Wissenswertes zu aktuellen Finanzthemen

Finanzlexikon Geschlossene Fonds

Geschlossene Fonds sind keine Tagesgeldersatz und keine Produkte für „mal eben“. Sie sind eher ein unternehmerisches Investment im Mantel eines Fonds.

Geschlossene Fonds sammeln Geld für ein konkretes Projekt: zum Beispiel ein einzelnes Bürohaus, einen Windpark, einen Container-Pool oder ein Schiff. Ist die geplante Summe erreicht, wird der Fonds geschlossen – danach können Sie nicht mehr beitreten. Ihr Geld arbeitet über viele Jahre im Projekt. Eine schnelle Rückgabe wie bei einem Tagesgeldkonto gibt es nicht.

Seit einigen Jahren fallen geschlossene Fonds in Deutschland unter das KAGB (Kapitalanlagegesetzbuch). Viele Produkte heißen heute AIF (Alternativer Investmentfonds). Das bringt mehr Regeln und Kontrollen, ändert aber nicht den Kern: hohe Bindung, Projektrisiko, Papiere ohne täglichen Börsenhandel.


Wie ein geschlossener Fonds abläuft – in einfachen Schritten

  • Platzierung: Der Fonds sammelt Kapital, oft über Banken oder Vermittler. Zeichnungssummen starten häufig bei 5.000–10.000 Euro.
  • Investition: Das Geld fließt in ein oder wenige Sachwerte (Immobilie, Energieanlage, Infrastruktur).
  • Betrieb & Ausschüttung: Aus Mieten, Pachten oder Stromerlösen werden laufende Ausschüttungen gezahlt – zum Beispiel 4–6 % pro Jahr, je nach Projekt und Phase.
  • Exit: Nach meist 8–15 Jahren wird der Sachwert verkauft; der Erlös fließt an die Anleger zurück – mit Gewinn oder Verlust.

Wichtig:

Während der Laufzeit sind Verkäufe nur über Zweitmärkte möglich, oft mit Abschlägen.

Sie sollten das Investment als langfristige Bindung betrachten.


Risiken – was man nüchtern einplanen muss

Geschlossene Fonds sind unternehmerische Beteiligungen. Das heißt: Sie tragen Projekt-, Betreiber- und Markt­risiken. Einige typische Baustellen:

  • Illiquidität: Ihr Geld ist gebunden. Zweitmärkte existieren, aber Preise dort sind oft niedrig.
  • Prognoserisiko: Ertragsreihen beruhen auf Annahmen (Miete, Auslastung, Strompreis, Zins). Schon kleine Abweichungen wirken über Jahre stark.
  • Kostenblock: Neben Erwerbskosten fallen Weichkosten an (Konzeption, Vertrieb, Verwaltung). Je nach Fonds können das mehrere Prozent der Zeichnungssumme sein – weniger Kapital arbeitet im Projekt.
  • Hebel (Fremdkapital): Kredite steigern Ertrag und Risiko. Steigen Zinsen oder sinken Einnahmen, geraten Ausschüttungen unter Druck.
  • Konzentration: Ein Projekt = Klumpenrisiko. Fällt der eine Mieter aus oder verzögert sich ein Bau, fehlt der Puffer.

Früher gab es teils Nachschusspflichten. Heute sind diese in vielen AIF-Strukturen ausgeschlossen; prüfen sollte man es trotzdem im Prospekt.


Für wen eignen sich geschlossene Fonds – und für wen eher nicht?

Geschlossene Fonds sind langfristige Sachwert-Beteiligungen mit klaren Stärken – planbare Cashflows, Inflationsschutz über indexierte Einnahmen, reale Assets – und ebenso klaren Schwächen: Illiquidität, Klumpenrisiko und Prognoseunsicherheit."

Sie können passen, wenn Sie…

  • einen langen Horizont haben (8–15 Jahre),
  • bereits ein stabiles Basisdepot besitzen (Tagesgeld, Anleihen/ETFs),
  • die Schwankungen und Bindung bewusst akzeptieren,
  • und die Projektstory verstehen (Mieter, Laufzeiten, Kosten, Puffer).

Sie passen eher nicht, wenn Sie…

  • Geld in den nächsten Jahren sicher benötigen,
  • starke Liquiditätspräferenz haben,
  • oder hauptsächlich auf Steuerargumente schauen. Steuern sind Nebensache; die Wirtschaftlichkeit muss tragen.

Steuern – nur das Nötigste

Erträge können als Einkünfte aus Kapitalvermögen oder – je nach Asset – als gewerbliche Einkünfte gelten. Das hängt vom Fonds und der Struktur ab. Auslandsobjekte bringen Fragen zu Quellensteuern. Wichtig: Steuern sollten nicht der Hauptgrund sein. Entscheidend bleibt, ob das Projekt wirtschaftlich überzeugt. Ein Steuerberater hilft, Überraschungen zu vermeiden.


So ordnen Sie geschlossene Fonds im Portfolio ein

Behandeln Sie sie wie eine Beilage, nicht wie die Hauptspeise: 5–10 % des Gesamtvermögens sind für viele Anleger eine Obergrenze. Innerhalb dieses Rahmens können geschlossene Fonds Diversifikation bringen, weil Erträge nicht täglich mit der Börse schwanken. Sie ersetzen aber keine Liquiditätsreserve und keine breit gestreuten Standardanlagen (z. B. Welt-ETF).


Fazit

Geschlossene Fonds sind langfristige Sachwert-Beteiligungen mit klaren Stärken – planbare Cashflows, Inflationsschutz über indexierte Einnahmen, reale Assets – und ebenso klaren Schwächen: Illiquidität, Klumpenrisiko und Prognoseunsicherheit. Wer sie nutzt, sollte das Projekt verstehen, Kosten prüfen, Fremdkapital einordnen und nur einen überschaubaren Anteil des Vermögens binden. Dann können geschlossene Fonds das Depot sinnvoll ergänzen – als ruhiger, aber nicht risikoloser Baustein.

Kontakt zu mir

Hallo!
Schön, dass Sie mich kennenlernen möchten.