Bei Indexfonds ist auch nicht alles positiv ETFs können problematisch werden
Kaum etwas scheint den Siegeszug von ETFs aufhalten zu können. Mitte des Jahres waren bereits 4,1 Billionen Euro weltweit in börsengehandelte Indexfonds investiert, 50 Prozent mehr als noch Anfang 2016. Und ein Ende des ETF-Booms ist nicht abzusehen. Der Erfolg birgt allerdings auch Risiken, die durch den schieren Umfang des ETF-Investments bedingt sind.
Eigentlich ist der Run auf ETFs nachvollziehbar. Denn die Fonds, die der Idee vom passiven Investieren folgen, setzen wissenschaftliche Erkenntnis über beste Geldanlagen nahezu idealtypisch um. Sie punkten obendrein damit, dass sie kostengünstig sind und das Verhältnis von Rendite und Risiko bei ihnen stimmt. Ihr Konstruktionsprinzip ist einfach und auch von Anlegern, die keine Finanzexperten sind, nachzuvollziehen. All das können viele aktiv gemanagte Fonds nicht von sich behaupten.
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Machen ETFs Märkte ineffizient?
Je größer die Marktbedeutung von ETFs wird, umso mehr beeinflussen sie allerdings auch Marktentwicklungen, obwohl das eigentlich gar nicht in ihnen angelegt ist. Indexfonds wirken tendenziell trendverstärkend. Steigen die Kurse, fließen ihnen zusätzliche Mittel zu, die wieder in den Markt investiert werden und die Kurse treiben. Umgekehrt sieht es bei sinkenden Kursen aus. Je größer das ETF-Volumen im Verhältnis zum Gesamtmarkt ist, umso stärker ist dieser Effekt. Es ist ein Paradoxon: Systematische Passivität führt tendenziell dazu, dass Märkte volatiler werden und das Marktrisiko steigt.
Und noch einen anderen Widerspruch bergen Indexfonds in sich. Sie funktionieren nur auf weitgehend effizienten Märkten, wie es Finanzmärkte sind. Die Effizienz-Eigenschaft ist geradezu Voraussetzung für das ETF-Konzept. Je stärker ETFs aber den Markt "überschwemmen", umso mehr gefährden sie dessen Funktionsfähigkeit. Denn in einer Welt, in der fast nur noch passive Marktteilnehmer existieren, können selbst wenige "Akteure" heftige Marktbewegungen auslösen und es fehlt - wegen der vorherrschenden "Passivität" - ein Mechanismus, der Ausschläge dämpft und wieder zu einem neuen Marktgleichgewicht führt. Das ist aber eine wesentliche Eigenschaft von Markteffizienz.
Indexfonds wirken tendenziell trendverstärkend."
Bisher eher ein theoretisches Problem
Effiziente Märkte scheinen daher ohne eine "kritische Masse" an aktiven Marktteilnehmern nicht auskommen zu können, obwohl laut der sogenannten Effizienzmarktthese aktives Handeln auf Dauer nichts bringt - eine Herausforderung für die Wissenschaft. Die bemüht sich seit Langem vergeblich, diesen Widerspruch aufzulösen.
Zumindest in Deutschland sind wir von einem solchen "extremen" Marktzustand noch deutlich entfernt. Obwohl auch hierzulande ETFs begehrt sind, erreicht ihre "Masse" derzeit gerade mal ein Achtel des Gesamtvolumens an Publikumsfonds. Von einer "marktbeherrschenden " Stellung kann daher einstweilen keine Rede sein und es gibt keinen Grund, sich wegen ETFs um das Risiko von Marktversagen Gedanken zu machen.