Online-Banking gehört für viele zum Alltag

Die comdirect-Panne war nur der Anfang Gefahren des online-Banking

Vermutlich ist Ihnen die Panne bei der Commerzbank-Tochter Comdirekt nicht entgangen. Der Vorfall war nur einer von vielen und zeigt unter anderem, dass die EDV-Systeme vieler Banken ihre besten Zeiten hinter sich haben.

Banken bemühen sich, Sie für digitale Anwendungen im Bankgeschäft zu begeistern. Es vergeht kaum eine Woche ohne neue Smartphone-Kontoführungsapps. Die digitale Aufbruchsstimmung erfasst alle im Geldgewerbe tätigen Institute, darunter Privatbanken, Sparkassen und Volksbanken. Probleme bereitet den Geldhäusern allerdings die meist veraltete Informationstechnik. Die internen IT-Systeme halten der zunehmenden Belastung immer weniger stand und neigen häufiger zu massiven Störungen.

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Bislang litten Kunden nicht unter finanziellen Verlusten

Der bisherige Höhepunkt der IT-Pannenserie betraf letzte Woche Kunden, die sich bei dem zur Commerzbank gehörenden Onlineinstitut Comdirekt einloggen wollten. Statt auf dem eigenen Konto anzukommen, landeten sie auf völlig fremden Konten. Zum Glück war nicht die Möglichkeit von unbefugten Transaktionen gegeben, aber das allen Bankkunden wichtige Bankgeheimnis wurde zumindest vorübergehend ausgehebelt. 

Bereits im Juni berichtete die Deutsche Bank von einem IT-Zwischenfall, welcher mehr als zwei Millionen Konten betraf. Den Inhabern wurde einen Tag lang jede Buchung im Onlinebanking doppelt angezeigt. Erfreulicherweise kam es auch hierbei nicht zu Verlusten, allerdings rutschten einige Kunden aufgrund der doppelten Buchungen derart ins Minus, dass sie vorübergehend keinen Zugang zum eigenen Geld hatten. 

Im Herbst 2015 traf es die Sparkassenkunden in mehreren Bundesländern: Sie kamen zeitweise nicht an Bargeld, weil die Geldautomaten nicht funktionierten. Auch hier verlor kein Bankkunde etwas von seinem Geld.

Überalterte IT-Systeme sind den Anforderungen immer weniger gewachsen

Zugegeben, derartige Pannen gab es auch früher, allerdings nicht so häufig und kaum in den aktuellen Dimensionen. Die Institute vernachlässigten über viele Jahre ihre Informationstechnik und versäumten wichtige Investitionen im IT-Sektor. Bei der Deutschen Bank haben 35 Prozent der eingesetzten Hardware ihre Lebenserwartung bereits erreicht oder überschritten. Zudem vertraut das Institut bei den insgesamt 4.000 Anwendungen überwiegend auf externe Anbieter. 

Die Institute sind jetzt dazu angehalten, zeitnah große Beträge in die Modernisierung ihrer EDV zu investieren." 

Die Deutsche Bank ist jedoch kein Einzelfall. Die meisten Institute arbeiten mit IT-Systemen, die mehr als acht Jahre alt sind. Das mag Ihnen vergleichsweise jung vorkommen, doch sind die Systeme seit der letzten Finanzkrise erheblichen Belastungen ausgesetzt. Seit acht Jahren folgt eine Regulierung auf die Nächste und jedes Mal muss die komplette IT-Hardware neu darauf ausgerichtet werden. 

Investitionen in Milliardenhöhe 

Die von Pannen betroffenen Banken können sich glücklich schätzen, dass es "nur" zu Verletzungen des Bankgeheimnisses und anderen Unannehmlichkeiten kam, aber nicht zu finanziellen Verlusten bei der Kundschaft. Die Institute sind jetzt dazu angehalten, zeitnah große Beträge in die Modernisierung ihrer EDV zu investieren. Unterlassen sie diese Investitionen und entscheiden sich für kostengünstige Improvisation, wird ein an sich sicheres System enormen Vertrauensverlust erleiden.

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