiben aber die Nummer 1 bei Baufinanzierungen."

Genossenschaftsbanken gewinnen, Sparkassen verlieren

Besonders profitiert haben PWC zufolge Hypothekenbanken, Genossenschaftsbanken und Bausparkassen. Sie konnten in den letzten fünf Jahren ihre Marktanteile ausbauen. Der Anteil der Privatbanken blieb nahezu gleich. Abgeben mussten die Sparkassen, deren Marktanteil im Zeitraum 2015 bis 2020 um 0,4 Prozentpunkte auf 30,8 Prozent zurückging. Sie bleiben aber die Nummer 1 bei Baufinanzierungen.

Auf die Entwicklung 2021 darf man gespannt sein. Wegen der Inflationserwartungen sind die Bauzinsen zuletzt wieder etwas gestiegen. Ob vorübergehend oder länger anhaltend - die nächsten Monate werden es zeigen.

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