Postbank Studie "Wohnatlas 2017" Der Trend geht zum Stadtrand
In vielen Großstädten und Ballungsgebieten gelten die Immobilienmärkte als besonders eng, Preise und Mieten sind hier vielfach deutlich stärker gestiegen als auf dem Land. Das bestätigt auch die neue Postbank-Studie "Wohnatlas 2017" und empfiehlt Wohnen am Stadtrand.
Der Drang zum Wohnen in der Stadt ist bereits seit einigen Jahren wieder zu beobachten. Damit wird der lange bestehende Trend zum "Leben im Grünen" umgekehrt. Städtische Räume sind durch das gute Arbeitsplatzangebot, die ausgebaute Infrastruktur und attraktive Freizeitmöglichkeiten so gefragt wie seit vielen Jahren nicht. Das macht sich in den Immobilien-Preisen und Mieten bemerkbar. In manchen begehrten städtischen Wohnlagen ist eigener Wohnraum mittlerweile fast Luxus.
Autorenbox (bitte nicht verändern)
In der Stadt wohnen bedeutet Einschränkung
Wer "in der City" wohnen und leben will, muss sich daher - zumindest als Durchschnittsverdiener - einschränken. Das belegt die Postbank-Studie ganz deutlich. Familien mit zwei Kindern können sich in den "Hype-Städten" Hamburg, Berlin oder Frankfurt im Schnitt nur ein Wohneigentum von 100 Quadratmetern leisten, in München gar nur 75 Quadratmeter. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 136 Quadratmetern. Noch eingeengter müssen Singles leben. Hier sind in Hamburg, Berlin und Frankfurt zwischen 44 und 46 Quadratmeter pro Alleinwohnendem drin, in München 32 Quadratmeter - gegenüber einem durchschnittlichen Single-Wohnraum von 98 Quadratmetern.
Sub-Urbanisierung als Reaktion auf gestiegene Preise
Nach Ansicht der Studien-Autoren wird diese Lage dazu führen, dass sich wieder mehr Menschen an den Stadträndern ansiedeln. Unbezahlbare Preise und Mieten bremsen danach die Entwicklung zu einer stärkeren Urbanisierung. Im Umland vieler Städte gebe es nach wie vor vielfach noch Wohnraum, der auch für Durchschnittsverdiener erschwinglich sei, ohne allzu viele Abstriche machen oder Einschränkungen hinnehmen zu müssen. Ausreichend bemessener Wohnraum, finanzielle Tragfähigkeit des Eigentumserwerbs und eine vielfach gute Verkehrsanbindung an das Zentrum seien Argumente dafür, sich am Stadtrand anzusiedeln.
Nach einer Analyse des HWWI gibt es trotzdem insgesamt genügend bezahlbaren Wohnraum für Durchschnittsverdiener."
Kein Problem in der Fläche
Nach einer Analyse des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) gibt es in Deutschland trotzdem insgesamt genügend bezahlbaren Wohnraum für Durchschnittsverdiener - das gilt sowohl für Familien als auch für Paare. So können sich Familien mit zwei Kindern in 372 von 402 kreisfreien Städten und Landkreisen Wohnraum mit mindestens 80 Quadratmetern leisten, in 239 Kreisen sogar mindestens 100 Quadratmeter. Die Kommunen, wo es tatsächlich "eng" wird, sind also überschaubar. Noch komfortabler haben es Paare. Hier kommen Durchschnittsverdiener in 379 von 402 kreisfreien Städten und Landkreisen auf eine finanziell tragfähige Wohnfläche von mindestens 100 Quadratmetern. Das entspricht einem Anteil von fast 95 Prozent. Allerdings dürfte längst nicht jeder bezahlbare Standort "in der Fläche" auch den jeweiligen Wohn-Vorstellungen entsprechen.