Gold funktioniert wieder Goldrausch als Krisenbarometer
Seit dem Jahreswechsel erlebt Gold eine Nachfrage, die die wenigsten Experten erwartet haben. In der Folge hat der Goldpreis deutlich zugelegt. Über die Gründe für den aktuellen "Goldrausch" wird ebenso spekuliert wie darüber, wie die Entwicklung wohl weitergehen mag.
Der Goldpreis hat im Februar die Marke von 1200 US-Dollar pro Feinunze hinter sich gelassen. Gegenüber dem Jahresbeginn bedeutet das einen zweistelligen prozentualen Wertzuwachs. Dieser Kursanstieg binnen weniger Wochen ist sicher bemerkenswert. Betrachtet man die Goldpreis-Entwicklung auf längere Sicht, relativiert sich das Bild allerdings. Von den Höchstständen des Jahres 2011 ist man immer noch weit entfernt. Auf dem Höhepunkt der Eurokrise hatte Gold kurzzeitig die Marke von 1900 US-Dollar pro Feinunze "gekratzt". Die jetzige Kursrallye startete dagegen vom niedrigsten Niveau der letzten Jahre aus.
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Die Angst treibt den Goldpreis
Es sind ganz verschiedene Faktoren, die den Goldrausch erklären. Da ist zum einen die deutlich gewachsene Unsicherheit über die weitere weltwirtschaftliche Entwicklung. Seit Jahresbeginn prasselt eine Vielzahl von schlechten Nachrichten auf die Börsen ein - Crash in China, schwächelnde Konjunktur in den USA, Ölpreisverfall, sinkende Wachstumsraten weltweit, drohender Brexit, auseinanderfallende EU, Syrien- und Flüchtlings-Krise, um nur einige zu nennen.
Die Aktienmärkte zeigen vor diesem Hintergrund heftige Kursturbulenzen. Und wenn Risiken größer werden, ist das gelbe Edelmetall immer gefragt. Der gestiegene Goldpreis ist daher zum guten Teil auch Ausdruck von Krisenängsten. Verstärkend wirkt dabei noch, dass sich die Hoffnungen auf eine Zinswende aus den USA mehr und mehr in Luft aufzulösen scheinen.
Goldpreis-Prognosen besitzen erfahrungsgemäß eine hohe Wahrscheinlichkeit von Fehleinschätzungen."
(Über-)optimistische Preis-Prognosen
Hinzu kommt, dass sowohl Russland als auch China in den letzten beiden Monaten ihre Goldreserven deutlich aufgestockt haben. Alleine die russische Notenbank hat im Januar 20 Tonnen Gold gekauft. Das hat den Preis zusätzlich nach oben getrieben, ist aber vermutlich eher als Einmaleffekt zu werten. Und last but not least scheint auch die alte Börsenregel "die Hausse nährt die Hausse" beim Goldpreis zu wirken. Schon überbieten sich die Analysten der großen Geldhäuser mit Gold-Empfehlungen und verheißen eine Fortsetzung der begonnenen Aufwärtsentwicklung. Sogar der historische Goldhöchststand aus dem Jahre 2011 gerät dabei wieder in den Blick. Dieses spekulative Element zeigt sich auch darin, dass viel Geld nicht in physisches Gold, sondern in Gold-ETC und andere goldbezogene Wertpapiere und Derivate fließt.
Nicht dem Goldrausch verfallen
Doch gerade wenn die Stimmung gut ist, ist Vorsicht angebracht. Goldpreis-Prognosen besitzen erfahrungsgemäß eine hohe Wahrscheinlichkeit von Fehleinschätzungen. Und anstatt dem Goldrausch zu verfallen, dürfte es wesentlich sinnvoller sein, das Edelmetall als strategisches Investment zu sehen.