Easy Tax Erleichterungen bei der Steuererklärung
Eine Steuererklärung im Bierdeckel-Format - die stellte Friedrich Merz bereits 2003 in Aussicht und wollte damit Wähler gewinnen. Jeder Steuererklärungspflichtige weiß, dass aus diesen Plänen nichts wurde. Jetzt schickt sich der frischgebackene Bundesfinanzminister Christian Lindner an, in die gleichen Fußstapfen zu treten.
Vom Bierdeckel ist zwar nicht die Rede, doch die Steuererklärung soll einfacher werden - durch konsequente Digitalisierung. Das Schlagwort heißt "Easy Tax". Gemeint ist eine vom Finanzamt vorausgefüllte Steuererklärung, die der Steuerbürger nur noch bestätigen muss oder bei Bedarf an notwendigen Stellen korrigieren kann.
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Vieles weiß das Finanzamt ohnehin schon
Das mühsame Suchen in Unterlagen, Akten und Belegen würde weitgehend entfallen. Grundsätzlich ist das Vorausfüllen vom Finanzamt keine Utopie. Denn viele Daten liegen dem Finanzamt ohnehin schon aus anderen Quellen vor. Es fehlt allerdings noch an der erforderlichen Vernetzung und an der Verfügbarkeit für das Vorausfüllen.
Ob die Erleichterung wirklich so gravierend wäre, ist eine andere Frage. Seit es ELSTER - die elektronische Steuererklärung via Internet - gibt und die Beleg-Pflicht weitgehend entfallen ist, hat sich der Papier- und Formularaufwand bei Steuererklärungen ohnehin schon deutlich reduziert.
Homeoffice dauerhaft einfacher absetzbar?
Was nach wie vor Schwierigkeiten macht, sind komplexe steuerliche Regelungen und eine für Laien oft schwer nachvollziehbare Steuersprache. Immerhin will Lindner auch steuersystematisch ein paar Veränderungen vornehmen. So soll Homeoffice-Absetzbarkeit künftig erleichtert werden. Lindner kann sich vorstellen, die 2020 und 2021 pandemiebedingt geltende Ausnahmeregel für Homeoffice-Aufwendungen als Dauerregelung zu implementieren. Danach dürfen pro Homeoffice-Tag pauschal 5 Euro als Aufwand abgesetzt werden, auch wenn kein separates Arbeitszimmer existiert ("Arbeitsecke"). Wer ein separates Arbeitszimmer zu mindestens 90 Prozent für berufliche Zwecke nutzt, darf sogar die tatsächlichen Kosten absetzen.
Es ist denkbar, die 2020 und 2021 pandemiebedingt geltende Ausnahmeregel für Homeoffice-Aufwendungen als Dauerregelung zu implementieren."
Raus aus der Teilzeitfalle
Auch für Frauen soll das Steuersystem durch eine Reform der Steuerklassen verbessert werden. Nach der Geburt eines Kindes arbeiten viele Frauen nicht mehr in Vollzeit, sondern freiwillig oder umständehalber in Teilzeit. Oft sind das schlechter bezahlte Tätigkeiten, die beruflich eine Sackgasse darstellen, weshalb auch von Teilzeitfalle gesprochen wird. Das bestehende Ehegatten-Splitting schafft Anreize zu solchen Teilzeitbeschäftigungen. Hier will der neue Bundesfinanzminister zugunsten der Frauen nachbessern.
Einstweilen sind Lindners Ankündigungen Absichtserklärungen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob daraus mehr wird als beim Bierdeckel-Versprechen.
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