Die Vermögensverwaltungs-Tochter DWS der Deutschen Bank sieht sich mit Greenwashing-Vorwürfen konfrontiert

Imageschaden bleibt Greenwashing bei der DWS?

Grün ist in, auch bei Geldanlagen. Doch ist wirklich alles grün, was so deklariert wird? Die Vermögensverwaltungs-Tochter DWS der Deutschen Bank sieht sich mit Greenwashing-Vorwürfen konfrontiert. Die US-Börsenaufsicht SEC soll erste Ermittlungen aufgenommen haben. Die BaFin interessiert sich ebenfalls für den Fall.

Als das Wall Street Journal vor wenigen Tagen erstmals über den Vorgang berichtete, brach der Kurs der DWS-Aktie gleich um 14 Prozent ein, auch die Deutsche Bank-Aktie erlitt einen Rücksetzer. Die DWS weist die Vorwürfe mit Nachdruck zurück. ESG sei ein Eckpfeiler in der Unternehmensstrategie und man habe eine lange Tradition in nachhaltigem Investieren. Die DWS stehe zu den Veröffentlichungen in ihren Jahresberichten, heißt es aus Frankfurt.

Ex-Nachhaltigkeitschefin sieht Etikettenschwindel

Losgetreten hatte die Ermittlungen die ehemalige DWS-Nachhaltigkeitschefin. Sie hatte diesen Posten allerdings nur kurz inne, bereits nach der Probezeit endete das Arbeitsverhältnis. Jetzt erhebt sie den Vorwurf, das Unternehmen stelle sich grüner dar als es tatsächlich sei. Nachhaltigkeitskriterien seien längst nicht in dem Maße in Investmentstrategien integriert wie öffentlich behauptet. Wohl schon Anfang August hatte die frühere DWS-Mitarbeiterin auf den angeblichen Etikettenschwindel aufmerksam gemacht. Aufsichtsbehörden sind qua Amtes verpflichtet, solchen Anschuldigungen nachzugehen.

Nun ist das mit den grünen Investments so eine Sache. Denn nach wie vor gibt es keine allgemeinverbindliche Definition, was unter "grün" oder "nachhaltig" zu verstehen ist. Das beginnt bereits bei den sogenannten ESG-Kriterien. ESG steht für die drei Nachhaltigkeits-Dimensionen Environmental (Umweltbezug), Social (Sozialverträglichkeit) und Governance (ethisches Handeln). Bei den für jede Dimension anzuwendenden Kriterien gibt es Definitions- und Interpretationsspielräume. Von daher ist es je nach Betrachtung durchaus möglich, das gleiche Investment als nachhaltig oder als nicht-nachhaltig zu qualifizieren.

Vertrauensverlust wiegt schwer."

Wenn der gute Ruf leidet

Die DWS unterscheidet zwischen ESG-integrierten AuM (Assets under Management) und ESG-AuM. Bei ESG-integrierten Produkten sind über 90 Prozent des Portfolios ESG-konform, ESG-AuM bilden dagegen explizite Nachhaltigkeits-Produkte. Juristisch dürfte sich das Risiko für die DWS vermutlich in Grenzen halten, dafür sorgt schon die schwammige Begrifflichkeit. Was schwerer wiegt, ist der Imageschaden. Denn Vorwürfe, die erst einmal in der Welt sind, bleiben meist länger haften - selbst wenn ihre Substanz dürftig ist. Der Schaden dürfte höher zu bewerten sein als der reine Kursverlust. Vertrauensverlust wiegt schwer.

 

 

Autor: Reiner Braun, Braun Finanzberatung GmbH & Co. KG Bamberg, www.braun-finanzberatung.de

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