Die Wahrheit liegt in der Mitte Indexfonds konsolidieren den aktiven Markt
In den vergangenen Jahren konnten ETFs einen beispiellosen Markterfolg verzeichnen. Weltweit ist inzwischen ein Billionen-Vermögen in Indexfonds investiert. Der Aufwärtstrend scheint ungebrochen und Anbietern aktiver Fonds wird angst und bange. Doch bedeutet der Siegeszug der ETFs wirklich das Aus für aktives Fondsmanagement?
Es gibt namhafte Ökonomen, die dieser Auffassung sind. Folgt man Eugene F. Fama, dem Begründer der sogenannten Effizienzmarktthese, dann sind Indexfonds das Instrument schlechthin, um wissenschaftlich "richtig" zu investieren. Aktive Fonds versuchen dagegen etwas, was nicht geht - den Markt zu schlagen. Beim - vergeblichen - Versuch, eine Überperformance zu erzielen, produzieren sie letztlich nur Kosten. Ihr Verschwinden wäre die logische Konsequenz.
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Wenn die Welt nicht so ideal ist wie gedacht
In der idealtypischen Welt der Effizienzmarktthese mag diese Schlussfolgerung zutreffen. Doch die Wirklichkeit sieht etwas anders aus. Tatsächlich spricht einiges dafür, dass Finanzmärkte auf Dauer hocheffizient funktionieren, das schließt aber zwischenzeitliche Ineffizienzen, Über- oder Untertreibungen oder einen "Lauf in die falsche Richtung" nicht aus. Wer dieses rechtzeitig erkennt und sich zunutze macht, könnte doch Überrenditen erzielen.
Die ETF-Erfolgsstory der letzten Jahre liegt nicht zuletzt darin begründet, dass sich die Börsen sehr gleichmäßig nach oben bewegt haben. Die Fonds, die diese Entwicklung zu 100 Prozent nachvollzogen, konnten davon profitieren. Sie wirkten dabei in gewisser Weise sogar trendverstärkend - ein Vorwurf, dem sich ETFs angesichts ihrer erreichten "Marktmacht" verstärkt ausgesetzt sehen. Sollte der Trend kippen oder sich eine stärkere Volatilität breit machen, könnte sich das positive Bild eintrüben, im schlimmsten Fall in sein Gegenteil verkehren.
Die ETF-Erfolgsstory der letzten Jahre liegt nicht zuletzt darin begründet, dass sich die Börsen sehr gleichmäßig nach oben bewegt haben."
Die Spreu vom Weizen trennen
Dann schlüge womöglich wieder die Stunde aktiver Fonds. Diese müssen sich heute sehr oft den Vorwurf gefallen lassen, dass sie viel zu sehr an ihrem Benchmark-Index "kleben". Das heißt: das vermeintlich aktive Fondsmanagement verhält sich passiv. Die Performance kann nicht besser sein als bei vergleichbaren ETFs, dafür wird ein großer Teil der Rendite durch die im Vergleich höheren Kosten aufgefressen.
Für solche "schein-aktiven" Fonds stehen die Überlebenschancen tatsächlich schlecht. Fonds, die wirklich aktiv investieren, könnten dagegen in unsichereren Zeiten ihren Ansatz stärker unter Beweis stellen. Insofern trägt der ETF-Erfolg dazu bei, den aktiven Markt zu konsolidieren und die Spreu vom Weizen zu trennen.