Die deutschen Lebensversicherer bewegen sich in einem schwierigen Umfeld

Internationale Ratingagenturen Deutsche Lebensversicherer in der Krise

Die deutschen Lebensversicherer bewegen sich in einem schwierigen Umfeld. Die anhaltenden Niedrigzinsen machen es den Unternehmen schwer, angemessene Erträge zu erwirtschaften. Dafür drücken die Zins-Garantien bei Alt-Verträgen. Kein Wunder, dass namhafte internationale Rating-Agenturen die Branche kritisch bewerten.

Dabei ist es weniger die aktuelle Situation als die perspektivische Sicht, die zu schlechteren Bewertungen führt. Die durchschnittliche Eigenkapitalausstattung der Lebensversicherer liegt über den aufsichtsrechtlichen Anforderungen. Die Solvabilitätsquote beträgt im Schnitt 180 Prozent. Das ist ein gutes Polster, löst aber das Problem der anhaltenden Ertragsschwäche nicht.

Gefährdete Gewinne und gebremste Eigenkapitalbildung

Bei Moody's erhalten die deutschen Lebensversicherer bei der Gewinn-Gefährdung die schlechteste Bewertung. Sie finden sich hier in der negativsten Stufe von insgesamt fünf möglichen. Grund für diese Einstufung ist der nach wie vor hohe Anteil an Alt-Verträgen im Bestand. Für den gelten immer noch die deutlichen höheren Zinsgarantien aus der Vergangenheit - in der Spitze bis zu vier Prozent. Das ist eine Rendite, die Lebensversicherer derzeit am Markt bei den gegebenen Anlage-Restriktionen kaum erzielen können. 

Nicht minder kritisch als Moody's bewertet Konkurrent Fitch die deutsche Lebensversicherungsbranche. Hier wird darauf hingewiesen, dass die Eigenkapitalausstattung zwar im Schnitt ausreichend sei, es gebe aber durchaus Unternehmen, die sich nach der Eigenkapitaldecke strecken müssten. Von den 84 Lebensversicherern am deutschen Markt würden 13 - also jeder sechste - die Eigenkapitalanforderungen nicht erfüllen, wenn es keine 16jährige Übergangsfrist gäbe. 

Nur Zinswende kann helfen - neue Produkte kaum akzeptiert 

Eigenkapitalbildung setzt entsprechende Erträge voraus. Damit tun sich die Unternehmen schwer, solange die Niedrigzinspolitik der EZB fortgesetzt wird. Zwar sind die Zinsen im langfristigen Bereich zuletzt leicht angestiegen, eine nachhaltige Zinswende wird es aber kaum geben können. Schließlich zwingen die hohen Staatsschulden die Notenbanken zu dauerhaften Niedrigzinsen. Ein nachhaltiger Zinsanstieg würde die Staatshaushalte überfordern und Staatspleiten wahrscheinlicher werden lassen - nicht nur für die Notenbanken ein wenig erstrebenswertes Szenario.  

So befindet sich die Versicherungsbranche in einem bemitleidenswerten Dilemma:

Einerseits sind Zinssteigerungen dringend erforderlich, um die nötigen Erträge zu erwirtschaften. Andererseits gefährden Zinssteigerungen das Anlageportfolio der Versicherungen - den sogenannten Deckungsstock -, da dieser prall gefüllt ist mit Anleihen von Staaten, die sich aufgrund von drohenden Zahlungsschwierigkeiten keine höheren Zinsen leisten können. Ein Teufelskreis.  

Bei Moody's erhalten die deutschen Lebensversicherer bei der Gewinn-Gefährdung die schlechteste Bewertung." 

Es kann vor diesem Hintergrund nicht überraschen, dass die Branche im Versicherungsvertrieb massiv schwächelt.

Kein Wunder also, dass sich Versicherungsunternehmen zunehmend von der klassischen Kapitallebensversicherung mit Zinsgarantie verabschieden und die Ratingagenturen eine gebremste Geschäftsentwicklung vorhersehen.

Die neuen Produkte ohne Garantie werden von der Kundschaft nur zögerlich angenommen, so die Ratingagenturen. Ob sich diese Lösungen am Markt überhaupt werden durchsetzen können, ist fraglich.

Schließlich war einer der Hauptgründe für den früheren Erfolg der Kapitallebensversicherung die Zinsgarantie. Ohne diese wird es schwierig, die auf Sicherheit bedachten Deutschen als Anleger (wieder) zu gewinnen.

Man muss kein Visionär sein, um zu erkennen, dass die Kapitallebensversicherung ein undankbares Geschäftsmodell ist.

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