Nobelpreisträger Eugene Fama

Nobelpreisträger Eugene Fama hinterfragt Gibt es wirklich effiziente Märkte?

Die Wirtschaftswissenschaften nutzen gerne Modelle, um das Wirtschaftsgeschehen zu erklären. Eines davon ist das Modell von den vollkommenen Märkten. Finanzmärkte werden als nahezu vollkommene Märkte angesehen, auf denen eine effiziente Preisbildung stattfindet. Das ist der Kern der sogenannten Effizienzmarkthypothese von Nobelpreisträger Eugene Fama.

Diese Hypothese hat die moderne Finanztheorie maßgeblich beeinflusst und wird noch immer kontrovers diskutiert. Sie besagt, dass auf Finanzmärkten als nahezu vollkommenen Märkten sich alle für die Marktteilnehmer verfügbaren Informationen praktisch sofort in den Kursen widerspiegeln. Es ist daher nicht möglich, aus vermeintlichen Informationsvorsprüngen außerordentliche Gewinne zu ziehen. Zumindest gelingt dies nicht dauerhaft und systematisch.

Auch effizient Märkte haben Kursschwankungen 

Effiziente Märkte bedeuten dabei nicht, dass es nicht zu Kursschwankungen kommen kann. Tagtäglich prasseln eine Unzahl an Informationen auf die Börsen ein, die zur permanenten Neujustierung der Kurse auf den aktuellsten Informationsstand führen. Dabei kann es auch zu kurzzeitigen Ausschlägen in die falsche Richtung oder zu Übertreibungen kommen, die aber sofort wieder korrigiert werden. Für Fama sind denn auch drastische Kurseinbrüche wie im Zuge der Finanzkrise kein Gegenbeweis zur Effizienzmarkthypothese. 

Auch andere Börsenphänomene lassen sich mit effizienter Preisbildung erklären, selbst wenn das auf den ersten Blick nicht so scheint - zum Beispiel, dass Aktien kleinerer Unternehmen oder sogenannte Value-Titel oft höhere Renditen erwarten lassen als der Schnitt. Im Dreifaktorenmodell hat Fama mit seinem Kollegen Kenneth French selbst dargelegt, dass solche Bewertungen marktkonform sein können und welche Zusammenhänge dabei bestehen. 

Die Gegenthese - Behavioural Finance 

Ernsthaft herausgefordert wird die Effizienzmarkthypothese durch einen anderen wissenschaftlichen Ansatz, die sogenannte Behavioural Finance. Famas Co-Nobelpreisträger Professor Robert Schiller steht u.a. für diesen Spezialzweig der Verhaltensökonomik. 

Herdenverhalten oder Panikverkäufe zeigen laut Behavioural Finance, dass an den Börsen irrational gehandelt wird."

Er rüttelt an einer der Grundannahmen der Effizienzmarktthese - nämlich daran, dass an den Märkten ausschließlich rationale Akteure unterwegs sind. Herdenverhalten oder Panikverkäufe zeigen laut Behavioural Finance, dass an den Börsen irrational gehandelt wird.

Kurse folgen daher nicht immer einer effizienten Preisbildung. Wer solche Ineffizienzen erkennt, kann sie sich auch zunutze machen. 

Welcher Ansatz Recht hat, ist auch nach jahrelangem Streit unentschieden. Nicht selten werden die gleichen Börsenereignisse von den Verfechtern beider Ansätze sowohl rational als auch irrational erklärt.

Manchmal scheint Wissenschaft doch eine Frage des Glaubens zu sein.

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