Stark gestiegene Zinsen Der Zinshammer droht überall
Jahrelang konnten sich Bauherren und Immobilienkäufer über historisch niedrige Zinsen freuen. Dies hat sich in 2022 gründlich geändert. Es kam zu einem starken Zinsanstieg, die manche Kalkulation über den Haufen warf.
Zwar hat sich inzwischen der Anstieg der Zinskurve etwas abgeflacht. Ob das schon das Ende des Zinstrends nach oben ist, steht aber nicht fest. Solange die Inflation auf hohem Niveau verharrt, wird die EZB an ihrem geldpolitischen Kurs festhalten. Weitere Erhöhungen der Leitzinsen sind nicht ausgeschlossen - mit Auswirkungen auf Immobilienfinanzierungen.
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Erst- und Anschlussfinanzierungen bei Immobilien drastisch verteuert
Zum Jahreswechsel 2021/2022 lag der Sollzins für Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung im Schnitt bei rund einem Prozent. Im Herbst letzten Jahres wurde dann bereits die Vier-Prozent-Marke überschritten. Seither schwanken die Hypothekenzinsen für zehnjährige Zinsbindungen in einer Range von 3,5 Prozent bis vier Prozent - mit leicht steigender Tendenz.
Die EZB hat seit Jahresbeginn 2022 die Leitzinsen insgesamt siebenmal erhöht, zuletzt am 2. August 2023 auf vier Prozent. Der Hauptrefinanzierungssatz der EZB beeinflusst vor allem die kurzfristigen Zinsen am Markt. Sie hat aber auch Auswirkungen auf die längerfristigen Zinsen wie die Entwicklung bei den Hypothekenzinsen zeigt. Durch den schnellen Zinsanstieg haben sich Immobilienfinanzierungen drastisch verteuert - das gilt sowohl für Erstfinanzierungen als auch für Anschlussfinanzierungen.
Zum Jahreswechsel 2021/2022 lag der Sollzins für Hypothekendarlehen mit zehnjähriger Zinsbindung im Schnitt noch bei rund einem Prozent."
Was das praktisch bedeutet, lässt sich am besten am Beispiel zeigen. Angenommen sei ein 100.000 Euro-Darlehen mit 10jähriger Laufzeit und vollständiger Tilgung am Laufzeitende. Bei einem Sollzins von einem Prozent ergibt sich eine monatliche Rate von 876,04 Euro und die Zinskosten betragen insgesamt 5.124,95 Euro. Unterstellt man einen Sollzins von vier Prozent, errechnet sich eine monatliche Rate von 1.012,45 Euro und die Zinskosten belaufen sich auf 21.494,17 Euro.
Welche Zinsbindung ist jetzt sinnvoll?
Auch wenn die Zinsen schon recht hoch sind, kann es bei jetzt anstehenden Anschlussfinanzierungen sinnvoll sein, längere Zinsbindungen als 10 Jahre zu vereinbaren, um sich gegen evtl. weiter steigende Zinsen in der Zukunft abzusichern. Zinsbindungen von 15 oder 20 Jahren sind zwar geringfügig teurer als zehnjährige. Man hat aber länger Zinssicherheit nach oben und sollten die Zinsen wider Erwarten doch sinken, besteht nach zehn Jahren ein Sonderkündigungsrecht.