Zur Förderung der Aktienkultur Die Idee der Quartalsdividende
Statt einer sollen es nun vier Dividendenzahlungen pro Jahr richten - Finanzexperten lassen sich immer neue Argumente einfallen, um Deutsche von Aktieninvestments zu überzeugen. Ob das reicht, ist allerdings fraglich.
Deutsche Anleger stehen nicht auf Aktien, die Risiken sind offenbar zu hoch und unübersichtlich, um in einzelne Unternehmen zu investieren. Naturgemäß ist es immer eine Frage der richtigen Auswahl, die über Gewinn oder Verlust entscheidet - und genau diese will der Finanzexperte Christian Röhl nun erleichtern: Dividendenzahlungen sollen zum Beispiel alle drei Monate erfolgen, um neue Aktionäre zu gewinnen und um vor allem auch in schlechten Zeiten zu halten.
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Alle drei Monate Dividende - ein gewichtiges Kaufargument?
Spricht sich Röhl als Gründer der Plattform "Dividenden-Adel" für die Quartalsdividende aus, hält Franz-Josef Leven vom Deutschen Aktieninstitut (DAI) dagegen: Die Auswertung der Plattform, die Röhl gemeinsam mit der privaten Hochschule FOM und der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) regelmäßig durchführt, ergab bei den 640 relevanten Unternehmen Ausschüttungen in Höhe von mehr als 46 Milliarden für 2017 - was im Vergleich zum Vorjahr eine Steigerung von neun Prozent bedeutet. Vor allem die 30 im DAX geführten Unternehmen schlagen hier mit mehr als 31 Milliarden Euro zu Buche.
Auffällig ist dabei, dass die Dividendenzahlungen vor allem von April bis Juni erfolgen, Daimler zahlt im März und Siemens erst Anfang des folgenden Jahres. Anders sieht die Praxis in den USA aus, hier werden die Ausschüttungen bei vielen Firmen alle drei Monate ausgeschüttet. Unter dem Strich hat das keinen Einfluss auf die Höhe der Gewinnbeteiligungen, sondern sei demnach eher ein psychologisches Instrument, die Aktionäre bei der Stange zu halten. Auch in Europa hat sich diese Vorgehensweise etabliert, rund 700 Aktiengesellschaften bevorzugen ebenfalls die quartalsweise oder alternativ die halbjährliche Dividendenzahlung - was allerdings auch einen höheren Verwaltungsaufwand bedeutet. Genau an diesem Punkt setzt Leven vom DSW an.
Deutsche Anleger stehen nicht auf Aktien, die Risiken sind offenbar zu hoch."
Längere Wartezeiten, höherer Aufwand - kleinere Beträge
Franz-Josef Leven kann dem Ansatz der Quartalsdividende demnach auch wenig abgewinnen, würde sie doch mit längeren Wartezeiten einhergehen. Jede Ausschüttung muss nach dem geltenden Aktiengesetz zuvor von der Hauptversammlung beschlossen werden, was den Aufwand deutlich erhöhen würde. Gleichzeitig schrumpfen natürlich die Beträge, die dafür in kürzeren Intervallen gutgeschrieben werden.
Der Effekt sollte sich daher in Grenzen halten, es wird ja nicht mehr Geld ausgeschüttet, nur der Rhythmus verändert. Sinnvoller wäre es, so argumentiert Leven, die steuerliche Situation zu verbessern und vor allem bei der ökonomischen Bildung anzusetzen: In erster Linie ist es nämlich fehlendes Wissen, das die Börse für viele Anleger so suspekt macht.