Kurz vor Ostern musste das Modehandels-Unternehmen Steilmann Insovenz anmelden

Börsengang Steilmann Erneut schwache Bankberatung

Kurz vor Ostern musste das Modehandels-Unternehmen Steilmann Insolvenz anmelden. Das Aus kam nur wenige Monate nach dem Börsengang. Jetzt haben Aktionäre und Anleihe-Gläubiger das Nachsehen. Nicht nur in diesem Kontext wird Kritik an der Bankberatung und -begleitung bei Börsengängen und Neuemissionen laut.

Gerade einmal 141 Tage dauerte es bei Steilmann vom Börsenstart bis zur Insolvenz. Die Aktie ist derzeit nur noch Cent-Beträge wert. Dabei glich schon der Börsen-Auftakt einer Katastrophe. Geplant war die Ausgabe von 17 Millionen Aktien in einer Kurs-Range von 3,50 Euro bis 5 Euro das Stück. Am Ende ließen sich aber nur 2,25 Millionen Aktien zum Niedrigstpreis von 3,50 Euro absetzen. Die Konsequenz war: statt der erhofften 72,3 Millionen Euro nahm Steilmann nur 7,9 Millionen Euro ein. Davon gingen rund vier Millionen Euro an Bank-Provisionen drauf - unter dem Strich fast ein Null-Ergebnis.

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Bankberatung - Bedenken zurückgestellt? 

Diese verheerende Bilanz des Börsengangs, weitere missglückte Finanzierungen aus der Vergangenheit und die schwierige Geschäftslage der Textilbranche insgesamt - zuletzt noch durch den milden Winter und übervolle Lager verschärft - gaben Steilmann den Todesstoß. Die noch kurz zuvor verlautbarten optimistischen Aussagen über die hervorragende Position des Unternehmens platzten wie eine Blase. Für Börsenexperten kommt das Steilmann-Ende allerdings nicht überraschend. Schon beim Börsengang vor wenigen Monaten war gemunkelt worden, dass die Aktienausgabe vor allem als lebensverlängernde Maßnahme für einen bereits todgeweihten Kandidaten dienen sollte.

Für Börsenexperten kommt das Steilmann-Ende nicht überraschend."

Vor diesem Hintergrund werden jetzt Vorwürfe an das Steilmann-Management und an die beteiligten Banken laut. Beide hätten es besser gewusst, so die Kritik. Vor allem den Banken wird vorgeworfen, bei ihrer Bankberatung im Fall Steilmann in erster Linie auf die Vergütung und nicht so sehr auf die Sinnhaftigkeit des Börsengangs geschaut zu haben. Die maßgeblich verantwortliche Oddo Seydler Bank, die auf Mittelstandsemissionen spezialisiert ist, bestreitet dies naturgemäß. Jetzt dürfte das Geld der Anleger großteils verloren sein. Das gilt nicht nur für Steilmann-Aktionäre, sondern auch für Anleihe-Gläubiger des Unternehmens. Steilmann hatte in den vergangenen Jahren mehrfach Anleihen im Gesamtvolumen von 88 Millionen Euro ausgegeben. Auch hier war die Oddo Seydler Bank federführend oder beteiligt. 

Steilmann kein Einzelfall 

Die Steilmann-Insolvenz mag spektakulär sein, sie ist aber kein Einzelfall. Gerade im Bereich der sogenannten Mittelstandsanleihen häufen sich die Ausfälle. Jede vierte Anleihe ist "leistungsgestört" und Experten schauen mit Sorge auf die beiden nächsten Jahre, wenn viele Papiere fällig werden. Spätestens dann könnte es für Anleger ein böses Erwachen geben und die Rolle der Bankberatung dürfte erneut kritisch beleuchtet werden.

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