Neue Studie spricht von 10% Commerzbank sieht Übertreibung am Immobilienmarkt
Dass die Immobilienpreise in den letzten Jahren deutlich angezogen sind, wird jeder bestätigen, der sich näher mit dem Immobilienmarkt befasst. Aber ob es sich um den Beginn einer Blasenbildung handelt oder eine normale Entwicklung, darüber gehen die Meinungen auseinander. Ein neues Modell der Commerzbank könnte für mehr Klarheit sorgen.
Bei den Immobilienpreisen spielen viele Faktoren eine Rolle - die Zinssituation, das Pro-Kopf-Einkommen, die Entwicklung der Baukosten, die gesamtwirtschaftliche Lage oder die Demografie, um die wichtigsten zu nennen. Diese Einflussgrößen werden in dem Modell berücksichtigt, das die Commerzbank jetzt in einer Studie verwendet hat. Damit lassen sich "faire" Preise für Immobilien ermitteln. Durch den Vergleich mit den realen Preisen sind Aussagen darüber möglich, ob die Preislage derzeit "gerecht" oder übertrieben ist.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
Immobilienpreise zehn Prozent zu hoch
Das Ergebnis dürfte manchen nicht überraschen. Nach Feststellung der Commerzbank-Studie sind die Häuserpreise derzeit im Schnitt zehn Prozent zu hoch - das gilt sowohl in städtischen als auch in ländlichen Lagen. Damit wird eine erst kürzlich veröffentlichte Analyse der Bundesbank bestätigt, die speziell für begehrte Großstädte von Preisübertreibungen von 15 bis 30 Prozent gesprochen hatte.
Fast noch interessanter als die aktuelle Lage ist die Betrachtung der Entwicklung im Zeitablauf. Das Modell erlaubt nämlich auch Langfrist-Analysen. Danach gab es in der Vergangenheit lange Phasen, in denen Immobilien "fair" oder sogar unterbewertet waren. Erst seit 2011 steigen die Preise schneller, als dies durch die Veränderung der Einflussfaktoren gerechtfertigt gewesen wäre. Zunächst führte das nicht zu Preisübertreibungen, weil zuvor bestehende Unterbewertungen aufgeholt wurden. Erst Anfang 2015 wurde die "faire" Preisschwelle überschritten. Seither wird die Preisübertreibung kontinuierlich stärker und liegt aktuell bei zehn Prozent. Im Schnitt sind die realen Preise seit 2015 um 4,5 Prozent pro Jahr gestiegen.
Erst Anfang 2015 wurde die "faire" Preisschwelle überschritten."
Keine baldige Trendwende in Sicht
Dennoch rechnen die Commerzbank-Experten nicht mit einer schnellen Trendwende am Immobilienmarkt. Der Preisdruck nach oben dürfte anhalten. Ein wesentlicher Grund dafür ist die anhaltende Niedrigzinssituation. Die niedrigen Bauzinsen machen den Immobilienerwerb auch bei hohen Preisen noch erschwinglich. Allerdings erklären die niedrigen Zinsen die Preisübertreibung alleine nicht. Denn das Modell berücksichtigt die Zinssituation bei der Berechnung der "fairen" Preise.
Die Experten der Studie vermuten daher noch einen anderen Grund für den Run auf "Betongold" - die Unsicherheit, die durch die Geldpolitik der EZB und die aktuellen politischen Entwicklungen ausgelöst wird. Sie lässt sich modellmäßig schwer fassen. Der Preisaufschlag bei Immobilien wäre demnach eine Prämie für wertbeständige Sicherheit - ob dieses Anleger-Kalkül langfristig aufgeht, steht allerdings in den Sternen.
fair, ehrlich, authentisch - die Grundlage für das Wohl aller Beteiligten