Der Globalisierungs-Motor stottert

Versuch einer Prognose Die Nach-Corona-Welt

Noch kann von einer Nach-Corona-Welt keine Rede sein - wir befinden uns mitten in der Pandemie und der Höhepunkt ist vermutlich nicht einmal erreicht. Und selbst danach wäre das nicht das Corona-Ende. Es sind zweite und dritte Wellen zu befürchten. Dennoch werfen Forscher bereits einen Blick auf die Welt nach Corona.

Zum Beispiel, was die weitere Entwicklung des Welthandels betrifft. Dieser könnte durch die Pandemie nachhaltig beeinflusst werden. Die Prognose: einige Trends, die schon vor Corona zu beobachten waren, verstärken sich und es kommt zu geografischen Verschiebungen im Welthandel. Insgesamt eine erhebliche Beeinflussung unserer Welt.

Globalisierungs-Motor stottert

Der weltweite Lockdown bedeutete für den globalen Warenaustausch einen tiefen Einschnitt. Lieferketten wurden unterbrochen, die Produktion stand vielerorts still, Handel und Transport reduzierten sich drastisch. Schätzungen gehen von einem Einbruch des Handelsvolumens um rund 20 Prozent aus. Erst allmählich beginnt sich die Lage zu normalisieren und bis der Welthandel das Vor-Corona-Niveau erreicht hat, dürfte es noch mindestens zwei bis drei Jahre dauern. Aber auch dann wird es wohl nicht einfach die Rückkehr zum Status quo geben. Das liegt an längerfristig wirkenden Veränderungen.

Die Globalisierung erhielt den entscheidenden Schub mit der Öffnung Chinas und dem Ende des Kommunismus in Europa in den 1980er/90er Jahren. Die Weltwirtschaft vernetzte sich in nie gekannter Weise, der Welthandel nahm einen ungeahnten Aufschwung und die globale Wirtschaft wuchs dynamisch. Die Globalisierung erwies sich als wahrer Entwicklungsmotor. Doch dieser Motor kam schon vor Corona ins Stottern. Die Finanzkrise bedeutete einen ersten Einschnitt. Seither machen sich zunehmend Globalisierungs-Bremsen bemerkbar.

Bis der Welthandel das Vor-Corona-Niveau erreicht hat, dürfte noch mindestens zwei bis drei Jahre vergehen."

Der Grundsatzkonflikt USA - China

Freihandelsabkommen wie TTIP liegen auf Eis, die USA haben unter Donald Trump einen protektionistischen Kurs eingeschlagen, der Handelskonflikt zwischen den USA und China belastet. Während des Lockdowns wurde vielen bewusst, dass internationale Arbeitsteilung auch Nachteile haben kann und Abhängigkeiten schafft. Daran wird man sich nach Corona erinnern.

Die Auseinandersetzungen zwischen den USA und China sind ein Grundsatz-Streit um die Weltmachstellung. Sie werden die Präsidentschaft von Donald Trump und Corona überdauern. Vor diesem Hintergrund könnten sich gerade in Asien Handelsströme verlagern - weg von China hin zu Indien und anderen Anrainerstaaten der Volksrepublik. Auch die Entwicklung in anderen Schwellenländern wird den künftigen Welthandel beeinflussen und verändern.

 

Autor: Manfred Gassner

 

 

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