Derzeit ist kaum abzuschätzen, welche Risiken aus dem fortschreitenden Klimawandel für das Weltfinanzsystem entstehen können

Schwarzer Schwan war gestern Die grünen Schwäne

Der Begriff "Schwarzer Schwan" wurde kurz nach der Jahrtausendwende vom Börsenhändler und Publizisten Nassim Nicholas Taleb geprägt. Er bezeichnet unwahrscheinliche und kaum vorhersehbare Ereignisse, die - falls sie doch auftreten - gravierende Auswirkungen auf das Weltgeschehen haben. Ihre "Unberechenbarkeit" lässt sie eher als Risiko, denn als Chance erscheinen.

Auf dieses Bild des Schwarzen Schwans greift die Bank für Internationalen Zahlungsausleich (BIZ) in Basel zurück, wenn sie jetzt vor dem Hintergrund des Klimawandels in einer Analyse von Grünen Schwänen spricht, die das weltweite Finanzsystem aus dem Gleichgewicht bringen könnten. Es sei dringend notwendig, solche Grünen Schwäne stärker bei Risikovorsorge und Risikomanagement zu berücksichtigen.

Unvorhersehbare Ereignisse aus einer vorhersehbaren Entwicklung

Nach Auffassung der BIZ weisen Grüne Schwäne viele Gemeinsamkeiten mit Schwarzen Schwänen auf. Ein Unterschied besteht: der Klimawandel als "Brutkasten" für Grüne Schwäne ist eine voraussehbare Entwicklung; welche Ereignisse daraus resultieren, dagegen nur bedingt. Tatsächlich werfen Schwäne - ob schwarz oder grün - herkömmliche Risikomodelle ein Stück weit über den Haufen. Diese beruhen im Wesentlichen auf der Extrapolation von Vergangenheitsdaten und der Annahme der Normalverteilung von Risiken. Schwäne lassen sich darüber nicht erfassen.

Derzeit ist kaum abzuschätzen, welche Risiken aus dem fortschreitenden Klimawandel für das Weltfinanzsystem entstehen können. Es fehlt schlicht das Erfahrungswissen. In den derzeitigen Risikomodellen kommt der Klimawandel nicht vor. Dass die Klimarisiken eine Volkswirtschaft ernsthaft gefährden können, zeigt aktuell das Beispiel Australien.

Die ausufernden, auch durch den Klimawandel bedingten Buschfeuer werden zunehmend zu einer Belastung für die australische Wirtschaft. Der Tourismus ist bereits eingebrochen und Australiens Hauptexportprodukt Kohle steht mehr und mehr in Frage. Allgemein wird im Februar mit einer Leitzinssenkung durch die australische Zentralbank gerechnet, um die negativen wirtschaftlichen Folgen der Buschbrände aufzufangen. Das dürfte wohl die erste Klima-Maßnahme einer Notenbank werden, vermutlich nicht die letzte.

Der Klimawandel als "Brutkasten" für Grüne Schwäne ist eine voraussehbare Entwicklung."

Notenbanken können es nicht alleine richten

Die BIZ-Analyse geht davon aus, dass die Notenbanken nicht alleine Gefährdungen des weltweiten Finanzsystems durch Grüne Schwäne auffangen können. Banken und andere Finanzinstitutionen sind ebenfalls gefordert, Vorsorge zu treffen.

Die BIZ ist so etwas wie die Zentralbank der Zentralbanken. Sie befasst sich immer wieder mit Themen, die die globalen Finanzmärkte und das Finanzsystem betreffen. Risikobetrachtungen spielen dabei eine zentrale Rolle.

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