Niedriger Ölpreis mit Konsequenzen Geldnöte bei den Scheichs
Der Ölpreis verharrt auf einem historischen Tief und bringt die Scheichs der am Golf angesiedelten Monarchien in Geldnot. Einerseits wird immer mehr Öl gefördert und in den Markt gedrückt, andererseits überlegen die Machthaber Reformen, die das Ausgabeverhalten spürbar verändern sollen.
Vor allem die saudischen Scheichs diskutieren derzeit Maßnahmen, um einen ähnlichen Absturz wie in den 1980er-Jahren zu verhindern. Damals notierte der Ölpreis lange bei 40 Dollar pro Barrel, um dann schlagartig auf zehn Dollar zu fallen. Seinerzeit erhöhte sich das saudische Staatshaushaltsdefizit auf über 30 Prozent des BIP, wobei die Einnahmen aus dem Ölexport 90 Prozent des Gesamtetats ausmachten. Gegenwärtig liegt der Anteil immer noch bei gut 80 Prozent.
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S&P stuft die Kreditwürdigkeit der saudischen Scheichs zurück
Der Ölpreis ging in den vergangenen Monaten erheblich zurück und lies das Haushaltsdefizit erneut auf gut 30 Prozent ansteigen. Die saudischen Verantwortlichen ignorierten den Fehlbetrag lange, erst die Ratingagentur Standard & Poor's brachte mit 16 Prozent einen handfesten Wert ins Spiel und senkte daraufhin die Kreditwürdigkeit Saudi Arabiens. Der Internationale Währungsfonds sieht den Fehlbetrag sogar bei mehr als 21 Prozent und prognostiziert für 2016 immer noch knapp 20 Prozent. US-amerikanische Geschäftsbanken erwarten angesichts des enormen Drucks, dass die verantwortlichen Scheichs den saudischen Rial von der Dollarbindung lösen oder sogar die Ölförderung drosseln. Einstweilen stellt die saudische Regierung klar, dass das Land mit Ölpreisen unterhalb von 20 Dollar leben könne, die Mitbewerber jedoch nicht.
Der niedrige Ölpreis wird zum Problem der ganzen Golfregion
Die Entscheidungsträger aus dem Nachbarland Katar sehen in den niedrigen Preisen eine wachsende Herausforderung für die Projekte zur weiteren Entwicklung des Emirats. Es ist für sie jedoch eine Realität, mit welcher richtig umgegangen werden müsse. Da die Scheichs in Saudi Arabien in Bezug auf Öl tonangebend sind, blickt die gesamte Golfregion auf die dortigen Entscheidungen.
Der Ölpreis verharrt auf einem historischen Tief und bringt die Scheichs der am Golf angesiedelten Monarchien in Geldnot."
Saudi Arabien kündigt Reformen an
Die Scheichs in Riad fürchten, dass die aktuell 740 Milliarden Dollar an Devisenreserven binnen fünf Jahren abschmelzen könnten. Genau dies wurde vom IWF prognostiziert, sofern der Ölpreis nicht bald deutlich steigt. Daher sollen einerseits die Ausgaben gesenkt und andererseits neue Einnahmequellen erschlossen werden. Bislang verteilten die Machthaber willkürlich Milliarden unter der Bevölkerung, um den politischen Frieden zu wahren.
Damit wird jetzt Schluss sein und im Eiltempo soll eine überfällige Reform nach der anderen umgesetzt werden. Der niedrige Ölpreis lässt sich nicht einfach mit einer Förderdrosselung in den Griff bekommen, daher sollen neue Steuern die Energiepreise auf Weltmarktniveau anheben. Zudem wollen viele Golfstaaten zeitnah eine Mehrwertsteuer einführen und die Abhängigkeit vom Öl durch exportorientierte Alternativen senken.
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