Menschen in Frankfurt

Die Mitte schrumpft Stirbt die Mittelschicht aus?

Sie gehören der deutschen Mittelschicht an und erleben gerade, dass der aktuelle Wirtschaftsaufschwung mit sinkenden Arbeitslosenzahlen an Ihnen vorbeigeht? Ihre Bevölkerungsgruppe wird sogar immer kleiner und stellt damit ein Risiko für die Zukunft dar.

Sie haben sich durch eine umfangreiche Berufsausbildung auf ein Leben in der Mittelschicht vorbereitet. Ihr Gehalt sorgt derzeit noch für ein unbeschwertes Dasein, sichert Ihren Kindern bestmögliche Ausbildung und garantiert Ihnen zum Lebensabend ausreichende Rente. Selbstverständlich wissen Sie, dass eine schrumpfende Mitte unter anderem das zukünftige Innovationspotenzial verringert. Eine aktuelle Studie belegt, dass der Anteil an Haushalten mit mittleren Einkommen in den letzten zwei Jahrzehnten von 56 auf 48 Prozent schrumpfte.

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Berechtigte Abstiegsängste

Als Angehöriger der Mitte verfügen Sie über ein durchschnittliches Bruttomonatseinkommen von etwa 4.500 Euro. Sie liegen damit über dem bundesdeutschen Durchschnitt und erleben, dass zunehmend weniger Menschen diesen Wert erreichen. Immer mehr hoch qualifizierte Leute können nicht mehr von ihrer Erwerbstätigkeit leben, denn statt vernünftig bezahlter Vollzeitstellen gibt es für sie nur Minijobs und befristete Arbeitsplätze. 

Sie haben bereits in der aktuellen Hochkonjunktur Angst vor einem Abstieg aus der Mittelschicht und denken mit Grauen an wirtschaftlich schwere Zeiten. Sie sehen dann Ihren Lebensabend durch sinkendes Rentenniveau in Gefahr. Schon jetzt muss der Sozialstaat der Mitte unter die Arme greifen, bei einer wirtschaftlichen Trendwende wäre die Regierung absolut überfordert.

Der aktuelle Boom lässt die Mitte außer Acht

Die Lektüre neuester Zahlen des Statistischen Bundesamtes nährt Ihre Befürchtungen in Bezug auf eine schwindende Mittelschicht. Selbst in Zeiten der Hochkonjunktur gelten 15 Prozent der Bundesbürger zumindest als armutsgefährdet. Das Risiko der Verarmung ist in den letzten zehn Jahren um sieben Prozent gestiegen.

Steigende Einkommensabstände und eine schwindende Mitte bestätigen auch die aktuellen DIW-Zahlen. Den Erhebungen entsprechend hat sich der zur Mittelschicht zählende Bevölkerungsanteil insbesondere seit der Jahrtausendwende um sechs Prozentpunkte verringert und liegt jetzt bei 58 Prozent. Das Gravierende an der Entwicklung: Wer einmal aus der Mitte herausfällt, schafft den Wiederaufstieg nur in den seltensten Fällen.

Eine aktuelle Studie belegt, dass der Anteil an Haushalten mit mittleren Einkommen in den letzten zwei Jahrzehnten von 56 auf 48 Prozent schrumpfte."

Die Hintergründe

Dass der aktuelle Wirtschaftsaufschwung die wachsende deutsche Ungleichheit nur ansatzweise tangiert, glauben immer mehr Experten. Aus ihrer Sicht rächen sich jetzt die Zugeständnisse, welche von allen Regierungen an die Unternehmerschaft gemacht wurden.

Es kann nicht angehen, dass selbst gut ausgebildete Angehörige der Mittelschicht auch in Boomzeiten nur geringfügige Beschäftigungen unter Ausschluss von Sozialversicherungen erhalten. Die Instrumente Teilzeit und Befristung erlauben keine langfristige Lebensplanung und generieren kaum Einkünfte mit Spielraum für ausreichende Altersvorsorge. 

Der Staat hat sich unter dem Vorwand unternehmerischer Wettbewerbsfähigkeit ein folgenschweres Eigentor geschossen, unter dem nicht nur Sie als Mitglied der Mittelschicht zu leiden haben. Zugunsten niedriger Produktionskosten werden Arbeitnehmer mit Gehältern abgespeist, die weder ausreichend Steuern noch genug Rente abwerfen.

Autor: Markus Schäpers

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