Der jahrelange Aufwärtstrend bei Aktien ist abgebrochen

Alles verändert sich Eine neue Ära an den Kapitalmärkten?

Anlässlich des russischen Überfalls auf die Ukraine hat Bundeskanzler Scholz von einer Zeitenwende gesprochen. Er bezog sich damit auf die grundlegend veränderte geopolitische Lage. Der Zeitenwende-Begriff lässt sich aber auch auf Kapitalmärkte anwenden. Hier werden heute ebenfalls alte Gewissheiten in Frage gestellt.

Der jahrelange Aufwärtstrend bei Aktien ist abgebrochen. Zinsängste wegen sprunghaft gestiegener Inflation, nachwirkender Pandemie-Effekte und massive Unsicherheiten genährt durch Krieg, drohende Rohstoff- und Energieengpässe sowie Rezessionsfurcht haben die Stimmung nachhaltig verschlechtert. Diesmal könnte es sich um mehr als ein vorübergehendes Unwetter handeln. Ein struktureller Bruch deutet sich an.

Brüche sind ein Teil des Börsengeschehens

Solche Brüche gab es auch in der Vergangenheit - mal zu Lasten, mal zu Gunsten von Börsenentwicklungen. Als Beispiel ist die Ölkrise in den 1970er Jahren zu nennen. Sie beendete eine lange Phase, in der hohe langfristige Kapitalerträge mit guten Lohnzuwächsen für Arbeitnehmer einhergegangen waren. Die Ölkrise ließ die langfristigen Kapitalerträge abstürzen, das Lohnniveau blieb bei steigender Arbeitslosigkeit und Geldentwertung hoch - es folgte eine mehrjährige Stagflation.

Die Antwort darauf war eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik - bekannt unter den Schlagworten "Reagonomics" und "Thatcherism". Man setzte zur Stärkung des Angebots auf Steuersenkungen, Deregulierung und Privatisierung. Dazu gehörte auch eine Schwächung der Arbeitnehmer-Verhandlungsmacht mit negativen Lohneffekten. Für die Börsen waren das beste Zeiten, noch verstärkt durch das Ende des Kommunismus, die Öffnung Chinas und die Globalisierung.

Aktienbesitzer waren die Profiteure, während Arbeitnehmer das Nachsehen hatten - eine auf Dauer ungünstige Konstellation. Eine erste Ernüchterung kam mit dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 und dem folgenden Konjunktureinbruch. Es begann unter Fed-Chef Greenspan die Ära der lockeren Geldpolitik zur Stimulierung der Wirtschaft. Das Problem einer zunehmenden Schieflage in der Verteilung von Kapital- und Arbeitseinkommen wurde nicht gelöst, eher verstärkt.

Nach Corona ist Arbeit vielerorts heute wieder zum knappen Gut geworden."

Die Kunst - Werte mit Zukunft identifizieren

Zwar konnten die Börsen die Einschnitte durch Finanzkrise und Corona-Krise relativ schnell überwinden, aber die Lage blieb stets "brüchig". Nach Corona ist Arbeit vielerorts heute wieder zum knappen Gut geworden, während dank jahrelanger Notenbank-Geldvermehrung Kapitalüberfluss herrscht.

Steigende langfristige Kapitalerträge sind da eher unwahrscheinlich. Umso wichtiger ist es, auf Werte zu setzen, die noch Potential und Zukunft haben. Die zu identifizieren, ist die Kunst des Börsen- und Finanzexperten.

 

 

Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de

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