Finanzlexikon Hintergründe zum Optionsschein
Optionsscheine sind Finanzinstrumente, die Anlegern das Recht einräumen, einen bestimmten Basiswert (wie Aktien, Indizes, Rohstoffe oder Währungen) zu einem festgelegten Preis und innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen oder zu verkaufen.
Sie zählen zur Kategorie der Derivate, da ihr Wert von einem zugrunde liegenden Vermögenswert abhängt. Sie bieten Chancen auf hohe Gewinne, bergen aber auch ein erhebliches Risiko, bis hin zum Totalverlust.
Definition und Funktionsweise
Ein Optionsschein (engl. warrant) gibt seinem Inhaber die Möglichkeit, eine bestimmte Menge des zugrunde liegenden Basiswertes zu einem vorher festgelegten Preis (dem Basispreis) zu kaufen oder zu verkaufen. Diese Option ist zeitlich begrenzt und kann bis zu ihrem Verfallstag ausgeübt werden. Es gibt zwei Grundarten von Optionsscheinen:
- Call-Optionsschein: Berechtigt den Inhaber, den Basiswert zu einem festgelegten Preis zu kaufen.
- Put-Optionsschein: Berechtigt den Inhaber, den Basiswert zu einem festgelegten Preis zu verkaufen.
Wichtig: Optionsscheine verleihen kein Pflichtrecht. Der Inhaber entscheidet, ob er sein Recht ausüben möchte oder nicht.
Unterschiede zu Optionen
box
Optionsscheine ähneln den klassischen Optionen, unterscheiden sich aber in einigen Punkten:
- Herausgeber: Optionsscheine werden in der Regel von Banken oder anderen Finanzinstituten emittiert, während Optionen meist an Terminbörsen wie der Eurex gehandelt werden.
- Stückzahl und Standardisierung: Optionen sind hinreichend standardisiert, während Optionsscheine individuell und damit sehr unterschiedlich ausgestaltet sein können.
- Laufzeit: Optionsscheine haben häufig eine längere Laufzeit als börsengehandelte Optionen.
- Handelsplatz: Optionsscheine werden meist außerbörslich (Over-the-Counter) oder an regulären Börsen gehandelt.
Kursbildung von Optionsscheinen
Der Wert eines Optionsscheins wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst:
Innerer Wert: Der innere Wert gibt an, ob der Optionsschein im Geld (engl. in-the-money) liegt.
- Call-Optionsschein: Innerer Wert = Aktueller Kurs des Basiswerts − Basispreis
- Put-Optionsschein: Innerer Wert = Basispreis − Aktueller Kurs des Basiswerts
- Liegt der Basispreis beim Call über oder beim Put unter dem aktuellen Kurs, hat der Schein keinen inneren Wert und liegt aus dem Geld.
Zeitwert: Der Zeitwert spiegelt die Wahrscheinlichkeit wider, dass der Optionsschein bis zum Verfallstag einen inneren Wert erlangt oder steigert. Mit abnehmender Laufzeit sinkt der Zeitwert – dies nennt man Zeitwertverfall.
Volatilität des Basiswerts: Eine hohe Volatilität erhöht den Zeitwert, da größere Kursschwankungen die Chance erhöhen, dass der Optionsschein ins Geld läuft.
Laufzeit: Je länger die Laufzeit, desto höher der Zeitwert. Anleger zahlen für die zusätzliche Zeit, in der der Kurs in die gewünschte Richtung laufen könnte.
Zinsen und Dividenden: Der Zinseszinseffekt bei Call-Optionsscheinen und die erwarteten Dividendenzahlungen bei Aktienbasiswerten beeinflussen ebenfalls den Kurs.
Vorteile von Optionsscheinen
Hebelwirkung: Optionsscheine ermöglichen Anlegern, mit einem geringen Kapitaleinsatz überproportional von Kursbewegungen des Basiswerts zu profitieren.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten:
- Spekulation: Anleger setzen gezielt auf Kursgewinne oder -verluste.
- Absicherung (Hedging): Put-Optionsscheine können zur Absicherung bestehender Positionen verwendet werden.
Flexibilität: Durch die Vielfalt an Basiswerten und Ausgestaltungsmerkmalen sind Optionsscheine für unterschiedliche Marktstrategien geeignet.
Keine Nachschusspflicht: Anders als bei Futures oder CFDs können Anleger mit Optionsscheinen maximal ihren Einsatz verlieren.
Risiken von Optionsscheinen
Ein sorgfältiges Risikomanagement und das Verständnis der Einflussfaktoren sind entscheidend, um erfolgreich mit Optionsscheinen zu handeln."
- Totalverlust: Wenn der Basiswert sich nicht in die erwartete Richtung bewegt, kann der Schein wertlos verfallen.
- Zeitwertverlust: Der Wert eines Optionsscheins nimmt mit der Zeit ab. Anleger können Geld verlieren, selbst wenn der Basiswert stagniert.
- Komplexität: Die Kursentwicklung von Optionsscheinen hängt von mehreren Faktoren ab, was sie für unerfahrene Anleger schwer verständlich macht.
- Emittentenrisiko: Da Optionsscheine von Banken emittiert werden, besteht ein Risiko, dass der Emittent zahlungsunfähig wird.
Anwendungsbeispiele
- Call-Optionsschein auf Aktien: Ein Anleger kauft einen Call-Optionsschein auf eine Aktie mit einem Basispreis von 100 Euro, wenn der aktuelle Aktienkurs bei 95 Euro liegt. Steigt der Kurs auf 110 Euro, kann er die Aktie günstig erwerben und mit Gewinn verkaufen.
- Put-Optionsschein als Absicherung: Ein Aktionär hält Aktien eines Unternehmens und kauft einen Put-Optionsschein, um sich gegen Kursverluste abzusichern. Fällt der Aktienkurs, kann er den Schein nutzen, um seine Verluste auszugleichen.
Fazit
Optionsscheine sind vielseitige Instrumente, die sowohl spekulative Chancen als auch Absicherungsmöglichkeiten bieten. Aufgrund der hohen Komplexität und des Risikos sind sie jedoch vor allem für erfahrene Anleger geeignet, die die Mechanismen des Zeitwertverlusts und der Hebelwirkung genau verstehen.
Freiräume schaffen für ein gutes Leben.