Die Volkswirtschaften der EU-Mitgliedsländer klaffen in Bezug auf ihr Leistungsvermögen immer weiter auseinander

Ist Athen wichtiger als Berlin? Einheitskurs der EZB richtet Schaden an

Die geldpolitischen Maßnahmen der Europäischen Zentralbank (EZB) sind nicht dazu beschaffen, die Gemeinschaftswährung zu stabilisieren. Im Gegenteil, die anziehende Inflation in Deutschland bringt angesichts der Nullzinspolitik eine zusätzliche Verschärfung der Situation.

So gut wie keine Zinsen auf Sparvermögen auf der einen und eine deutsche Dezember-Inflationsrate von 1,7 Prozent wachsen sich zur bedrohlichen Situation aus. Dabei handelt es sich aber nur um die Spitze des Eisbergs, denn die Volkswirtschaften der EU-Mitgliedsländer klaffen in Bezug auf ihr Leistungsvermögen immer weiter auseinander, statt sich, wie ursprünglich geplant, einander anzugleichen. Das Fundament für die Gemeinschaftswährung beginnt bedenklich zu bröckeln.

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Euro für einige Staaten zu stark, für andere zu schwach

Es liegt in der Natur einer Währungsgemeinschaft, dass für die teilnehmenden Staaten eine einheitliche Geldpolitik von der zuständigen gemeinschaftlichen Zentralbank betrieben wird - zumindest in der Theorie. Schwierig ist dieses Vorgehen, wenn unterschiedliche Volkswirtschaften, wie sie in den Euro-Mitgliedsstaaten von Anfang an gegeben waren, unter einem Währungsdach zusammengeführt werden: Die stärkeren Länder erwarten einen größeren Einfluss, die schwächeren eine verstärkte Unterstützung, wie aktuell zu sehen ist.

Ist der Euro vor allem für die südeuropäischen Länder deutlich zu stark, als dass er deren Wettbewerbsfähigkeit stärken könnte, profitieren Export-Nationen wie Deutschland von der in Bezug auf die Wirtschaftsstärke relativen Euro-Schwäche. Die Divergenzen werden unter dem Strich also verstärkt, statt im Zuge der Währungsunion einen Ausgleich zu finden.

EZB-Politik mit fatalen Folgen für alle Beteiligten

Der massive Aufkauf von Staats- und Unternehmensanleihen verzerrt nicht nur die Märkte und das auf Kosten der Steuerzahler, er eröffnet vor allem den südeuropäischen Ländern den Zugriff auf billiges Geld: Ohne die Gemeinschaftswährung müssten diese für ihre Staatsanleihen deutlich höhere Zinsen zahlen, da die Ausfallrisiken dann nämlich eingepreist würden. Damit wird der Druck, tiefgreifende strukturelle Veränderungen in die Wege zu leiten, deutlich reduziert. Hier offenbart sich einer der wesentlichen Konstruktionsfehler der Gemeinschaftswährung, der sich nicht ohne Weiteres beheben lässt.

Der massive Aufkauf von Staats- und Unternehmensanleihen verzerrt die Märkte."

Gleichzeitig fehlt das wichtige Instrument, die eigene Währung ab- oder aufwerten zu können, um international wettbewerbsfähig zu werden. Was für Deutschland von Vorteil ist, entpuppt sich als Riesennachteil für die südlichen Mitgliedsländer: Nur mit einer schwächeren Währung ließe sich die Wirtschaft ankurbeln. Da helfen auch die geforderten Sparmaßnahmen nicht generell, denn sie schwächen nur die Binnennachfrage, die hier deutlich mehr zur Wirtschaftsleistung beiträgt, als das in Deutschland der Fall ist.

Das Einheitsmodell Euro steht auf unterschiedlich langen Beinen, kommt aus dem Gleichgewicht und gerät ins Rutschen - der EZB-Einheitskurs kann dies nicht aufhalten.

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