Im Euro-Raum gelten seit Mitte 2014 für Banken negative EZB-Einlagenzinsen

Studie des ZEW Dänemark hat die Entwicklung vorweggenommen

Im Euro-Raum gelten seit Mitte 2014 für Banken negative EZB-Einlagenzinsen. In Dänemark hat man schon länger Erfahrung mit Negativzinsen. Hier begann die Phase mit Zinssätzen unter Null bereits 2012 - vor mittlerweile fünf Jahren. Daher lassen sich dort Auswirkungen negativer Zinsen besser feststellen. Das Mannheimer Wirtschaftsforschungsinstitut ZEW hat dies näher untersucht.

Angesichts der von Mario Draghi unbeirrt weiter verfolgten Politik des billigen Geldes nimmt hierzulande das Stöhnen über die ausbleibende Zinswende zu. Lebensversicherer, Bausparkassen, Pensionsfonds und Krankenkassen leiden unter dem Zinstief ebenso wie Banken und Sparkassen. Überall schmelzen die Erträge und fällt es zunehmend schwerer, höhere Zinsversprechen aus der Vergangenheit noch zu erfüllen.

Schwächere Zinserträge durch Provisionen kompensiert

Obwohl die Finanzinstitute bislang den Schritt scheuten, Negativzinsen in der Breite an Kunden weiterzugeben, bröckelt diese "Abwehrfront". Im Geschäft mit vermögenden Privatkunden und Firmenkunden gibt es Zinsen unter Null schon häufiger und für "gewöhnliche" Kunden hat man als Ausweg das Drehen an der Gebührenschraube - quasi Negativzinsen "durch die Hintertür" - entdeckt. Gebühren für ihre Kunden am Instituts-Geldautomaten für das eigene Geld vom eigenen Konto ist die neueste Idee, die einige Sparkassen und Genossenschaftsbanken verfolgen

Trotz dieses Trends hat das ZEW in Dänemark keine allgemeine Entwicklung zu Negativzinsen im Kundengeschäft ermittelt. Ähnlich wie in Deutschland wechselten die Dänen auch nicht massenhaft in andere Anlageformen. Man bemühte sich aber darum, die niedrigen Zinsen möglichst lange zu sichern - durch entsprechend lange Laufzeiten bei Hypothekendarlehen. In Dänemark ist das relativ problemlos, weil das Thema "Vorfälligkeitsentschädigung" weit weniger relevant ist als bei uns. 

Rationalisierung, Filialschließungen und noch mehr Gebühren rund um Kontoführung und Zahlungsverkehr - damit müssen deutsche Bankkunden wohl weiterhin rechnen."

Bei den Konto- und Zahlungsverkehrsgebühren stellten die ZEW-Forscher in Dänemark wenig Bewegung fest. Dafür erhöhten die dänischen Banken die Gebühren im Wertpapiergeschäft kräftig. Wertpapieranlagen besitzen in Dänemark eine große Bedeutung für die private Altersvorsorge und sind steuerbegünstigt. Das lässt u.U. Gebührenerhöhungen in diesem Bereich verschmerzbarer erscheinen. Durch steigende Provisionserträge ist es den Banken dort gelungen, geringere Zinserträge im Zuge der Negativzinsen zu kompensieren. 

Nur bedingt auf Deutschland übertragbar

Dies mag sich für deutsche Finanzinstitute hoffnungsvoll anhören, allerdings lassen sich die dänischen Verhältnisse nicht ohne weiteres übertragen. Der Bankensektor in Dänemark ist stärker konzentriert und internationaler ausgerichtet als in Deutschland. Außerdem ist das Provisionsstandbein der deutschen Institute vergleichsweise schwach, die Abhängigkeit vom Zinsgeschäft deutlich größer. Und nach wie vor drücken die hohen Kosten des Filialnetzes. Der durch die Digitalisierung ohnehin bestehende Kostensenkungsdruck wird durch die Negativzinsen nochmals verschärft. 

Rationalisierung, Filialschließungen und noch mehr Gebühren rund um Kontoführung und Zahlungsverkehr - damit müssen deutsche Bankkunden wohl weiterhin rechnen.

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