Vorsätzliche Insolvenzverschleppung und Veruntreuung von Geldern in Millionenhöhe zulasten der Gläubiger

Anton Schlecker vor Gericht Er wollte frei schalten und walten

Der Zusammenbruch der Drogeriekette Schlecker ist mittlerweile schon fünf Jahre her. Dennoch ist der Fall des Unternehmensinhabers Anton Schlecker aus dem baden-württembergischen Ehingen derzeit wieder hochaktuell. In einem vor wenigen Tagen eröffneten Prozess vor dem Landgericht Stuttgart werden die Vorgänge um die Insolvenz der Kette neu aufgerollt.

Unternehmensgründer und -inhaber Anton Schlecker steht dabei erstmals wirklich im Rampenlicht, denn er ist der Hauptangeklagte und muss persönlich vor Gericht aussagen. Mitangeklagt sind seine Frau Christa sowie seine Kinder Lars und Meike. Der Vorwurf lautet auf schweren betrügerischen Bankrott  - im schlimmsten Fall drohen dem schwäbischen Unternehmer bis zu zehn Jahre Gefängnis. Ob es so weit kommt, wird der weitere Prozessverlauf zeigen.

Agieren ohne den Blick der Öffentlichkeit 

Diesmal kann sich der heute 72 Jahre alte Anton Schlecker auf jeden Fall nicht der Öffentlichkeit entziehen. Zu seinen "Hochzeiten" war das ganz anders. Da mied er Publizität, wo er nur konnte. Selbst die Mitarbeiter in der Unternehmenszentrale bekamen ihn oft nicht zu Gesicht, denn er nutzte einen exklusiven Aufzug, der ihn aus der Tiefgarage in sein Büro im siebten Stock der Zentrale brachte. Auch sonst wollte er sich möglichst wenig reinsehen und reinreden lassen - ein Grund, warum Schlecker bis zum Schluss nur als "eingetragener Kaufmann" tätig war. "Er wollte frei schalten und walten", fasst der Staatsanwalt dieses ungewöhnliche Konstrukt für ein Unternehmen dieser Größenordnung zusammen. 

Er geht mit Schlecker hart ins Gericht. Vorsätzliche Insolvenzverschleppung und Veruntreuung von Geldern in Millionenhöhe zulasten der Gläubiger lauten die Kernvorwürfe. Spätestens Ende 2009 sei klar gewesen, dass Schlecker insolvenzreif sei, so der Staatsanwalt. Tatsächlich erfolgte die Anmeldung der Insolvenz erst gut zwei Jahre später. Die Zwischenzeit habe der Unternehmer genutzt, um noch hohe Summen beiseite zu schaffen. Das Geld sei im Rahmen "überhöhter Preise" überwiegend an die Logistik-Gesellschaft LDG von Lars und Meike Schlecker umgeleitet worden. Das Unternehmen war für die Belieferung der Schlecker-Filialen aus dem Zentrallager zuständig, gehörte aber nicht zur Schlecker-Gruppe. Daher fielen die Zahlungen nicht in die Insolvenzmasse. 

Der Vorwurf lautet auf schweren betrügerischen Bankrott."

Schlecker erstmals mit persönlichem Statement 

Diese Vorwürfe werden naturgemäß von der Verteidigung und dem Hauptangeklagten bestritten. Erstmals äußerte sich Schlecker jetzt auch selbst zur Anklage - allerdings ohne allzu viel zur Klärung beizutragen. Die Insolvenz sei für ihn unvorstellbar gewesen, ebenso wenig habe er sich unternehmerisches Scheitern vorstellen können, betonte der ehemalige Unternehmer. Er sei sehr erfolgsverwöhnt gewesen. Welche Sichtweise sich durchsetzen wird, die des Staatsanwalts oder die Schleckers und seiner Verteidigung, darauf darf man gespannt sein.

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