Weiterentwicklung der Indexfonds Der Widerspruch der aktiv gemanagte ETFs

ETFs sind fast ein Synonym für passives Investieren - das gilt wenigstens, wenn man die erste Generation der Indexfonds betrachtet. Doch mit der relativ langweiligen Aussicht, genauso abzuschneiden wie der Marktdurchschnitt, wollten sich weder Investoren noch Produktanbieter auf Dauer begnügen. Daher gibt es inzwischen eine Vielzahl an ETFs "mit aktivem Touch". Sie wollen besser sein als der Schnitt. Ihre Zahl geht allein im deutschsprachigen Raum in die Hunderte und dürfte weiter steigen. Aktiv gemanagte ETFs sind im Kommen.

Das klassische Konstruktionsprinzips eines ETFs ist die Nachbildung eines Marktindexes. Im Fondsvermögen sind Wertpapiere - zum Beispiel Aktien - genau in der Zusammensetzung und Gewichtung enthalte, in der sie im jeweiligen Bezugsindex vertreten sind. Ein DAX-ETF ist in diesem Sinne ein Spiegelbild des DAX. Der DAX-ETF kann sich daher nicht anders entwickeln kann als der DAX selbst. Dem Fondsmanagement bleibt lediglich, stets dafür zu sorgen, dass die DAX-Abbildung erhalten bleibt.

Aktiv gemanagte ETFs - besser als der Markt?

Aktiv gemanagte Fonds wollen dagegen den Markt schlagen - oder um im Beispiel zu bleiben: besser abschneiden als der DAX. Sie stehen damit scheinbar im Widerspruch zur Grundidee von Indexfonds. Es ist dabei kaum möglich, die aufkommende Vielfalt aktiv gemanagter Fonds unter einen Hut zu bringen. Zu unterschiedlich sind die Abweichungen vom Grundkonzept. Grob kann man die bunte Vielfalt in die Kategorien Value, Small Cap, Quality, Momentum und Low Volatility unterscheiden. Es sind aber auch andere Differenzierungen möglich und kombinierte Strategien werden im Rahmen sogenannter Multi-Factor-ETFs ebenso an den Markt gebracht. Selbst "Öko-" oder "Nachhaltigkeits"-ETFs sind mittlerweile im Angebot.

Welcher "Investment-Philosophie" ein aktiv gemanagter ETF auch folgt - es geht meist darum, sich anstelle des Gesamtmarktes, den ein klassischer ETF abbilden würde, auf besonders attraktiv erscheinende Marktausschnitte zu konzentrieren und dadurch ein besseres Verhältnis von Rendite und Risiko zu erzielen. Ein Small Cap-ETF lässt zum Beispiel die Blue Chips eines Aktienmarktes außen vor und fokussiert sich auf Aktien kleinerer Unternehmen, die zwar riskanter sind, dafür aber auch eine höhere Rendite erwarten lassen. Ein Low Voltality-ETF investiert in Werte, die in der Vergangenheit durch geringe Kursschwankungen aufgefallen sind - in der Hoffnung, bei in etwa gleicher Rendite ein risikoärmeres Investment darzustellen. Value-ETFs setzen auf unterbewertete Titel mit Substanz in der Erwartung späterer Wertaufholungen. Die Liste ließe sich fortsetzen.

Aktiv gemanagte Fonds sind ein Zwischending zwischen aktivem und passivem Investieren - so etwas wie die Quadratur des Kreises."

Wo ist der Unterschied zu aktiven Fonds?

Dabei beziehen sich auch aktiv gemanagte ETFs grundsätzlich auf Indizes. Oft handelt es sich um Abwandlungen oder Ausschnitte des allgemeinen Marktindexes, zum Teil aber auch um neue Indexkreationen. Ein anderer Ansatz besteht darin, einen bestehenden Index "zu verbessern". So wird zum Beispiel beim DAX bemängelt, dass bestimmte Branchen wegen der Gewichtung nach der  Marktkapitalisierung überrepräsentiert seien. Ein aktiver ETF könnte dies durch Bezug auf einen gleichgewichteten Index "korrigieren". Auch andere Ansätze der "Index-Manipulation" werden versucht, zum Beispiel indem man "unattraktive" Ränder abschneidet. Für besonders spekulativ eingestellte Anleger gibt es auch ETFs mit eingebautem Hebel-Effekt oder Short-ETFs mit "umgekehrtem" Index-Nachvollzug. Man sieht: der Phantasie sind kaum Grenzen gesetzt.

Wo liegt dann noch der Unterschied zwischen aktiv gemanagten ETFs und aktiven Fonds? Die Antwort liegt im regelbasierten und für Anleger nachvollziehbarem Investieren nach System - weil an einem Index orientiert. Bei aktiven Fonds agiert das Fondsmanagement dagegen nach eigenen Grundsätzen und je nach Marktlage. Damit sind aktiv gemanagte Fonds ein Zwischending zwischen aktivem und passivem Investieren - so etwas wie die Quadratur des Kreises. Unumstritten ist das keineswegs und viele aktive ETF-Konzepte müssen ihre Tauglichkeit erst noch unter Beweis stellen. Dennoch gibt es auch keinen Anlass, sie in Bausch und Bogen zu verdammen. So lassen sich durchaus wissenschaftliche Belege für einen Value- oder einen Small Cap-Ansatz finden. Aktiv gemanagte ETFs sollten aber stets besonders genau unter die Lupe genommen werden.

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